Stadt Willich Briefe aus dem Krieg als Buch herausgegeben

Stadt Willich · Konrad Vander war jung, optimistisch, lebensfroh. Er starb drei Wochen vor Kriegsende mit nur 20 Jahren. Sein Neffe Dr. Wolfgang Boochs gab nun eine Monographie heraus, in der er den verstorbenen Onkel über dessen "Briefe aus dem Krieg" erzählen lässt. Der Initiator des Kulturforums Willich stellte die Publikation jetzt im Kleinen Sitzungssaal von Schloss Neersen vor.

Die Idee zum Buch kam Wolfgang Boochs, als ihm seine Schwester vor einem halben Jahr die Schriftstücke in einem Koffer brachte. "Meine Großmutter hatte sie gesammelt und bis zu ihrem Tode verwahrt". Boochs las die letzten Aufzeichnungen seines Neersener Verwandten, der einen Russlandeinsatz ruhig und gelassen hinzunehmen schien und zumindest der Familie gegenüber die Hoffnung auf ein gutes Ende in Worte fasste. Noch in seinem letzten Brief gab sich Konrad Vander zuversichtlich: "Von mir kann ich noch alles Gute berichten, bin noch gesund und auf Draht, wie immer".

Boochs gingen die Briefe sehr nahe, und daher beschloss er, sie auch für andere zugänglich zu machen. "Ich habe mich gefragt, wie ein so junger Mensch mit so einem Schicksal fertig wurde", sagt der Herausgeber und denkt über die Erfahrungen der Kriegsgeneration nach. Er selbst wird übrigens in den Briefen erwähnt. Beim Heimaturlaub in Neersen lernte Konrad Vander 1944 den damals vier Monate alten Sohn Wolfgang seiner älteren Schwester Gertrud, genannt Gerda, kennen.

Die Monographie stellt einen jungen Mann vor, der wie sein Vater Metzger werden sollte, in dem Neersener Gebäude auf der Hauptstraße 62. Stattdessen kam er 1942 zum Versorgungsbataillon nach Estland in die Nähe von Leningrad. Konrad Vander gefiel offensichtlich die Landschaft, denn er schrieb nach Hause: "Wir leben hier wie im Urlaub". Doch gerade dort fand er seinen Tod. "Es ist furchtbar, er hatte doch noch ein Leben vor sich", versetzt sich Boochs in den Schmerz vergangener Generationen. Er weiß, dass seine Großmutter den Sohn abgöttisch geliebt hatte, und erinnert sich "Sie hat immer von ihm verzählt". Boochs bilanziert betrübt: "Diese Generation hat viel mitgemacht. Die jungen Leute wurden verheizt". Er weiß, dass es auf den Schmerz von Konrads Eltern und die damit verbundene Frage nach dem Warum nie eine Antwort gab.

Dem Herausgeber ist es wichtig, dass nachfolgende Generationen von den Schrecken der Kriegsjahre auch über sehr persönliche Zeugnisse erfahren. Darum hofft er auf ein Interesse an den Briefen von Seiten der Schulen vor Ort. Denn hier starb nicht ein ferner Held, sondern ein junger Mann aus dem überschaubaren Neersen.

Info Konrad Vander "Briefe aus dem Krieg", herausgegeben von Dr. Wolfgang Boochs, Willich Neersen 2010

(RP)
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