Stadt Willich Cornelia Wingerath erneut vor Gericht

Stadt Willich · Dem ehemaligen Willicher SPD-Ratsmitglied wird diesmal Untreue in 122 Fällen vorgeworfen. Der Schaden beträgt laut Staatsanwaltschaft mehr als 80.000 Euro. Im vergangenen Jahr wurde Wingerath bereits zu zwei Jahren Haft verurteilt.

Cornelia Wingerath, ehemaliges Mitglied im Willicher Stadtrat und ehemalige Beisitzerin für Finanzen im örtlichen SPD-Vorstand, muss sich in der nächsten Woche erneut vor Gericht verantworten: Die Staatsanwaltschaft Krefeld wirft ihr Untreue in insgesamt 122 Fällen vor. Der Gesamtschaden soll sich auf einen Betrag von mehr als 80.000 Euro belaufen. Im Oktober vergangenen Jahres wurde Wingerath bereits zu einer Haftstrafe von zwei Jahren ohne Bewährung verurteilt, weil sie rund 57.000 Euro veruntreut hatte. Als angestellte und selbstständige Wohnungsverwalterin hatte sie zwischen 2011 und 2015 fremdes Geld, auf das sie als Verwalterin Zugriff hatte, auf eigene Konten überwiesen, in bar abgehoben oder damit eigene Einkäufe sowie einen Besuch im Schönheitssalon per EC-Karte bezahlt.

Die Anklage liest sich diesmal ganz ähnlich wie damals: Die 48-jährige Angeklagte sei in der Zeit von Januar 2015 bis Oktober 2016, dem Tag ihrer Festnahme, für verschiedene Wohnungseigentumsgemeinschaften in Willich, Viersen, Nettetal, Mönchengladbach, Neuss und Pulheim als Hausverwalterin tätig gewesen. Dabei habe sie die ihr in ihrer Position als Verwalterin der Gelder der Wohnungseigentumsgemeinschaften eingeräumte Befugnis, über die Konten Verfügungen zu treffen, missbraucht, indem sie von oder über die Konten Zahlungen vorgenommen habe, die überwiegend den privaten Zwecken der Angeklagten gedient hätten, so die Staatsanwaltschaft. Die Angeklagte habe so über einen Zeitraum von knapp zwei Jahren von ihr getätigte Einkäufe von Lebensmitteln, Bekleidungsstücken, Brillen und so weiter finanziert. Darüber hinaus habe sie auf diese Art und Weise private Versicherungsverträge, Energie- und Telekommunikationsrechnungen bezahlt. Auch habe sie auf diese Weise Urlaubsreisen und andere der Freizeitgestaltung dienende Angelegenheiten finanziert.

Schon beim Prozess im vergangenen Jahr war abzusehen, dass Cornelia Wingerath sich auch für weitere Fälle würde verantworten müssen. Denn zu diesem Zeitpunkt saß sie bereits wegen anderer Vorwürfe in Untersuchungshaft. Im Zuschauerraum saß damals auch mindestens ein Mitglied einer weiteren Wohnungseigentümer-Gemeinschaft, das in einer Verhandlungspause durchblicken ließ, dass eine weitere Anzeige wegen Untreue gegen Wingerath erstattet wurde.

Bei der Willicher SPD ist man damals wie heute geschockt vom Fall Wingerath. Sie war der große Star der Kommunalwahl 2014 gewesen, hatte sie es doch geschafft, das einzige Direktmandat für die SPD in Willich zu holen. Was den Sozialdemokraten damals nicht bekannt war: Bereits im Jahr 2008 war Wingerath zu einer Gesamtfreiheitsstrafe von einem Jahr und einem Monat auf Bewährung verurteilt worden. 2015 erging dann ein Strafbefehl gegen sie, weil sie Sozialleistungen bezogen hatte, obwohl sie bereits ein neues Arbeitsverhältnis eingegangen war. Von all dem sagte sie ihren Parteifreunden nichts, zeigte sogar Interesse daran, für die SPD als Landtagskandidatin anzutreten. "Cornelia Wingerath ist im vergangenen Jahr noch an dem Tag, als die Vorwürfe bekanntwurden, aus der Partei ausgetreten", sagte der stellvertretende Willicher SPD-Vorsitzende Lukas Maaßen gestern im Gespräch mit unserer Redaktion. Menschlich enttäuscht, ja gar geschockt sei man natürlich nach wie vor.

(RP)
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