Das Ferien-Abc A wie Ackerhelden Gemüse vom eigenen Acker

Anrath · Auf dem Anrather Stautenhof sind 100 Parzellen Land fest in der Hand von Ackerhelden. Das Gärtnern macht den Familien großen Spaß, und es wird jede Menge geerntet.

 Jennifer Beyer, Manuela Boltz-Heuer, Julia Dillmann, Theresa Leiders sowie Milan,Philipp und David bearbeiten ihren eigenen Acker.

Jennifer Beyer, Manuela Boltz-Heuer, Julia Dillmann, Theresa Leiders sowie Milan,Philipp und David bearbeiten ihren eigenen Acker.

Foto: Wolfgang Kaiser

David, Milan und Philipp sind schwer bepackt. Jeder der drei Jungen trägt eine leere Gießkanne und eine Mini-Kratze in der Hand. Zielstrebig geht es entlang des Zaunes in Richtung Tor. Hinter den Jungen ist das Abrollgeräusch einer Schubkarre zu hören, die Julia Dillmann schiebt, während Jennifer Beyer zwei weitere Kratzen mit langen Stielen geschultert hat. „Wir gehen erst noch Wasser holen, dann können wir starten“, sagt Dillmann. Kurze Zeit später sind die beiden Mütter mit ihren Kindern am Ziel angekommen. Das ist zwei Meter breit und 20 Meter lang. Es handelt sich um eine der insgesamt 100 Parzellen der Aktion Ackerhelden.

Zum nunmehr dritten Mal hat sich eine Ackerfläche vom Anrather Biobetrieb der Familie Leiders in ein Gebiet verwandelt, auf dem Familien biologisch gärtnern können. Die Bio-Gemüsegärten zum Mieten, die unter dem Titel „Acker­helden“ vermarktet werden, sind der Renner. Das in Essen angesiedelte gleichnamige Unternehmen pachtet Flächen bei biologisch arbeitenden Landwirten und vermietet diese Areale, aufgeteilt in 40 Quadratmeter große Parzellen, an Bürger, die mit Anleitung und Unterstützung gern biologisch gärtnern möchten. Waren es im ersten Jahr 50 Parzellen auf dem Stautenhof, so stieg die Zahl im zweiten Jahr auf 70 Stück und liegt aktuell bei 100 kleinen Flächen.

„Uns ist es wichtig, dass Menschen, gerade Kinder, erleben, wo Lebensmittel herkommen und wie etwas wächst. Selber ernten ist zudem ein Erlebnis für jeden. Daher bringen wir uns bei Ackerhelden mit unseren landwirtschaftlichen Flächen ein“, sagt Theresa Leiders. Die Familie Leiders bearbeitet die Flächen vor, setzt Kartoffeln und weitere erste Pflanzen, so dass die Teilnehmer von Ackerhelden nicht bei null anfangen.

Zu den Gärtnern in Anrath zählt bereits zum zweiten Mal das Katholische Forum für Erwachsenen- und Familienbildung Krefeld/Viersen. „Als Einrichtung, die mit Kindern und Eltern arbeitet, können wir Parzellen dank Sponsoring von Bioland und Demeter kostenfrei nutzen“, informiert Manuela Boltz-Heuer vom Fachbereich Eltern-Kind-Angebote des Forums. Zwölf Familien sind auf vier Parzellen im Einsatz, darunter auch Dillmann und Beyer. „Es ist schön, eine Parzelle zu zweit nutzen zu können. Alleine wäre es derzeit mit unseren kleinen Kindern einfach zu viel Arbeit“, sagt Dillmann, die mit Beyer vorsichtig die nicht erwünschten Wildkräuter zwischen den gut gewachsenen Salatköpfen wegschaufelt, während die Kinder die beiden Reihen neu gesäter Buschbohnen mit hochkonzentrierten Gesichtern vorsichtig gießen. Es darf nicht zu viel, aber auch nicht zu wenig Wasser auf die Fläche ausgebracht werden. „Sonst ertrinken die Samen“, weiß David.

Zucchinipflanzen wachsen mit Mangold um die Wette. Blaue Kornblumen geben sich ein Stelldichein mit den gelb-orangen Ringelblumen. Dahinter stehen die Kartoffelreihen. Der vor wenigen Tagen ausgebrachte Zuckermais schiebt sich vorsichtig aus der Erde, und die Kohlrabi haben gut angesetzt. Alles gedeiht prächtig. „Schnecken fühlen sich hier, im Gegensatz zu unserem eigenen kleinen Garten daheim, nicht wohl. Daheim haben sie sich durch Radieschen und Kohlrabi gefressen. Dafür haben wir hier in der vorigen Woche Kartoffelkäfer in ein Glas abgesammelt“, erzählt Beyer, die zum zweiten Mal dabei ist und auf diesem Weg auch das Gärtnern für zu Hause entdeckt hat.

Das Arbeiten auf dem Feld hat aber noch weitere positive Effekte: „Die Kinder essen auf einmal Gemüse mit Begeisterung und probieren auch Sachen, die sie sonst nie gegessen hätten. Wenn sie sehen, wie es wächst, wir es gemeinsam ernten und verarbeiten, ist das eine ganz andere Sache, als wenn ich Gemüse einkaufen gehe. Zumal unser selbstgezogenes Gemüse auch ganz anders schmeckt“, sagt Dillmann. Ihre beiden Söhne fragen so ständig nach, wann es denn wieder Gold zu essen gebe. Gemeint ist dabei der Mangold, der beiden prima schmeckt. Das kann Beyer nur bestätigen: „Die erste Zucchini hat Philipp voller Stolz nach Hause getragen, mit zubereitet und mit Genuss gegessen. Sonst wollte er dieses Gemüse nie essen“, erzählt Beyer. Die Kinder bekämen einen ganz anderen Bezug zur Natur und zum Gärtnern, sagt die Anratherin.

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