Stadt Willich Der "Kampf gegen den Terror" kollidiert mit den Bürgerrechten

Stadt Willich · Elmar Theveßen, der stellvertretende Chefredakteur des ZDF, referierte vor Mitgliedern der CDU und JU in Neersen zum Thema "Innere Sicherheit".

 Elmar Theveßen bei seinem Vortrag im Landgut Ramshof in Neersen.

Elmar Theveßen bei seinem Vortrag im Landgut Ramshof in Neersen.

Foto: ACHU

Junge Union und CDU Willich hatten gemeinsam zu einem Vrotrag rund um das Thema "Innere Sicherheit" geladen. Es war gelungen, mit Elmar Theveßen, den stellvertretenden Chefredakteur des ZDF, einen kompetenten Redner zu engagieren. Der 46-jährige Fernseh-Journalist nutzte den Abstecher an den Niederrhein, um seine Heimatstadt Viersen zu besuchen. In der Schlussdiskussion brachte Bürgermeister Josef Heyes die Gefühlslage des Publikums auf den Punkt: Heyes dachte beim Thema Innere Sicherheit mehr an den zurückliegenden Einbruch in seinem Hause und an die zwei Stunden Wartezeit, bis endlich die Polizei gekommen sei.

Und auch die Überwachung der NSA in Deutschland war Heyes "egal, wenn wir dadurch in Sicherheit sind." Interessanter fiel das Schlussresumee des ZDF-Mannes aus: Mit dem "Totschlagargument" Kampf gegen den Terrorismus hätten sich die USA in den vergangenen zehn Jahren leider von der Demokratie wegbewegt, Verfassung und Bürgerrechte träten hinter den Kampf gegen den Terror zurück.

Nun ist Elmar Theveßen sicher kein Anti-Amerikaner. Er war sogar fünf Jahre Korrespondent in Washington. Nachdem er 2001 wieder nach Deutschland zurückgekommen war, stieß er bei einer Recherche auf Spendensammlungen von Islamisten für den Sprengstoffanschlag auf die amerikanische Botschaft in Nairobei/Kenia in Deutschland. Und wenn man von Salafisten in Mönchengladbach spricht, ist das Thema plötzlich ganz lokal.

In seinem Vortrag warnte Theveßen vor der Gefahr vor Terror in Deutschland. In Syrien sind 11000 ausländische Kämpfer eingesetzt. Ihre Zahl habe sich in den letzten neun Monaten verdreifacht. Auch aus Deutschland seien junge Männer nach Syrien gereist, wären dort ausgebildet worden und hätten gekämpft. Was passiert, wenn sie wieder zurück nach Deutschland kommen? Bei einem der Täter der Sauerlandgruppe skizzierte er aber auch, wie ein deutscher Jugendlicher auf Abwege kommen könne: Gewalt in der Familie, Scheidung der Eltern. die Freundin verliert während der Schwangerschaft das gemeinsame Kind, Körperverletzung, Jugendarrest, Wehrdienst, konvertiert, in Iran und Pakistan ausgebildet, 2007 nach Deutschland abgeschoben. Zu entschuldigen seien die Taten dadurch nicht, aber die Hintergründe würden deutlicher.

Nach Ansicht des Journalisten gehe es beim Terror kaum um Religion, sondern um Macht, Einfluss und die Kontrolle über die Ressourcen. Die jungen Männer im Vorderen Orient, die für die Anschläge und Kämpfe rekrutiert werden, hätten kaum Aussichten auf Ausbildung und Jobs. Zu den mangelnden Perspektiven käme die Doppelmoral des Westens, der Menschenrechte predige, aber das Gefangenenlager Guantanamo und das Foltergefängnis Abu Graib zulasse. Deutlich warnte Theveßen seine Zuhörer aber auch vor Angstparolen von Überfremdung und schleichender Islamisierung. Seine Statistiken machten solche Parolen unhaltbar.

(RP)
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