Willich Möglichst viel Müll vermeiden

Willich · Ein Besuch in Indien war der Auslöser: Verena Klaus und ihre Familie bemühen sich, nach dem Prinzip „Zero Waste“ zu leben. In Willich gab die Bloggerin viele praktische Hinweise zur Müllvermeidung.

 Verena Klaus lebt seit den Erfahrungen einer eigenen Reise nach Indien mit ihrer Familie möglichst ohne Müll.

Verena Klaus lebt seit den Erfahrungen einer eigenen Reise nach Indien mit ihrer Familie möglichst ohne Müll.

Foto: Klaus

Experten schätzen, dass allein in den Weltmeeren 150 Millionen Tonnen Plastik treiben. Jeder Verbraucher in Deutschland produziert im Jahr im Schnitt 626 Kilo Abfall (Statistik 2018). Die Bilder der Müllberge in den Dritte Welt-Ländern schockieren. Das Thema Müll wird vielfältig diskutiert. Verena Klaus (geb. 1983 in Darmstadt) hat sich mit ihrer Familie für eine bewusste „Müllvermeidung“ entschieden: Sie, ihr Mann Orlando und ihre beiden Kinder leben nach dem Prinzip „zero waste“ – und Verena Klaus versucht in ihrem Buch „Müllkommanix“ und in ihrem Blog „simplyzero‘‘ dieses Prinzip darzustellen. Sie war jetzt Referentin bei einem „Salon“ des Projektes „Salonfestival“ im Willicher Fitness- und Gesundheitsstudio Halle 22.

Das Salonfestival ist ein bundesweites Netzwerk von Menschen, die „einen kulturellen und politischen Austausch in einem überschaubaren Kreis und in privater Atmosphäre“ organisieren. Salon-Gastgeber können Privat- oder Geschäftsleute werden. Edith Gribs, die Inhaberin der Halle 22, hatte sich für dieses Thema entschieden, weil es zum Konzept des Studios passt, zum Beispiel keine To-go-Becher oder Strohhalme mehr zu verwenden. „Dadurch haben wir Einbußen beim Umsatz, aber das nehmen wir in Kauf.“ Auch Willichs Bürgermeister Josef Heyes – er war mit dem Fahrrad gekommen – begrüßte die Gäste und meinte, ihm sei es wichtig, dass sie das Thema als Multiplikatoren weitertrügen.

Verena Klaus gestaltete die knapp zweistündige Veranstaltung als Dialog mit den Zuhörern. Ihre Ausgangsthese: Wir sollten uns vor Augen halten, dass wir viel Müll produzieren, den wir gar nicht sehen, weil er im Laufe der Warenproduktion entstehe oder direkt abtransportiert werde. „Zero waste“ bedeute auch: keine Verschwendung – zum Beispiel bei Lebensmitteln, oder einfach wirklich die Shampoo-Flasche erst leer machen, statt drei halbvolle Flaschen zu haben, oder Haarseife zu verwenden. Die Referentin gab etliche Tipps – im Kern ging es darum, Wege zu finden und einfach mal anders zu denken. Es sei kein Problem, sich in Hofläden oder auf dem Markt die Dosen befüllen zu lassen. Beim Thema Mineralwasserflaschen (oder auch Bierflaschen) empfahl sie Standardflaschen, weil die überall gereinigt und neu befüllt werden können. Statt Papiertaschentücher zu verwenden, könne man aus alten Betttüchern Stofftaschentücher machen, „das macht bei der Wäsche keine zusätzliche Menge, sondern läuft so mit“, ist ihre Erfahrung. Generell geht es ihr bei vielen Dingen – von der Kleidung bis zum Geschirr – um die Menge: Man könne sich für einmalige Gelegenheiten auch Kleidung leihen. Dazu verwies sie auf die Idee der „Kleiderei“ in Köln. Sie stellte auch kurz die Seite www.nebenan.de vor – eine Plattform zur besseren Vernetzung und Kontaktaufnahme in der eigenen Nachbarschaft. Es sei durchaus eine Herausforderung, einem Kauf-Impuls einfach mal nicht nachzugeben, räumte Verena Klaus ein. Hilfreich seien Datums-Aufkleber, um festzustellen, was man tatsächlich wann zuletzt genutzt habe. „Wir haben uns reduziert. Wenn ich weiß, was ich habe, dann kaufe ich nicht neu“, erklärte sie. Ein anderes Thema: Zahnpasta-Tuben könne man durch selbstgemachte Zahnpasta ersetzen, auch eine Deo-Creme sei einfach herzustellen. Auf die Frage, wie sie in Bezug auf ihre Kinder mit dem Thema umgehe, meinte sie: „Ich lebe es vor, und sie entscheiden selbst.“

Ihr ging es darum, Denkanstöße zu geben. Dann müsse jeder gucken, was für ihn funktioniere und was nicht: „Wir müssen kreative Wege finden, statt Dinge wie gewohnt zu erledigen.“ Letztlich könne keiner Müll 100-prozentig und perfekt vermeiden, „es braucht Millionen Menschen, die es unperfekt machen“, machte Verena Klaus Mut, einfach mal anders zu denken.

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