Anrath Herrenausstatter Commans: Ein Stück Geschichte geht zu Ende

Anrath · Eigentlich hätte der Herrenausstatter Commans in diesem Jahr das 65-jährige Bestehen gefeiert. Jetzt ist daraus ein Räumungsverkauf geworden. Sebastian Commans beendet eine Familien-Ära, die Anrath mitprägte.

 Sebastian Commans vor seinem Geschäft, das er Ende des Monats schließen will. In den Schaufenstern sind Foto-Collagen mit Motiven aus der 65-jährigen Geschichte des Ladens zu entdecken.

Sebastian Commans vor seinem Geschäft, das er Ende des Monats schließen will. In den Schaufenstern sind Foto-Collagen mit Motiven aus der 65-jährigen Geschichte des Ladens zu entdecken.

Foto: Norbert Prümen (nop)

Einfach ist ihm die Entscheidung nicht gefallen. Das ist Sebastian Commans am Gesicht abzulesen. „Ich habe lange überlegt und viel mit meiner Frau und meiner Mutter gesprochen. Weihnachten ist eine Zeit, wo man in sich geht. Das ging auch mir so. An Silvester stand mein Entschluss fest und ich habe die beiden darüber informiert, dass ich den Herrenausstatter Commans schließen werde“, sagt der 40-Jährige, dessen Stimme bei diesen Worten leise wird. Sebastian Commans setzt damit einen Schlussstrich unter ein Unternehmen, das Anrath 65 Jahre mitprägte.

Großvater Adolf Commans war es einst, der den Grundstein für das Modegeschäft legte. Allerdings ging es 1954, als sich der Anrather selbstständig machte, etwas anders zu. Ein Geschäft gab es noch nicht. Adolf Commans zog mit seinem Ford Taunus und Koffern voller Bett- und Tischwäsche sowie Oberbekleidung über die Lande. Erst am 1. April 1960 stand er in seinem eigenen Ladenlokal an der Krefelder Straße in Anrath, wie die heutige Schottelstraße früher hieß. Zum Sortiment gehörten damals neben Bekleidung für Damen, Herren, Kinder und Babys auch Miederwaren, Handtücher, Tischdecken, Bettwäsche sowie Kurzwaren.

Während der Firmengründer zunächst noch selber übers Land fuhr, führte seine Schwester Juliane Spee als gelernte Einzelhandelsverkäuferin das eigentliche Geschäft. Erste Angestellte und Lehrlinge kamen hinzu. 1964 kaufte Adolf Commans das danebenliegende Haus und vergrößerte das Ladenlokal. Tisch- und Bettwäsche sowie Kurzwaren und Kinderbekleidung verschwanden. An der Schottelstraße gab es weitere Umbauten. Hochwertige Damenmode bestimmte das Bild.

An der Jakob-Krebs-Straße 1, nur wenige Meter weiter, rief Sohn Friedhelm Commans, der in die väterlichen Fußstapfen getreten war, indes ein reines Herrenausstatter-Geschäft ins Leben. 2004 stieg die dritte Generation ein. Der gelernte Einzelhandelskaufmann Sebastian Commans kehrte nach mehreren anderen beruflichen Stationen ins elterliche Unternehmen zurück. Vor zehn Jahren schloss das Damenmodengeschäft seine Türen, dafür zog einige Zeit später unter der Regie von Sebastian Commans die Damenmode an der Jakob-Krebs-Straße ein.

Dann entschloss sich Sebastian Commans, der das Unternehmen nach dem Tod seines Vaters Friedhelm im Alleingang führte, wieder ganz auf die Herrenmode zu setzen. Doch nun geht es dem Ende zu. „Die Kundenfrequenz zu halten, ist schwierig geworden. Viele Stammkunden sind mit unserem Unternehmen alt geworden und leider auch bereits verstorben. Neukunden kommen, aber es ist schwierig geworden, die Frequenz zu erhalten. Dazu kommt meine Augenerkrankung. Diese gesundheitlichen und wirtschaftlichen Gründe haben mich dazu bewogen, den schweren Schritt zu machen“, informiert Sebastian Commans.

Dass die Entscheidung unweigerlich gefallen ist, zeigen die roten Schilder mit der Aufschrift „Wir schließen demnächst“ in den Schaufenstern des Herrenausstatters. Dazu macht Sebastian Commans noch einmal eine Zeitreise. Er hat aus alten Fotos Collagen zusammengestellt, die 65 Jahre Mode Commans widerspiegeln. Diese zeitlichen Dokumente zieren die Schaufenster ebenfalls. „Es war eine schöne Zeit, und ich möchte allen danken, die unsere Familie begleitet haben, von den Kunden über die Modevertreter bis hin zu den Mitarbeitern“, sagt der 40-Jährige. Er selber möchte sich beruflich anders aufstellen, wobei sich hier die Frage stellt, was seine Sehkraft zulässt. Der Räumungsverkauf ist indes angelaufen. Neben der aktuellen Winterware verkauft der Anrather auch einen Teil der Ladeneinrichtung. „Zudem werden wir noch unsere Kunden einladen, weil wir uns persönlich verabschieden möchten“, betont Sebastian Commans.

Dann huscht ein Lächeln über sein Gesicht. Es werde ihm sicher ganz komisch vorkommen seine Bekleidung demnächst selber in anderen Geschäften einkaufen gehen zu müssen, fügt er an. Dabei betont er, dass er dies natürlich beim Willicher Einzelhandel zu tun gedenke. Nur so können Willicher dazu beitragen, dass der lokale Einzelhandel überlebt.

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