St.-Bernhard-Gymnasium Psychologie-Unterricht einmal praktisch

Schiefbahn · Mit einem Feldversuch nahm der Leistungskurs der Stufe elf des St.-Bernhard-Gymnasiums die Hilfsbereitschaft ins Visier. Dazu machten die Schüler verschiedene Experimente.

 Auch fliegende Blätter spielten bei den Experimenten der Schüler eine Rolle.

Auch fliegende Blätter spielten bei den Experimenten der Schüler eine Rolle.

Foto: Norbert Prümen

Wohl jeder kennt Situationen, in denen eine kleine Hilfeleistung benötigt wird. Mal erfolgt sie durch Mitmenschen, mal nicht. Warum dies so ist und ob Hilfsbereitschaft beeinflussbar ist, das untersuchten die Schüler des Leistungskurses (LK) Psychologie des St.-Bernhard-Gymnasiums. „Wir hatten uns mit dem Phänomen, warum Menschen Böses tun und auf Befehl anderen Menschen Schmerzen zufügen, beschäftigt. Das brachte uns auf die Idee, einmal zu schauen, warum Menschen Gutes tun und wo die Beweggründe liegen“, berichtet Lehrer Julian Blome, der den LK unterrichtet.

Drei Wochen lang hatten die Oberstufenschüler Zeit, die Feldversuche vorzubereiten, durchzuführen und auszuwerten. Gearbeitet wurde in Kleingruppen von vier bis fünf Personen. Die Schüler stellten in ihren Gruppen verschiedene Hypothesen auf und machten sich an die Untersuchung. So beschäftigte Jonas, Elena, Marie, Zara und Dana die Frage, ob jemand eher hilft, wenn er die gleiche Identität hat. Der Proband in Form einer Schülerin aus der Kleingruppe befand sich dabei auf der Treppe mit Krücken. Als sich die Versuchsperson näherte, fiel gerade eine Krücke hin. „Wir haben das Experiment mit Oberstufenschülern und Fünftklässlern durchgeführt. Die älteren Schüler halfen alle, bei den jüngeren war es nicht der Fall. Wobei es hier eher die Mädchen als die Jungen waren, die dem Probanden halfen“, sagt Elena.

Jede der einzelnen Situationen war genau vorbereitet. Eingeweihte Lehrer schickten die Versuchspersonen ein Stück Kreide holen. Wobei auf dem Weg dorthin mit einem positiven und einem negativen Prim-Reiz gearbeitet wurde. 20 Testpersonen durchliefen den Feldversuch bei Annika, Jolina, Fynn, Maike und Catharina. Sie starteten den Versuch ebenfalls mit einem Reiz. Ihre Versuchspersonen mussten aus mehreren Wörtern einen Satz zusammensetzen. Bei der einen Gruppe waren es positive Begriffe wie „helfen“ und „kümmern“. Bei der anderen Gruppe waren es hingegen negative Wörter.

„Die Schüler wussten, dass sie an einem Experiment teilnehmen, aber nicht, worum es geht. Nach dem Wortspiel sollte der erste Schüler in den nächsten Raum gehen, wo angeblich ein Film gezeigt werden sollte. Auf dem Weg dorthin traf er auf unseren Probanden. Dem fiel eine Mappe aus der Hand, und etliche Blätter flogen umher“, erzählt Annika. Alles passierte im Flur und wurde vom gegenüberliegenden Gebäude genau beobachtet. Von den 20 Versuchspersonen halfen sieben. Von den sieben wiederum waren vier vorher mit positiven Reizen konfrontiert worden und drei mit negativen. Die aufgestellte Hypothese, ob positiv geprimte Personen hilfsbereiter sind als Personen, die vorab mit negativen Reizen konfrontiert worden sind, konnte zwar nicht aussagekräftig belegt werden, aber dennoch war die ganze Gruppe von der praktischen Arbeit begeistert.

Dass mehr weibliche Versuchspersonen halfen, stellte ein weiteres Team fest, wobei hier mit guter und schlechter Laune gearbeitet wurde. In diesem Fall mussten die Testpersonen mathematische Aufgaben lösen. Bei den einen waren es einfache, bei den anderen schwierige mit Themen, die die Schüler noch nie im Unterricht hatten und somit gar nicht lösen konnten. Zudem erhielten die Schüler mit den leichten Matheaufgaben Lob und Süßigkeiten zur Belohnung. „Wir haben einen Auswertungsbogen mit fünf Punkten erstellt“, sagt Rosalie. So gab es Vorbeigehen, Zögern und Weitergehen, Anhalten und Aufmerksamkeit zeigen, Fragen und Helfen sowie direktes Helfen. Zwar konnte bei dem Feldversuch kein direkter Bezug zu den Stimmungen gezogen werden, aber die Schüler stellten fest, dass weibliche Versuchspersonen eher eine Hilfeleistung anbieten als männliche.

Das konnte auch die Vierergruppe Pia, Tristano, Max und Max bei ihrem Feldversuch feststellen. „Ich denke, alle haben anhand der Feldversuche gemerkt, wie schwierig wissenschaftliche Prozesse sind. Ein theoretisches Konzept ist das eine, aber worüber man sich Gedanken machen muss, wenn es gilt, ein Feld­experiment durchzuführen, ist das andere“, zieht Julian Blome ein positives Resümee.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort