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Christliche und muslimische Deutsche „Integration ist keine Einbahnstraße“

Willich · Über das Verhältnis zwischen den christlichen und den muslimischen Deutschen sprach Burhan Kesici, Vorsitzender des Islamrats, in Willich.

 Burhan Kesici besuchte die islamische Gemeinde in Willich. Etwa 40 Gäste kamen.

Burhan Kesici besuchte die islamische Gemeinde in Willich. Etwa 40 Gäste kamen.

Foto: Wolfgang Kaiser

Etwa 40 Menschen hatten sich zum Vortrag von Burhan Kesici, dem Vorsitzenden des Islamrats der Bundesrepublik, in den Räumen der islamischen Gemeinschaft Milli Görüs an der Bahnstraße eingefunden. Darunter waren nur etwa zehn nicht-muslimische Bürger. Dabei hatte Kerim Isik, Vorsitzender der islamischen Gemeinschaft Willich, diese besonders im Blick, als er zu der Versammlung mit dem etwas sperrigen Titel „Aktuelle Entwicklung bezüglich der muslimischen Strukturen“ einlud. Kerim Isik nahm es gelassen und betonte: „Die Zusammenarbeit mit den christlichen Kirchen in Willich ist gut und bunt und wird bunt bleiben. Braun ist hier nicht gewünscht.“ Die Willicher Bürger seien immer willkommen in den Räumen der islamischen Gemeinschaft. Die Gemeinsamkeiten stünden im Mittelpunkt.

Burhan Kesici hingegen startete seinen Vortrag mit den Unterschieden, die das Zusammenleben manchmal erschwerten, wie etwa das Zeitverständnis. „Wenn ein Deutscher sagt, er kommt um 19 Uhr, kommt er um 19 Uhr, bei einem Türken kann das auch schon mal eine halbe Stunde später sein, oder er kommt um 19 Uhr an einem anderen Tag.“ Im Anschluss ging Burhan Kesici, der in den 1970er-Jahren in Berlin geboren und aufgewachsen ist, auf die Entwicklung ein, die die türkischen Familien und die Bedeutung der Religion in den vergangenen 50 Jahren in Deutschland durchlaufen haben.

In den 70er-Jahren habe die Religion für die Gastarbeiter zunächst gar keine große Rolle gespielt, erst als die Familien nachkamen und die Kinder im Glauben erzogen werden sollten, sei der Islam in den Mittelpunkt gerückt. Moscheen wurden eingerichtet, islamische Traditionen und Werte vermittelt. „Die Idee war: Wir gehen wieder zurück“, sagt der Politikwissenschaftler Kesici, und die Kinder sollten sich dann in der islamischen Welt zurechtfinden. Das sei die große Lebenslüge der ersten Generation gewesen, denn die meisten seien geblieben. Erst in den 90er-Jahren aber sei das in den Köpfen angekommen, und es habe ein Wandel stattgefunden, weil man gesehen habe, dass die türkischstämmige Jugend im Elternhaus nicht auf ein Leben in Deutschland vorbereitet worden sei.

Auch die Islamische Gemeinschaft Milli Görüs habe sich mit der Frage beschäftigt, wie die Entwicklung weitergehen soll, und beschlossen: „Wir müssen uns auf Deutschland konzentrieren.“ Dann aber sei der 11. September 2001 gekommen, und vieles habe sich verändert. „Das Vertrauen in die Muslime ist dadurch auch in Deutschland zerstört worden“, sagt Kesici. Er selber habe die Erfahrung gemacht, dass die Diskriminierung der Gesellschaft ihn, der sich immer als Deutscher gefühlt habe, zum Türken gemacht habe. „Wer angenommen wird, sagt schneller: ‚Ich bin Deutscher.’“ Die Deutschen müssten akzeptieren, dass 5,5 Millionen Muslime unter ihnen leben und dazugehören. „Die Muslime tun viel für die Integration, aber es ist keine Einbahnstraße“, sagt der Politikwissenschaftler.

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