Stadt Willich Brasilianischer Jazz zwischen Lateinamerika, Europa und Afrika

Stadt Willich · Brasilianische Stimmung in der Galerie Schageshof: Das Maria Braganca Trio brachte seinem Publikum im einstigen Pferdestall der Kulturstätte rassigen Brazil-Jazz-Sound erster Güte zu Gehör. Rund 50 Gäste erlebten zeitlose zwei Stunden zwischen den Musikwelten - ein Erlebnis erlesener Art.

 Die brasilianische Saxophonistin Maria Braganca mit den Gitarristen Caxi Rajao (links) und Samy Erik in der Galerie Schageshof.

Die brasilianische Saxophonistin Maria Braganca mit den Gitarristen Caxi Rajao (links) und Samy Erik in der Galerie Schageshof.

Foto: tone

"Tres Brasilis" werden Maria Braganca und Co. auch genannt, doch das ist schlichtweg tiefgestapelt. Denn in Wahrheit geht das musikalische Schaffen weit über den brasilianischen Background (und dessen portugiesisches Erbe) hinaus. Standards bilden den Anfang und sind gleichzeitig Kontrapunkt zu einhergehenden Klassik- und Free-Jazz-Elementen - eine Verbindung zwischen drei Kontinenten: Afrika, Lateinamerika und Europa.

Wie dieser eigensinnige - man könnte auch sagen schöpferische - Stilmix mit Saxophon und zwei Gitarren (grandios: Dreadlocks-Träger Samy Erick und dessen unscheinbarer Kompagnon Caxi Rajao) funktioniert, ist simpel und faszinierend zugleich. Über lange Strecken bilden die Saiten den Akkordteppich fürs Blech, um dann flix ins Rhythmisch-hämmernde umzuschlagen. Die Gitarren erzählen Geschichten, die Braganca per Saxophon schillernd kommentiert.

Während viele Blech-Jazzer zarten Schmelz bieten, gefällt die Brasilianerin mal melodisch, mal hochoktavig, dann wieder mit Uptempo-Schrauben übers blaue Notenblatt. "Zeitgenössische Musik" nennt sie das, was letztlich aber zeitübergreifend meint. Der Begriff der Virtuosität trifft hierbei zu und ist bei weitem kein Bonmot eines beseelten Kritikers.

Maria Bragancas Musiksprache ist ein ehrlich gewachsenes Esperanto ohne Allüren, das sie sich vom Studium an der Düsseldorfer Musikhochschule über Workshops unter anderem bei David Liebmann oder Arno Bomkamp bis zu zahlreichen Gigs hart erarbeitet hat.

Ihr Auftritt in Anrath fügte sich harmonisch zu den von der Decke schwebenden Origami-Kranichen von Schülern des Anrather Lise-Meitner-Gymnasiums und deren chinesischen Austauschschülern: eine Melange von luftiger Attitüde, feurigen Rhythmen und dynamischer Form. Das nächste Konzert im Schageshof gibt es am 30. Oktober mit dem Blue Motion Trio featuring Joscho Stephan, Gypsy Gitarre.

(tone)
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