Neersen Mit einer Choralschola fing alles an

Neersen · Hinter den drei Buchstaben CCN steckt ganz viel Musik. Es handelt sich um den Christlichen Chorverein Neersen, der mit verschiedenen Chören Sänger von klein bis groß anspricht.

 Wolfgang Brock leitet nicht nur den Chor „Praising Voices“.

Wolfgang Brock leitet nicht nur den Chor „Praising Voices“.

Foto: Wolfgang Kaiser

Kaum hat Wolfgang Brock die ersten Töne am Klavier im Neersener „KUDL“ angeschlagen, wird es voll um das Instrument. Die Sänger des Gospelchors „Praising Voices“, die bis dato noch in Gespräche vertieft im Vereinsheim des Deutsch-Lettischen Freundeskreises standen, positionieren sich um ihren Chorleiter. Ein Textbuch braucht niemand. Das bekannte Lied „Give me that old time religion“ kennt jeder auswendig. Die Stimmen schmettern harmonisch durch den großen Raum, und wer an der Hauptstraße 81 vorübergeht, der kommt dank der geöffneten Fenster ebenfalls in den Musikgenuss. Ein spontaner Start voller guter Laune für einen der wöchentlichen musikalischen Übungsabende des Chores.

Jeden Dienstag treffen sich die Frauen und Männer im Vereinsheim und singen gemeinsam. Die „Praising Voices“ gehören dem Christlichen Chorverein Neersen (CCN) an, wobei sie der Chor mit der kürzesten Geschichte sind. „Das offizielle Gründungsdatum unseres Gospelchores war am 26. November 2002“, sagt Wolfgang Brock. Der Neersener Chorleiter zeichnet ebenso für die weiteren Chöre im CCN verantwortlich. Wobei „Laudate“ der Chor ist, mit dem alles angefangen hat. 1976 gründete Wolfgang Brock eine Choralschola rein für Männer. Mit acht Männern ging es los, Frauen sollten nicht mitsingen. Das änderte sich erst zehn Jahre später, als zu Weihnachten erstmals Frauen mitsangen und sich ihren Platz im Chor eroberten. Die Choralschola wurde in den Chor „Laudate“ umbenannt.

Gehörte zunächst nur reine Kirchenmusik zum Repertoire, so veränderte sich dies schnell. Aus einer eigentlich einmalig angelegten Sternsingeraktion, für die Wolfgang Brock mit Kindern probte, entstand zwei Jahre später der Kinderchor „Marienkäfer“ in Neersen. „Die Kinder wollten gerne weitersingen, und so gründeten wir den neuen Chor“, erinnert sich Wolfgang Brock. Die jungen Sänger standen unter einem guten Stern. Schon 1989/90 wurde eine erste CD produziert. Der Chorleiter schrieb Musicals, die zur Aufführung kamen, und gemeinsam mit „Laudate“ ging es auf Reisen quer durch Europa und sogar in die USA.

Über die Musik entstand auch der Kontakt zu Lettland, woraus sich schließlich der Deutsch-Lettische Freundeskreis entwickelte und das KUDL entstand, denn die Abkürzung steht für „Kultur Unterhaltung Deutsch Lettisch“. Die Kinder wurden größer, und der Kinderchor mutierte zum Kinder- und Jugendchor, dem sich ein weiterer Chor für die Teenies anschloss, die „Ladybugs“. Damit blieb man dem Namen Marienkäfer treu und wechselte nur ins Englische. „Wir sind damals mit zehn Kindern gestartet. In Hochzeiten waren es über 50“, erinnert sich Agnes Brock, die den Vorsitz innehat. Heute gibt es nur noch die „Marienkäfer“, und das in Form eines Projektchors. Der offene Ganztag und die Wandlung in der Chorlandschaft sind die Hintergründe dafür.

Seit dem Jahr 2000 firmieren alle Chöre unter dem Namen „Christlicher Chorverein Neersen“, kurz CCN. Anekdötchen aus den vielen Jahren Chorgeschichte gibt es viele. Beim ersten Kindermusical stellte ein Zahnarzt seine Praxislampen als Schweinwerfer zur Verfügung. „Bei einer Musikaufführung in Thüringen war es so kalt, dass Baustrahler in der Kirche aufgestellt wurden, sonst hätten wir gar nicht singen können“, plaudern die Brocks aus dem Nähkästchen. Auch heute sind „Laudate“ und die „Praising Voices“ aktiv. Die alle zwei Jahre stattfindende Illumusica ist ein Produkt des CCN, und wenn am 21. September, beim bundesweiten Gospeltag, auch in Willich gesungen wird, so ist das das Verdienst von „Praising Voices“.

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