Stadt Willich Brandwache für Hochhaus Goethestraße

Stadt Willich · 63 Familien wohnen im Wohnblock an der Goethestraße, der schon mehrfach in die Schlagzeilen geriet. Bei einer Begehung wurde festgestellt, dass der Brandschutz nicht gewährleistet ist. Ein neuer Eigentümer wurde bereits aktiv.

 Gestern testete die Feuerwehr die Steigleitungen im Hochhaus an der Goethestraße 64 in Willich.

Gestern testete die Feuerwehr die Steigleitungen im Hochhaus an der Goethestraße 64 in Willich.

Foto: WOLFGANG KAISER

Schon vor Jahren waren Mieter und die wenigen Wohnungseigentümer, die es da noch gibt, auf die Barrikaden gegangen. Durchgerostete Wasserrohre, ein undichtes Dach, eine total veraltete Heizungsanlage, keine abschließbare Haustür, eine defekte Klingenanlage, kein Flurlicht. Dies sind nur einige Schäden, die es in einem Hochhaus an der Willicher Goethestraße, Hausnummer 64, immer noch gibt. Jetzt scheint etwas zu passieren. Vor allem muss sofort der Brandschutz entscheidend verbessert werden. Doch von einer Evakuierung des Hauses hat die Stadtverwaltung erst einmal abgesehen.

Aber der Reihe nach: "Ich bin sprachlos, schäme mich schon fast, hier zu wohnen, und fühle mich von den Behörden überhaupt nicht geschützt", dies hatte schon im Dezember 2015 Ahmet Özkaya gesagt. Der 43-jährige Fensterputzer wohnt nach wie vor gemeinsam mit bis zu 63 weiteren Familien in dem großen Wohnblock mit der Hausnummer 64. Bis zum Dezember 2015 und auch zuletzt war es zu mehreren Insolvenzverfahren und bei den Mietobjekten zu wechselnden Eigentümern und Verwaltern gekommen, hatte sich damals am Haus eine riesige Müllhalde gebildet, die die Stadt Willich dann entfernen ließ. Auch zuletzt hatte sich dort wieder ein großer Müllberg aufgetürmt.

"Hier tut sich jetzt seit wenigen Tagen etwas, werden erste Heizungen gewartet und ist mit der Dachsanierung begonnen worden", sagten gestern übereinstimmend einige Mieter. Viele wollen ihre Namen nicht in der Zeitung lesen. Jedenfalls sprechen sie davon, dass es seit wenigen Tagen einen neuen Eigentümer geben soll. Die Stadt bestätigt, dass seit Dienstag die Wohnungen nun einer süddeutschen Investorengruppe gehören.

Ahmet Özkaya ist in einer ersten Beurteilung sehr vorsichtig. Er ist nur noch mit drei anderen Familien Eigentümer seiner Wohnung. "Früher waren hier mal 22 Eigentumswohnungen, die meisten Eigentümer haben aber in den vergangenen Jahren, entsetzt über den Zustand des Hauses, weit unter Preis die Objekte abgegeben", sagt der 43-Jährige.

In der Vergangenheit habe sich nichts am Zustand des Hauses und der Mietwohnungen geändert. "Größtenteils waren die Wohnungen auf dem Markt gar nicht mehr zu vermieten und da wurden viele Flüchtlinge untergebracht", urteilt Özkaya, der jahrelang gar nicht in der Lage war, hinter die Eigentumsverhältnisse zu schauen. So habe es zahlreiche Konkurse, Wechsel der Verwalter und Zwangsversteigerungen gegeben. Noch nie wurden beispielsweise akurate Nebenkostenabrechnungen verlangt. Von daher will Özkaya mal die nächste Zeit abwarten. Die Mieter-Gemeinschaft natürlich ebenfalls.

Die Stadt Willich bestätigt die vielen Zwangsvollstreckungsmaßnahmen, spricht davon, dass auch die Stadt Willich sich beim letzten Insolvenzverwalter um einen Ankauf der großen Anlage bemüht habe, vergebens.

Zwischenzeitlich haben sich die Stadt Willich und der Brandschutz-Ingenieur des Kreises Viersen, Gustav Gentges, eingeschaltet und einen total unzureichenden Brandschutz festgestellt. Das hat zur Konsequenz, dass dort seit vorgestern rund um die Uhr eine dreiköpfige Brandsicherheitswache Position bezogen hat. Die Wache wird erst dann wieder abgezogen, wenn seitens der Eigentümergemeinschaft eine entsprechende Mängelbeseitigung erfolgt und diese abgenommen wurde.

Konkret wurden folgende Auflagen gemacht und verlangt: eine funktionstüchtige Löschwasser-Steigleitung, eine betriebssichere und wirksame Entrauchungs-Möglichkeit des Treppenhauses, eine fachgerechte Instandsetzung der Elektrik (Kabel, Lichtschalter im Treppenraum, in den Fluren und im Keller) und die Entfernung aller Brandlasten aus den Fluren, dem Treppenraum und den Wegen im Keller. Zuletzt war es im Mai 2017 dort zu einem Brand gekommen, nachdem offenbar gelagerter Unrat im Gebäude angezündet worden war. Der neue Eigentümer hat jedenfalls mit den ersten Arbeiten begonnen. Übrigens: die Brandwache musste eigene Feuerlöscher mitbringen. Denn die ursprünglich dort installierten Geräte waren offenbar schon vor längerer Zeit entwendet worden. "Wir fühlen uns hier immer noch als Menschen zweiter Klasse behandelt", klagt nach wie vor Ahmet Özkaya.

(wsc)
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