Stadt Willich Das Geheimnis glücklicher Eltern

Stadt Willich · Wenn Kinder Mitspracherecht haben, ihre Wünsche respektiert werden und sie zum Handeln ermuntert werden, minimieren sich die Machtkämpfe mit den Eltern. Sozialpädagoge Udo Hartings gibt Tipps.

Machtkämpfe, die Aufmerksamkeit auf sich ziehen, die Eltern verletzen — diese kindlichen Verhaltensweisen sind anstrengend, lassen Eltern verzweifeln und führen nicht selten in einen Teufelskreis. "Du nervst" heißt die Gesprächsrunde, zu der Udo Hartings von der Willicher Beratungsstelle für Kinder, Jugendliche und Eltern in die evangelische Tageseinrichtung für Kinder an der Dietrich-Bonhoeffer-Straße eingeladen hatte.

"Sie alle kennen die kleinen Machtspiele, wenn es ums Zähneputzen geht, ums Anziehen, ums zu Bett gehen", sagt der Diplom-Sozialpädagoge, und die etwa zwölf anwesenden Mütter nicken. Während die temperamentvolleren Kinder auf die Aufforderungen der Eltern mit Wutanfällen reagierten, verfielen die schüchternen Kinder in Passivität. "Hinter beiden Verhaltensweisen steckt eine Botschaft", sagt Hartings, "das Kind fühlt sich bevormundet. Es signalisiert: Ich will mitbestimmen. Ich will Aufmerksamkeit. Ich will, dass du dich mit mir beschäftigst."

In der Situation müsse jeder selber für sich Wege finden, dem Kind die Aufmerksamkeit zu geben und trotzdem dafür zu sorgen, dass die Zähne geputzt werden. "Und vielleicht finden Sie andere Gelegenheiten, bei denen Sie die Kinder mitbestimmen lassen", riet der 61-Jährige. So sollten Kinder etwa selber aussuchen, welche Kleidung sie tragen, sie sollten Mitspracherecht beim Mittagessen haben, in die Hausarbeit einbezogen werden und Freiräume bekommen. "Geben Sie Ihrem Kind die Chance, die Welt selber zu erfahren", riet Hartings.

Auch, wenn Kinder aggressiv reagieren, Dinge zerstören, die Eltern hauen oder beleidigen, oder wenn sie sich komplett zurück ziehen, Schwierigkeiten haben, Kontakte zu knüpfen, gehe es letztendlich um den Wunsch nach Aufmerksamkeit. "Während das aktive Kind meint, nur durch Verstöße Aufmerksamkeit zu erregen, zieht das passive Kind sich zurück mit dem Gefühl ,Ich bin es nicht wert, geliebt zu werden'", schildert der Mitarbeiter der Beratungsstelle.

Wichtig sei, dass die Eltern auf das Kind eingehen etwa mit der Frage: "Was macht dich so sauer?" riet Hartings. Gemeinsam sollten Kompromisse gefunden werden, durch die alle zu ihrem Recht kommen.

Auch Wertschätzung zeigen, die Verantwortung des Kindes stärken, Kinder zu kleinen Erfolgen ermutigen, es loben, seine Stärken herausstellen und selber an das Kind glauben, seien wichtige Signale, die Eltern aussenden sollten.

(WS03)
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