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Das RP-Sommergespräch SPD will Schiefbahner Nordumgehung

Willich · Die Willicher Sozialdemokraten befürchten einen Verkehrskollaps in der Stadt. Eine Lösung ist für sie eine Verbindungsstraße vom Schiefbahner Dreieck nach Niederheide. Kita-Gebühren und günstiger Wohnraum sind weitere Themen.

 Wenn es nach der Willicher SPD geht, soll das Thema „Nordumgehung“ von Niederheide nach Wekeln wieder auf die Tagesordnung.

Wenn es nach der Willicher SPD geht, soll das Thema „Nordumgehung“ von Niederheide nach Wekeln wieder auf die Tagesordnung.

Foto: Marc Schütz

Vor allem mit einer Forderung lässt die Willicher SPD im Sommergespräch mit unserer Redaktion aufhorchen, denn eigentlich war sie politisch schon vom Tisch, doch die Willicher SPD möchte sie gern wieder auf die Tagesordnung setzen: die große Nordumgehung für Schiefbahn. Sie soll den noch zu bauenden Kreisverkehr am „Schiefbahner Dreieck“ über eine neue Straße mit Niederheide verbinden. Es braucht wohl Positionen wie diese, die Aufmerksamkeit erregen, wenn man bedenkt, dass die Sozialdemokraten bundesweit schwierige Zeiten durchmachen und die SPD in Willich durch die Abspaltung dreier Fraktionsmitglieder Ende 2017 geschwächt wurde.

 Lukas Maaßen

Lukas Maaßen

Foto: Maaßen, Lukas

Lukas Maaßen, 28 Jahre jung und seit rund einem Jahr Parteichef in Willich, und Bernd-Dieter Röhrscheid, SPD-Fraktionsvorsitzender im Willicher Stadtrat und nach eigenem Bekunden mit nun 72 am Ende seiner politischen Laufbahn, geben sich allerdings zuversichtlich, was die Kommunalwahlen im September kommenden Jahres angeht, bei denen es auch einen SPD-Bürgermeisterkandidaten geben soll. „Wir haben hier inzwischen eine Truppe, die sich in den vergangenen ein bis zwei Jahren gefestigt hat. Wir sind in Willich besser aufgestellt als im Land und im Bund“, sagt Maaßen. Man habe die Partei und auch die Fraktionsspitze bereits deutlich verjüngt, ergänzt Röhrscheid. „Wir brauchen aber noch mehr Frauen, die sich beteiligen.“

 Bernd-Dieter Röhrscheid

Bernd-Dieter Röhrscheid

Foto: Kurt Lübke

Zurück zu den Inhalten: Im Planungsausschuss war die Schiefbahner Nordumgehung schon vor ein paar Jahren diskutiert worden, scheiterte aber unter anderem an den zu erwartenden Kosten von rund acht Millionen Euro. „Die große Umgehung würde aber für eine deutliche Verkehrsentlastung sorgen“, sagt Lukas Maaßen unter anderem mit Blick auf die Hochstraße. Doch nicht nur in Schiefbahn sehen die Sozialdemokraten Handlungsbedarf: „Die Stadt steht kurz vor dem Verkehrskollaps. Wir haben über Jahrzehnte Menschen angesiedelt ohne die entsprechende Infrastruktur. Wir brauchen dringend Lösungen.“

 Schon jetzt staut sich der Verkehr morgens und abends rund um die Gewerbegebiete Münchheide. Weitere Gewerbeflächen jenseits der Autobahn will die SPD verhindern.

Schon jetzt staut sich der Verkehr morgens und abends rund um die Gewerbegebiete Münchheide. Weitere Gewerbeflächen jenseits der Autobahn will die SPD verhindern.

Foto: Marc Schütz

Eine klare Absage erteilt die Willicher SPD daher auch der Erweiterung der Gewerbegebiete Münchheide jenseits der Autobahn. „Mehr Gewerbe bedeutet mehr Verkehr“, sagt Maaßen, der mehr Flächenversiegelung auch aus Gründen des Umweltschutzes verhindern und den Radverkehr stärken will – völlig unverständlich ist für ihn daher auch, dass der SPD-Antrag auf eine durchgehende Beleuchtung des Alleenradweges mehrheitlich abgelehnt wurde. Bernd-Dieter Röhrscheid wird indes allmählich ungeduldig, was die seit Jahrzehnten diskutierte Verlängerung der S28, der sogenannten Regiobahn, von Kaarst über Haltepunkte in Schiefbahn und Neersen bis Viersen und auf Dauer vielleicht sogar bis Venlo angeht: „Diese Verlängerung wäre eine Entlastung für alle Willicher. Da werden wir noch mal nachhaken.“ Bisher ist das Projekt vor allem wegen Bedenken aus der Stadt Mönchengladbach gescheitert, über deren Gebiet die Trasse auch verlaufen würde. „Notfalls muss es auch ohne Mönchengladbach gehen. Und wenn die S28 nicht bis Viersen verlängert wird, dann wenigstens bis nach Schiefbahn“, so Röhrscheid.

Nicht abweichen wollen die Willicher Sozialdemokraten von ihrer Forderung, dass in der Stadt künftig die Betreuung von Kindern in Kitas, bei Tageseltern und in den offenen Ganztagsgrundschulen für Eltern kostenlos sein soll. Ende des Jahres waren die SPD und die Fraktion „Für Willich“ mit ihren Anträgen gescheitert, die Beitragsbemessungsgrenze, die sich nach dem Einkommen der Eltern richtet, anzuheben. Wenig später forderten beide die völlige Beitragsfreiheit, während CDU und Grüne einen Arbeitskreis zum Thema Kita-Gebühren durchsetzten. „Wenn der Arbeitskreis eine neue Tabelle mit höheren Einkommensgrenzen ausarbeitet, werden wir uns dem natürlich nicht verschließen. Aber es ist ein elementares Ideal der SPD, dass Bildung vom Kindergarten bis zur Hochschule gebührenfrei sein muss“, sagt Maaßen. Finanziert werden soll die Beitragsfreiheit durch den Wegfall des Fonds Deutsche Einheit. „Und in wirtschaftlich schwierigen Jahren finden wir eine andere Lösung“, sagt Röhrscheid.

 Bildung vom Kindergarten bis zur Hochschule muss gebührenfrei sein, findet die SPD. Daher will sie die Kita-Gebühren in Willich abschaffen.

Bildung vom Kindergarten bis zur Hochschule muss gebührenfrei sein, findet die SPD. Daher will sie die Kita-Gebühren in Willich abschaffen.

Foto: dpa/Julian Stratenschulte

Neben der Verkehrsproblematik und den Kita-Gebühren wollen sich die Willicher Sozialdemokraten auch intensiv um das Thema Wohnen und Leben kümmern. „In der Stadt Willich wird viel zu wenig für den sozialen Wohnungsbau getan“, sagt Bernd-Dieter Röhrscheid. Daher wolle man genau darauf achten, ob dieser Aspekt beim Großprojekt „Katharinen-Höfe“ auf dem Gelände des ehemaligen Katharinen-Hospitals auch ausreichend berücksichtigt wird. Röhrscheid betont aber: „Es geht nicht nur um die Menschen, die einen Wohnberechtigungsschein haben. Auch um diejenigen, die keinen haben, weil sie mehr verdienen, aber in Willich keinen bezahlbaren Wohnraum finden, müssen wir uns kümmern.“ In Neubaugebieten müsse daher darauf geachtet werden, dass immer auch Mehrfamilienhäuser gebaut werden.

 Die SPD will darauf achten, dass auf dem Areal des ehemaligen Katharinen-Hospitals genügend günstiger Wohnraum geschaffen wird.

Die SPD will darauf achten, dass auf dem Areal des ehemaligen Katharinen-Hospitals genügend günstiger Wohnraum geschaffen wird.

Foto: Marc Schütz

Zum Leben in der Stadt Willich gehört für die SPD auch die medizinische Versorgung, die durch die Schließung des Katharinen-Hospitals stark gelitten habe. Daher wolle man sich dafür einsetzen, dass es wieder einen Anlaufpunkt zur Erstversorgung in der Stadt gibt. „Aber wir dürfen den Menschen keinen Sand in die Augen streuen und falsche Versprechen machen“, sagt Maaßen. „Ein vollwertiges Krankenhaus wird es hier nicht mehr geben.“ Um Möglichkeiten der Finanzierung auszuloten, werde man bald einen Vertreter der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein einladen und im Herbst die Bürger bei einer Veranstaltung informieren.

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