Stadt Willich Bund der Vertriebenen: Thema Flucht bleibt aktuell

Stadt Willich · Seit 70 Jahren gibt es den Stadtverband im Bund der Vertriebenen. Gefeiert wird im Juni und September.

Wenn sie das Wörtchen Heimat definieren sollen, dann kehrt im Vorstand vom Bund der Vertriebenen (BdV), Stadtverband Willich, Nachdenklichkeit ein. Für die einen ist Willich eine Heimat geworden, aber für andere nicht. "Die Heimat ist für mich nach wie vor Schlesien. Ich bin hier zwar heimisch geworden, aber meine Heimat ist es nicht", bemerkt die Schriftführerin Johanna Marx, die seit 1946 in Anrath lebt. Heimat sei da, wo man geboren werde.

Aber auch da, wo man sterbe, meint Vorsitzender Hartmut Perseke, der gerade einmal ein halbes Jahr alt war, als seine Familie 1945 flüchten musste und seine Mutter bei der Flucht erschossen wurde. Wenngleich Heimat unterschiedlich definiert wird, so ist sich der Stadtverband in einem einig. Die Thematik der Flucht und das, was es bedeutet, wenn man sein Daheim verlassen muss, darf nicht in Vergessenheit geraten. Daher feiert der BdV in Willich sein 70-jähriges Bestehen gleich zweimal. Zum einen am 16. Juni mit einer Feier mit geladenen Gästen in der DRK-Begegnungsstätte Anrath, bei der es auch zu etlichen Jubilarehrungen kommt, und zum anderen beim diesjährigen Tag der Heimat am 9. September mit allen interessierten Bürgern.

"Der Tag der Heimat hat eine lange Tradition und bietet sich hervorragend für unser Jubiläum an", sagt Perseke. Nach einem Gottesdienst um 14 Uhr folgt gegen 15 Uhr im evangelischen Gemeindehaus in Anrath ein Empfang mit Kaffeetafel, Musik, Lieder- und Gedichtsvorträgen. Dazu stellt Renate Tippmann ihr Buch "Mädchen steh auf" vor, das vom Krieg und der Flucht in den Westen handelt.

Heinrich Klink war es vor 70 Jahren, der die damalige Interessengemeinschaft der Ostvertriebenen in Willich gründete. Drei Jahre später folgte die Umbenennung in den Bund vertriebener Deutscher, dem heutigen BdV. Neben den regelmäßigen Vorstandstreffen bietet der Stadtverband Willich Nachmittagstouren auch Videonachmittage mit Kaffee und Kuchen an. Nicht zu vergessen ist der jährliche Tag der Heimat. Zudem besucht der Vorstand Mitglieder, die nicht mehr an den Aktivitäten teilnehmen können. "Flucht ist ein Thema, das heute wieder ganz aktuell ist. Es ist nach wie vor wichtig, den Menschen zu verdeutlichen, was es heißt, Vertrautes und Liebgewonnenes zu verlassen", betont Perseke. Die Thematik finde aber nicht mehr das Interesse von einst. Lag die Mitgliederzahl früher bei 120, so sind es aktuell 32 Mitglieder im Stadtverband Willich. Zehn Prozent der Mitglieder sind dabei keine Vertriebenen.

(tref)
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