Serie „Im Märzen der Bauer ...“ Der Sturm sorgt für zusätzliche Arbeit

Anrath · Bei Ferdi Thees laufen die Feldarbeiten auf Hochtouren. Der Anrather Obst- und Gemüsebauer bereitet seine Flächen auf die neue Saison vor.

 Ferdi Thees zieht eine Folie, die der Sturm „Eberhard“ weggeweht hat, über einen Erdbeertunnel.

Ferdi Thees zieht eine Folie, die der Sturm „Eberhard“ weggeweht hat, über einen Erdbeertunnel.

Foto: Wolfgang Kaiser

Das unscheinbare weiße Paket, das die Post gerade gebracht hat, zaubert ein Lächeln auf das Gesicht von Ferdi Thees. „Hier steckt die nächste Ernte drin“, sagt der Gemüsebaumeister und greift zur Schere, um die Klebestreifen zu lösen und das Paket zu öffnen. Unterschiedlich große Papierverpackungen kommen zum Vorschein. Namen wie Markant und Neckarkönigin sind zu lesen. Dahinter verbergen sich Stangenbohnensorten für die frühe und die spätere Aussaat. Aber auch Buschbohnen-, Kürbis- und Zucchinisamen gehören zum Inhalt. Allesamt Saatgut für die Frühjahrsbestellung, die bei dem Anrather Landwirt ansteht.

Doch an diesem Tag wandert das Paket erst einmal auf die abgekoppelte Sämaschine an der Scheune. Die Busch- und Stangenbohnen kommen sowieso erst später in die Erde, und die anderen Samen haben auch noch etwas Zeit. Die Dicken Bohnen, die Möhrensaat und die frühen Kartoffeln hat der Gemüsebaumeister indes mit dem Monat März schon in die Erde gebracht. Das hieß Felder pflügen, düngen und die Saat beziehungsweise die Knollen eingeben.

 Ferdi Thees und seine Frau Karina bestücken den Wagen, mit dem sie auf die Wochenmärkte fahren.

Ferdi Thees und seine Frau Karina bestücken den Wagen, mit dem sie auf die Wochenmärkte fahren.

Foto: Wolfgang Kaiser

Was Gemüse betrifft, ist Bauer Thees, wie ihn die Kunden von den Märkten kennen, breit aufgestellt. Auf den landwirtschaftlichen Flächen rund um den Hof baut er die verschiedenen Salate und Kohlsorten an. Dazu kommen unter anderem Möhren, Kürbisse, Bohnen, Zwiebeln, Spinat, Gurken, Tomaten, Porree sowie Kartoffeln. Was an seinen Marktständen auf den verschiedenen Wochenmärkten eingekauft werden kann, stammt nahezu komplett aus dem eigenen Anbau.

 Ferdi Thees setzt kleine Salatpflanzen ins Gewächshaus seines landwirtschaftlichen Betriebs.

Ferdi Thees setzt kleine Salatpflanzen ins Gewächshaus seines landwirtschaftlichen Betriebs.

Foto: Wolfgang Kaiser

Ferdi Thees ist inzwischen ins Treibhaus hinüber gegangen. Die ersten Pflanzen in Form von Pflücksalat und roter Feldsalat sind schon ordentlich vom Auszubildenden in Reihe gesetzt worden. Ferdi Thees greift ebenfalls zu den weißen Kunststoffschalen, in denen die Salatpflanzen mit ihren kleinen Erdballen stehen. Handarbeit ist angesagt. Keine Maschine setzt die Pflänzchen ein, sondern es geht in die Hocke, und das Einpflanzen per Hand startet. Während draußen der Regen auf das Treibhausdach plätschert, wird Hand in Hand gearbeitet. 2500 Pflanzen sind es, die eingesetzt werden.

Eine Pflanzarbeit der etwas größeren Art gab es bereits Anfang März. Die Familie setzte 60 Aprikosenbäume. Neben dem Gemüseanbau betreibt die Familie Thees, die den Hof bereits in der dritten Generation bewirtschaftet, auch Obstanbau. Apfel-, Kirsch-, Pflaumen- und Birnenbäume sowie Him- und Erdbeeren sind auf den Flächen ebenfalls zu finden. „Jetzt haben wir Aprikosen dazu genommen. Wobei wir gespannt sind, wie es klappt“, sagt Karina Thees, die mit der Heirat voll in Betrieb eingestiegen ist und ihren eigentlichen Beruf als Bankkauffrau aufgegeben hat.

Beim Obst laufe die Planung über Jahre hinweg, beim Gemüse sei es hingegen immer eine einjährige Planung, fügt Ferdi Thees an. Mittlerweile sind die kleinen Salatpflanzen in der Erde, und die Folientunnel, unter denen die Erdbeeren stehen, rücken in den Mittelpunkt. Der Sturm hat ganze Arbeit geleistet und die Folien teilweise von den 2,80 Meter hohen Bögen abgestreift. Es gilt, die Folien wieder über die Bögen zu ziehen und zu stabilisieren. „In den vergangenen fünf Jahren ist uns das zweimal passiert“, erzählt Ferdi Thees, der zu einer stabilen orangen Kordel greift, die, an den Bögen angebunden, über die Folien geführt wird. Eine Arbeit, die nicht nur Zeit in Anspruch nimmt, sondern auch körperlich anstrengend ist. Denn auch hier heißt es: Handarbeit ist angesagt.

Die neun Meter breite Folie, die auf einer Länge von 100 Metern über die Bögen gezogen werden muss, wiegt einiges. Den Erdbeeren hat ihre kurze Zeit ohne Dach hingegen nichts ausgemacht. Die grünen Blätter ragen aus der schwarzen Folie, die über die Erde gespannt ist, heraus. „Je nach Wetter werden wir Mitte bis Ende März die Hummelkästen in die Erdbeertunneln einbringen. Die Hummeln sind schon geordert und warten auf Abruf“, informiert der Anrather Obst- und Gemüsebauer. In Sachen Bestäubung setzt er nämlich auf Hummeln. Diese fliegen schon bei rund zehn Grad aus und bestäuben damit früher als Bienen, die erst bei circa 14 Grad richtig aktiv werden. Fachleute erkennen dabei, ob Erdbeeren von Hummeln oder Bienen bestäubt wurden. Die Hummel bestäuben rundlicher. Bienen, die aufgrund ihrer Körperform anders an die Pollen herankommen, bestäuben länglicher.

Wenn die Hummeln in den Einsatz gehen, ziehen in weitere Tunnelgewächshäuser auch die Tomaten ein. Der Spruch „Im Märzen der Bauer sein Röslein anspannt“ trifft es damit auf den Kopf. Der Monat März bringt für Bauer Thees jede Menge Arbeit mit. Jetzt wird die Vorarbeit geleistet, damit in einigen Monaten geerntet werden kann und die Menschen sich auf Gemüse und Obst aus der Region freuen können.

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