Tönisvorst Den Niederrheinern den Spiegel vorgehalten

Tönisvorst · Am liebsten ist es dem Kabarettisten Stefan Verhasselt, wenn seine Besucher am Ende sagen: "Ja, genau so isset!" Wer die Kabarettabende des in Straelen geborenen WDR4-Moderators besucht, ist keineswegs davor geschützt, sich selbst zu erkennen oder zumindest doch den Nachbarn oder den guten Freund, der um die Ecke wohnt.

 Stefan Verhasselt lebte viele Jahre in St. Tönis.

Stefan Verhasselt lebte viele Jahre in St. Tönis.

Foto: Agentur Berns

Jetzt brachte Stefan Verhasselt, der viele Jahre in St. Tönis gelebt hat, im Forum Corneliusfeld mit seinem zweiten Solo-Programm als Niederrhein-Kabarettist sein Publikum zum Lachen, indem er ihm den Spiegel vorhält. Und das tut er liebevoll-spöttisch, mit großer Spielfreude, nie verletzend und immer mit der Region verbunden. Nur wer, wie er, den Niederrheiner in all seinen vielen Facetten so genau kennt, kann auch wort- und bildreich analysieren, was es denn ausmacht, ein "echter" Niederrheiner zu sein.

Den Tönisvorstern und den anderen Niederrheinern, die zum eigenen Wiedererkennen gekommen waren, gefiel ausnehmend gut, was der längst zum besten Botschafter seiner Heimatregion gewordene Rundfunkmann zum Besten gab. Urkomisch, wenn der Niederrheiner nach dem Weg gefragt wird und dann ebenso langwierig wie erschöpfend Auskunft erteilt. Ob der Fremde sein Ziel auf dem vom echten Niederrheiner aufgezeigten Weg auch tatsächlich erreicht? Zweifel bleiben.

Schön auch, wenn der Niederrheiner sich mit Prominenten schmückt, gerne auch aus der Showbranche. Und man erfährt bei Verhasselt, was ein Bäcker vom niederen Rhein mit dem deutschen Philosophen Immanuel Kant gemeinsam hat. Und auch, was denn "der Niederrheiner an und für sich" von der modernen Kunst hält. Das alles wird erfrischend und aktuell erzählt, launig dargeboten und immer mal wieder ergänzt durch typische niederrheinische Ausdrücke.

Da es im Programm auch zu einigen "Grenz-Erfahrungen" kommt, schließlich liegt der Niederrhein ja direkt an der nicht mehr vorhandenen Grenze zu den Niederlanden, fügt der Kabarettist gerne seine Niederländisch-Kenntnisse ein, einschließlich einer authentischen Aussprache, sehr zum Vergnügen seiner Zuhörerschaft.

Ein Schuss schwarzer Humor, eine feine Beobachtungsgabe, vieles kabarettistisch überzeichnet und karikiert und schon ist das Programm so witzig, wie man es sich nur wünschen kann. Und am Ende sagt jeder Besucher, wie auch nun wieder in St. Tönis:"Ja, ja, überall is halt en Stücksken Niederrhein". Und deshalb ist das Kabarett-Programm des Stefan Verhasselt auch außerhalb des Niederrheins erfolgreich.

(jka)
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