Stadt Willich Bauern hoffen auf reichlich Landregen

Stadt Willich · Im Vergleich zu den Vorjahren waren die vergangenen Wochen zu trocken. Die Landwirte befürchten deutliche Ertragseinbußen vor allem beim Weizen, aber auch bei der Gerste oder beim Mais.

 Ein Bild, wie es sich zurzeit vielfach bietet: Die Landwirte müssen ihre Felder - wie hier in der Nähe von St. Peter zwischen Kempen und Vorst - noch reichlich bewässern, weil in den vergangenen Wochen zu wenig Regen gefallen ist.

Ein Bild, wie es sich zurzeit vielfach bietet: Die Landwirte müssen ihre Felder - wie hier in der Nähe von St. Peter zwischen Kempen und Vorst - noch reichlich bewässern, weil in den vergangenen Wochen zu wenig Regen gefallen ist.

Foto: Wolfgang Kaiser

"Nicht nur einmal Straße nass, sondern wir brauchen jetzt dringend einmal einen kräftigen Landregen, möglichst einige Tage lang", sagt nicht nur Hubert Nauen, der Ortslandwirt von Tönisvorst. Viele seiner Kollegen sind seiner Meinung. Sie sprechen von Ertragseinbußen, vor allem beim Weizen; einige Abstriche teilweise auch bei der Gerste und beim Mais.

"Bei der Gerste rechne ich mit einem durchschnittlichen Ertrag, die kann das heiße Wetter besser vertragen als der Weizen", sagte der Willicher Ortsbauernvorsitzende, Peter Friesen. Anders sehe dies beim Weizen aus; Friesen: "Hier könnte es zu Ertragseinbußen von zehn bis 15 Prozent kommen." Aufgrund des Regens im Frühjahr sehe es bei seinen bereits geernteten Frühkartoffeln eigentlich ganz gut aus; derzeit nicht so bei den Spätkartoffeln, da sich diese jetzt in der Hauptwachstumsphase befänden. Was sich Peter Friesen für die kommenden Wochen ebenfalls wünscht: "Keine Temperaturen über 25 Grad, ein schöner nachhaltiger Landregen, kein Unwetter."

Hubert Nauen macht das Problem mit einigen Zahlen deutlich. In Tönisvorst fielen von Juli 2016 bis Juni 2017 durchschnittlich 400 Millimeter/Liter Niederschlag auf den Quadratmeter, in normalen Jahren sind es 700 bis 750. "Und fehlt das Wasser bei allen Kulturen", befürchtet Nauen allein beim Weizen einen Ertragsverlust von etwa einem Drittel, im Vergleich zu normalen Jahren. Auch das Gras, das man als Futter für die Rindviecher braucht, würde immer mehr verdörren. Nauen: "Man sieht immer mehr braune Wiesen."

Auch andere Landwirte, wie der Vorsitzende der Ortsbauernschaft Tönisvorst, Hermann-Josef Hegger, spricht von einem zurückgehenden Weizen-Ertrag und hofft inständig darauf, dass es nasser wird. Dies sei vor allem auch für die Mais-Ernte im Oktober wichtig. Denn nur bei genügend Wasser entwickele sich der Kolben, der aus den Blättern oben herausragt. Die Landwirte sagen zu diesem Prozess: "Der Mais fängt dann an, die Fahne zu schieben."

Josef Hamm, der bei der nordrhein-westfälischen Landwirtschaftskammer der Pflanzenbau-Berater ist, spricht in der hiesigen Region von einer sehr ungenügenden und unterschiedlichen Niederschlagsituation. Hamm weist zwar darauf hin, dass im Kreis Viersen die Landwirte mehr als 80 Prozent ihrer Flächen beregnen könnten, sagt aber auch: "Dies ist ein enormer Kostenaufwand, denn je nach den Kulturen und der Intensität kostet nur ein Beregnungsgang bis zu 250 Euro pro Hektar." Und das Geld müsse erst mal wieder reinkommen.

Mit der Weizen-Ernte wird in den nächsten Tagen begonnen. Derzeit wird die Gerste eingeholt, aus der unter anderem Malzkaffee, Bier, Brot und Futter hergestellt wird. Auch Kreis-Vorsitzender Paul-Christian Küskens weist darauf hin, dass es im Mai und Juni nur etwa 70 Prozent des üblichen Niederschlages gegeben habe. Während die Gerste noch so gerade von den Niederschlägen im Frühjahr profitiert habe, macht sich Küskens ebenfalls ernste Sorgen um die Weizen-Ernte, gerade auf den sandigen Böden: "Auf den schweren Böden, so auf der Kempener Platte, geht das noch, aber auch da wird es keine Spitzenernte geben." Man sehe derzeit viele weiße Felder; Küskens erklärt: Der Weizen habe auf den leichteren Böden so eine Art "Sonnenbrand" bekommen und sei nur halbvoll mit Körnen gefüllt. Meist eigne sich dieser dann nur noch als Futter für die Tiere, habe kaum Backqualität.

Die Vorsitzenden der Ortsbauernschaften von Kempen und St. Hubert, Peter Josef Coenen und Johannes Dörkes, fahren gerade die Gerste ein und sitzen auf den Mähdreschern, als sie der Anruf der RP erreichte. Dörkes sagte, nachdem er den ersten Schub geerntet hatte: "Eigentlich sieht es besser als erwartet aus." Er führt dies darauf zurück, dass die Gerste bereits im Mai ihr Wachstum abgeschlossen habe. Nicht so gut laufe es derzeit beim Weizen, der dringend Wasser brauche. Dörkes selbst beregnet nur seine Kartoffelfelder.

"Der Ertrag bei der Gerste ist noch ganz gut", sagt Kempens Ortslandwirt und Vorsitzender der Ortsbauernschaft, Peter Josef Coenen. Die Feuchtigkeit im Frühjahr habe den Ausschlag gegeben. Für den Weizen, der in den nächsten zwei Wochen dran ist, sehe es nicht so gut aus. Wegen der langen Trockenheit ist dieser viel zu früh gereift, habe größtenteils nur so genannte "Schmachtkörner" entwickeln können. Coenen schätzt die Ertragseinbußen beim Weizen auf etwa 20 Prozent. Wie es mit der Kartoffel oder mit den gerade gepflanzten Kohl weitergehe, müsse man, so übereinstimmend Küskens und Coenen, erst einmal abwarten.

(wsc)
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