Salonfestival „Kluge Köpfe“ Das Wesentliche steht im Mittelpunkt

Willich · Das Salonfestival war mit dem Format „Kluge Köpfe“ zu Gast in Willich. Klaus Hempel öffnete sein Haus für den Philosophie-Professor Christoph Kann, der zu der Frage „Wie wollen wir im Alter leben?“ referierte.

 Klaus Hempel (4. von rechts) bot in seinen Räumlichkeiten Gelegenheit für das „Salonfestival“. Gastredner war Prof. Christoph Kann (Mitte).   Foto: Kurt Lübke

Klaus Hempel (4. von rechts) bot in seinen Räumlichkeiten Gelegenheit für das „Salonfestival“. Gastredner war Prof. Christoph Kann (Mitte). Foto: Kurt Lübke

Foto: Kurt Lübke

Die Haustür ist weit geöffnet. Klaus Hempel erwartet Gäste. Wer diese Gäste sind, das weiß der Hausherr nicht. Er hat seine Privaträume für Menschen zur Verfügung gestellt, die offen dafür sind, mit anderen Menschen zu diskutieren, ins Gespräch zu kommen, Meinungen und Ideen auszutauschen. Salonfestival heißt das Format, das schon ein paar Mal in Willich und Kempen stattgefunden hat und eine besondere Note dadurch bekommt, dass Menschen ihre Wohnungen und Häuser für eine kulturelle Veranstaltung zur Verfügung stellen.

Seit 2014 gibt es das Event. Entstanden ist die Idee im privaten Rahmen in Köln. Rund 600 Salons mit 25.000 Gästen hat es seit der Gründung gegeben. Neben den Großstädten Köln, München, Hamburg und Berlin haben in 25 weiteren Städten Privatleute und Firmen ihre Räumlichkeiten für die Kultur und den Austausch zur Verfügung gestellt. Es gibt „Literatur zu Gast“, „Musik zu Gast“, „Tanz zu Gast“ und „Kluge Köpfe zu Gast“. Die Salons sind öffentlich zugänglich, und jeder ist eingeladen, Salons zu veranstalten und mit zu entwickeln. Die gemeinnützige Initiative „Salonfestival“ lädt renommierte Persönlichkeiten ein und begleitet die Veranstaltung vor Ort.

Der Willicher Unternehmer Klaus Hempel öffnete sein Haus für einen Diskussionsabend mit dem Düsseldorfer Philosophie-Professor Christoph Kann. „Wie wollen wir im Alter leben?“ ist der Abend überschrieben. Etwa 25 Menschen unterschiedlichen Alters versammeln sich zunächst im Garten und später in der Wohnküche. Schon bevor Professor Kann das Wort ergreift, kommen sie bei Wein und Häppchen ins Gespräch. Partysmalltalk sucht man allerdings vergebens. Die Gespräche haben schnell eine Tiefe, die deutlich macht: Hier sind Menschen, denen es ums Wesentliche geht. Sie wollen keine Überschriften, sondern Inhalte.

Und genau das ist der Grundgedanke des Salonfestivals. „Es geht darum, den persönlichen Austausch zu fördern und den privaten Austausch mit Künstlern, Philosophen und Politikern zu ermöglichen, allgemein Menschen miteinander in Kontakt zu bringen“, sagt Antje Terhaag, beim Salonfestival zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit. Für Klaus Hempel, den Gastgeber des Abends, ist das der Grund, sein Haus zu öffnen. „Schon vor 200 Jahren gab es den bürgerlichen Salon, in dem Kulturinteressierte sich zum geistigen Austausch getroffen haben“, sagt der 64-Jährige. Diese „Selbstverantwortung für die Bildung“ gelte es wiederzubeleben und zu unterstützen.

Professor Kann, der an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf lehrt, kommt dem gerne nach und lässt die Zuhörer teilhaben an einer Philosophievorlesung, die sich an den Ausführungen von Hannah Arendt, Michel Foucault und Odo Marquard zum Thema „Leben im Alter“ orientiert. Dabei stehen sich die beiden Positionen des „zurückgezogenen Denkerideals“ und der aktiven Teilhabe am sozialen Leben gegenüber. Ob der Mensch im Alter als zurückgezogener Denker leben oder weiter aktiv an der Gesellschaft teilhaben will, muss letztlich aber jeder für sich entscheiden, wie die anschließende Diskussionsrunde zeigt.

Tatsächlich gebe es viele Senioren, die den Ausstieg aus dem Berufsleben schlecht verkraften, sich einsam fühlten und in der Firma oder auf dem Campus „vom Akteur zum Flaneur“ würden, sagt Kann. Durch die „Partizipation am Leben anderer“ aber mache der alte Mensch sich zum Zaungast. Wer die Einsamkeit des Alters hingegen als etwas Positives erfahren könne, sei in der Lage, glücklich zu altern und sein Leben zu gestalten. Auch Foucault habe das Alter durch die Idee, dass der Mensch in dieser Lebensphase zu sich selbst finden könne und nicht mehr fremdbestimmt sei, „euphemistisch aufgewertet“, sagt Kann.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort