Serie: Unsere Plätze - Hubertusplatz Das Herz von Schiefbahn

Schiefbahn · In Schiefbahn spielt sich das Leben rund um die St.-Hubertus-Kirche ab. Sie ist der Mittelpunkt der Gemeinde und ein Treffpunkt für alle Generationen. Die Geschichte reicht weit zurück.

 In Schiefbahn spielt sich das Leben rund um die St.-Hubertus-Kirche ab.   Fotos (3): Norbert Prümen

In Schiefbahn spielt sich das Leben rund um die St.-Hubertus-Kirche ab. Fotos (3): Norbert Prümen

Foto: Norbert Prümen

Die Skulptur mit dem Titel „Dorfgespräch“, die sich vor dem Haupteingang der Schiefbahner St.-Hubertus-Kirche befindet, könnte keinen besseren Platz haben. Die drei in ein Gespräch vertieften Männer, die einst von Loni Kreuder geschaffen wurden, spiegeln genau das wider, was den Platz rund um die katholische Kirche ausmacht: Hier trifft man sich und klönt.

Dass das auf dem Hubertusplatz der Fall ist, zeigt sich nur wenige Meter hinter der Skulptur. Unter den Sonnenschirmen des Eiscafés Marta herrscht rege Betriebsamkeit. „Es ist einfach schön, sich hier zu treffen. Es ist nett, man sitzt bequem, und diese Schiefbahner Ecke bietet eindeutig mehr Grün als der Willicher Markt. Daher halte ich mich gern in diesem Umfeld auf, wenn ich die Zeit dazu habe“, sagt Besucherin Margitta Kischel.

 Manchmal werden auch alte Schätze um die Kirche gefahren.

Manchmal werden auch alte Schätze um die Kirche gefahren.

Foto: Norbert Prümen

Ein bisschen weniger Verkehr wäre wünschenswert, bemerkt Antonia Spickers, die es sich zusammen mit ihrer Freundin und einem Eisbecher unter einem der Sonnenschirme bequem gemacht hat. Die Hochstraße läuft genauso um die Kirche wie die Hubertusstraße und der Hubertusplatz. Wer wollte, könnte mit dem Auto oder Fahrrad im Karree um die Kirche fahren, allerdings im Einbahnstraßensystem.

Wobei der meiste Verkehr über die Hochstraße geht. „Aber auch wenn die Straße in der Nähe ist, fühle ich mich an dieser Stelle immer ein Stück weit wie im Urlaub“, sagt Yvonne Gold. Ein bisschen shoppen, ein leckeres Eis essen und es einfach genießen, inmitten des pulsierenden Lebens zu sitzen, ist ihre Devise.

  Christine Jabin (l.) und ihre Tochter Yvonne Gold treffen sich gerne auf dem Platz.

Christine Jabin (l.) und ihre Tochter Yvonne Gold treffen sich gerne auf dem Platz.

Foto: Norbert Prümen

Christine Jabin trifft sich gerne mit Freunden in diesem Teil Schiefbahns. „Die Menschen, mit denen man sich umgibt, machen den Platz aus“, philosophiert Besucher Ralf Müller mit einem Augenzwinkern, bevor er alles in dem kurzen Satz zusammenfasst, dass es hier einfach schön sei.

Aber nicht nur den Gästen gefällt es. „Es ist wunderschön, an diesem Ort zu arbeiten. Wir schauen direkt zum Vatikan“, sagt Galliano Quattrer mit einem lächelnden Blick in Richtung der Kirche. Der Inhaber des Eiscafés mag seinen zentral liegenden Arbeitsplatz. Mit dem Verkehr, der ständig über die Hochstraße rollt, hat er sich arrangiert. Das gehöre einfach dazu, sagt er. Dominic Wagner hat es sich derweil auf dem Brunnenrand neben der Kirche bequem gemacht.

„Es ist nett an diesem Platz. Nur die dicht vorbeiführende Straße macht es nicht so ganz gemütlich“, meint der Grefrather, der regelmäßig für Zahnarztbesuche nach Schiefbahn fährt und immer gerne ein wenig im Ort verweilt.

Rund um die Hubertus-Kirche ist ein bunt gemischtes Paket aus Einzelhändlern, Dienstleistern, Ärzten und Gastronomen zu finden. Es gibt eine Bäckerei und einen Metzger sowie einen Friseursalon. Der wöchentliche Markt siedelt sich, wie es auch schon in früheren Jahren der Fall war, rund um den Hubertusplatz an der Kirche an.

Handel im Schatten der Kirche hat eine Jahrhunderte alte Tradition. Die Kirche selbst lässt sich geschichtlich auf eine Kapelle in die Zeit um das Jahr 1400 zurückführen. Die Kapelle, die dem heiligen Hubertus, dem Schutzpatron der Jäger und Schützen, geweiht ist, gehörte zur Pfarre Anrath.

Vor dem Hintergrund, dass sich um diese Kapelle viele Menschen ansiedelten und der weite Weg nach Anrath für etliche nicht zumutbar war, wurde Schiefbahn 1548 zur selbstständigen Pfarre erhoben. Aus dieser Zeit stammt der in der St.-Hubertus-Kirche noch vorhandene Taufstein. 1598 wurde die Kapelle zur Pfarrkirche erweitert.

Hubertuskirchen waren im späten Mittelalter Wallfahrtskirchen. Der heilige Hubertus wurde um Hilfe bei Tollwut und Wahnsinn angerufen. Es gab den sogenannten Hubertusschlüssel, mit dem um 1750 Hunde gebrannt wurden, um sie vor Tollwut zu schützen.

Später wurde dann der Bau der St.-Hubertus-Kirche beschossen. Der Hahn vom Kirchturm mit seinen Einschusslöchern, der von 1855 bis 1955 die Kirche zierte, ist im Schiefbahner Heimatmuseum Kamps Pitter zu finden, was auch für den Hubertusschlüssel gilt.

1853 wurde die Kirche zu klein. Es kam zum Abriss, und der Bau der Kirche, wie die Schiefbahner sie heute kennen, startete. Am 4. November 1855 wurde das erste Hochamt in der neuen Kirche gefeiert. Die Kirche erlebte eine ganze Reihe von weiteren Um- und Anbauten bis zu ihrem heutigen Aussehen und ihrem Status als Herz von Schiefbahn.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort