Serie So viel kostet eine Stadt Beratung vor den Bauträumen

Willich · Die Stadt Willich unterhält für die Bauberatung im Technischen Rathaus eine eigene Servicestelle, eine freiwillige Leistung der Stadt. Sie sieht die Stelle als teil einer bürgernahen Verwaltung für Bauwillige.

Serie So viel kostet eine Stadt: Beratung vor den Bauträumen
Foto: Stadt Willich

Eben noch hatte sich Lothar Müller mit der Frage zu befassen, ob bei einem Umbau eines Hauss eine Wand bedenkenlos herausgeschlagen werden darf. Danach war ein Architekt bei ihm, der wegen einer Nutzungsänderung für einen Betrieb bei ihm vorsprach. Und jetzt sitzt im ein Bürger gegenüber, der nicht weiß, wie ein Bauantrag auszufüllen ist. Lothar Müller hilft geduldig weiter. Das ist sein tägliches Geschäft.

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Foto: Stadt Willich

Müller ist Diplomingenieur. Der 62-Jährige sitzt seit zehn jahren im Technischen Rathaus in Neersen in der Servicestelle der Willicher Bauverwaltung. Vergleichbar einem Bürgerbüro will sie bauwilligen Bürgern, aber auch Architekten bei allen Fragen des Bauens in Willich kostenfrei beraten. Lediglich für Leistungen wie Kopien von Flurkarten oder für Bebauungsplan-Auszüge berechnet die Stadt Gebühren. Die summieren sich auf der Ertragsseite pro Jahr auf rund 3000 Euro.

Von der Politik eingerichtet

In dieser Organisationsform ist diese Stelle eine freiwillige Leistung der Stadt, sagt Andrea Ritter, Leiterin des Geschäftsbereichs Wohnen und Gewerbe der Stadt Willich. Die Politik habe die Stelle im Zuge einer Verwaltungsreform mit dem Ziel errichtet, eine bürgerfreundlichere Verwaltung zu werden.

Die Servicestelle lässt sich die Stadt rund 125 000 Euro im Jahr kosten. Der größte Batzen (93 650 Euro) geht für Personal drauf, für ordentliche Aufwendungen — dazu gehören anteilige Fortbildungskosten oder Geschäftsaufwendungen — schlagen mit rund 1500 Euro zu Buche. Interne Leistungsverrechnungen — dazu gehören unter anderem anteilige Reinigungskosten — beziffert die Stadt auf rund 33 200 Euro.
Durch die Servicestelle sei für die Sachbearbeiter, die führe Bauberatung und Sachbearbeitung von Bauanträgen gemeinsam erledigt hätten, vieles einfacher geworden, meint Ritter. Die Bearbeitung von Bauanträgen müsse nun nicht mehr unterbrochen werden wegen Anfragen von Bauwilligen. Diese erledigt die Servicestelle im Erdgeschoss, die sich mehr Zeit für Bauberatung nehmen kann.

Wer in der Stadt Willich zu bauen beabsichtigt, sollte so früh wie möglich die Servicestelle im Technischen Rathaus aufsuchen. So ist es Lothar Müller am liebsten. "Die Leute ahnen nicht, was ihren Bauträumen im Weg steht", sagt der Bauingenieur.
Mancher Besucher der Servicestelle komme mit einem Grundstück und selbst gemachten Skizzen der künftigen eigenen vier Wände. Und dann müsse er einsehen, dass sein Bauvorhaben sich auf dem eigenen Grund und Boden so nicht umsetzen lasse, weil zum Beispiel der Bebauungsplan das nicht erlaube. Besser wäre, so Müller, mit einer Idee zu kommen. Und dann könne er im Gespräch mit dem Bürger nach Möglichkeiten suchen, wo sich diese Idee in der Stadt am besten umsetzen lässt. "Danach weiß man wovon man träumen darf", sagt Müller.

Müller hat jahrelang Bauanträge bearbeitet. Zwischen 5000 und 6000 solcher Anträge wird er auf dem Tisch gehabt haben, schätzt er. Daher weiß er, wo die Klippen beim Bauen sind, wo in der Stadt ein Haus besser keinen Keller haben sollte, weil das Grundwasser zu hoch ist, welche Normen beim Bauen eingehalten werden müssen. Wissen, dass ihm nun in der Bauberatung zu Gute kommt.

Ziel der Bauberatung ist es, Bauwillige so zu beraten und zu begleiten, dass ihre eingereichten Bauunterlagen so abgefasst sind, dass sie zur Baugenehmigung weitergereicht werden können. Gibt es Zweifelsfälle, auch bei der Bauberatung, hilft der runde Tisch des Baudezernates weiter. An ihm beraten Mitarbeiter aller Bereiche über spezielle Fälle.

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