Stadt Willich Den Nachbarn nicht verärgern

Stadt Willich · Die Grünen hatten im Rat beantragt, die Schließung des Gladbacher Flughafens zum Ziel der Willicher Stadtpolitik zu machen. Die anderen Fraktionen sagten, man brauche die Kooperation für die Regiobahn-Verlängerung.

Die Willicher CDU möchte eine Störung im nachbarschaftlichen Verhältnis zu Mönchengladbach vermeiden. In der Sitzung des Rates entzündete sich deshalb am Mittwochabend an einem Antrag von Bündnis 90/Die Grünen eine lange und teils heftige Diskussion. Die Grünen hatten beantragt, der Rat solle beschließen, "dass es auch weiterhin Ziel der Stadtpolitik ist, die Schließung des Flugplatzes Mönchengladbach herbeizuführen", der formalrechtlich nur den Status eines "Verkehrslandeplatzes" hat.

Gewerbegebiet statt Flughafen

Der Flugverkehr belaste die Willicher über Lärm, Kerosin und Abgase, und der Flugplatz arbeite nicht wirtschaftlich, argumentieren die Bündnisgrünen. Als Ersatz solle ein Gewerbegebiet mit Windpark entstehen, sagte Hagen Becker (Grüne). Partei- und Fraktionschef Dr. Raimund Berg unterstützte ihn. Er wies darauf hin, dass es Äußerungen und Entscheidungen zum Flughafen auch anderer Willicher Fraktionen gegeben habe, deren Inhalte eine Schließung des Betriebs voraussetzen.

Für die Liberalen meinte deren Fraktionsvorsitzender Franz-Josef Stapel, bei ihnen sei der Eindruck entstanden: "Die Grünen machen hier Politik und wollen sich den Hut aufsetzen". Es sei ungut, dass das Thema in die letzte Ratssitzung des Jahres gekommen sei, er beantragte die Vertagung.

Harte Kritik kam von CDU-Ratsherr Dr. Paul Schrömbges. Er hätte von den Grünen konstruktive Ansätze erwartet. "Wer den Nachbarn vors Schienbein tritt, darf nicht auf Kooperation hoffen", sagte Schrömbges. Der Verkehrslandesplatz habe eine "eigene Geschichte. Die Mönchengladbacher haben große Hoffnungen damit verbunden". Planungsrecht werde immer im regionalpolitischen Konsensverfahren geschaffen, so Schrömbges. Er nannte den Antrag "populistische Bolzerei".

Die Willicher möchten ein harmonisches Verhältnis zu Mönchengladbach, um bei einem anderen Thema – der Verlängerung der Regiobahn bis Venlo – Zustimmung für die Trassenführung über das Gladbacher Stadtgebiet zu bekommen. Diese bringt der Nachbarstadt an sich keine Vorteile, ist aber notwendig. Der CDU-Fraktionsvorsitzende Prof. Siegfried Kirsch erklärte, dass Willich nichts zu beschließen habe, "der Verkehrslandeplatz gehört uns nicht". Er schlug einen dreiteiligen Kompromissbeschluss vor: Willich wolle weiter einen Ausbau des Flugbetriebs verhindern. Wenn der Betrieb eingestellt werde, solle ein "interkommunales Gewerbegebiet" entstehen und die Stadt wolle die Wiedereinsetzung der Lärmschutzkommission, um Fragen des Lärmschutzes für die Bürger zu regeln.

Termin mit Gladbachs OB

Bernd-Dieter Röhrscheid (SPD) erweiterte den Vorschlag um die Forderung, der Bürgermeister und die Technische Beigeordnete Martina Stall sollten möglichst schnell einen Termin mit Gladbachs Oberbürgermeister Norbert Bude machen, um einen Kompromiss für die Regiobahn-Verlängerung zu erhalten. Die FDP wollte zum Thema "interkommunales Gewerbegebiet" den Zusatz "zum Beispiel", um die Überlegungen möglichst offen zu halten. Die Grünen ließen sich von diesen Argumenten überzeugen und erklärten, dass sie diesem veränderten Beschlussvorschlag zustimmen könnten, der einstimmig getroffen wurde.

(djm)
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