Stadt Kempen Baggersee: Ärger mit ungebeten Gästen

Stadt Kempen · Es ist seit Jahren das gleiche Spiel. Schwimmer nutzen bei schönem Wetter den Königshütte-See unerlaubterweise als Badeparadies. Naturschützer und Anwohner sind regelmäßig auf den Barrikaden. Doch es ändert sich nichts.

 Auch am Himmelfahrtstag tummelten sich - verbotenerweise - wieder Badegäste am Königshütte-See. Das Tor zum Gelände des ehemaligen Baggersees war aufgebrochen worden.

Auch am Himmelfahrtstag tummelten sich - verbotenerweise - wieder Badegäste am Königshütte-See. Das Tor zum Gelände des ehemaligen Baggersees war aufgebrochen worden.

Foto: Wolfgang Kaiser

Auch an den vergangenen Tagen war es mal wieder soweit: Ungebetene Badegäste tummelten sich an einem Teil des ehemaligen Baggersees an der Königshütte zwischen Kempen und St. Hubert. Sie kommen von überall her, wie die Kennzeichen an ihren Fahrzeugen zeigen. Anwohner der Baggersee-Idylle sind längst genervt. Jedes Mal werden ihre schmalen Anliegerstraßen, Feldwege oder der Radweg entlang der Bundesstraße 509 zwischen Kempen und Hüls im Bereich der früheren Kiesgrube zugeparkt. Und jedes Mal hinterlassen die Schwimmfreunde jede Menge Müll - im Umfeld des Geländes auf Grundstücken der Anwohner, aber auf dem Areal selbst, das Naturfreunde behutsam in ein Refugium für Wasservögel, Insekten oder seltene Pflanzenarten entwickeln möchten.

Die Rheinische Post und andere Medien haben in den vergangenen Jahren regelmäßig über Schäden berichtet, die die ungebetenen Badegäste am und auf dem Gelände, aber auch in der Nachbarschaft angerichtet haben. Regelmäßig meldet sich ein Anwohner anonym bei der RP-Redaktion, um die neuesten Skandalgeschichten mitzuteilen. Wohl aus Angst, die betreffenden Schwimmer würden sein Haus und Grundstück oder sein dort geparktes Auto beschädigen, nennt er seinen Namen nicht. So wie ihm geht es auch seinen Nachbarn. Sie trauen sich nicht an die Öffentlichkeit.

Einer, der es getan hat, ist Markus Stosiek, der an der verlängerten Bellstraße eine Schreinerei betreibt. "Es ist für alle hier ein unerträglicher Zustand, dass sich niemand um geordnete Verhältnisse auf dem Gelände kümmert", teilte Stosiek in einer E-Mail Mitte April an die politischen Parteien im Kempener Stadtrat mit. Die E-Mail schickte er auch an die örtlichen Medien. Er berichtete, dass am ersten warmen Wochenende des Jahres wieder viele Menschen - überwiegend Jugendliche - das Baggerloch aufgesucht hätten. Bis in die frühen Morgenstunden hätten die Schwimmer dort Party - sprich: Musik und Krach von aufheulenden Motorradmotoren - gemacht.

Wieder mal hatten Anwohner der Bellstraße die Polizei alarmiert, denn wieder einmal hatten die "Wildschwimmer" das Haupttor zu dem Gelände der früheren Kiesgrube gewaltsam aufgebrochen. Dass sie dabei auf ein Privatgelände eindringen, scheint ihnen egal zu sein. Die regelmäßigen Hilferufe der Anwohner bei Polizei und städtischem Ordnungsamt zeigen kaum Wirkung. Kaum sind die Beamten nach einer Inspektion des Geländes wieder weg, geht das Treiben dort munter weiter. In vergangenen Jahren verteilte das Ordnungsamt Knöllchen für die illegalen Parker am See. Samstags waren Mitarbeiter des Ordnungsdienstes unterwegs, sonntags waren die Feldwege wieder mit Autos zuparkt.

Eine Lösung des Problems, dass sich auch an diesem Wochenende angesichts der hochsommerlichen Temperaturen wieder darstellen wird, scheint nicht in Sicht. Anwohner meinen, Polizei und Ordnungsbehörden müssten wesentlich mehr tun.

Die I nvasion von Schwimmern im Naturidyll ist auch Naturschützern ein Dorn im Auge. Mitglieder der Ortgruppe Kempen-St. Hubert-Tönisberg des Naturschutzbundes (Nabu) kritisieren immer wieder die Zustände. Unterstützung finden sie bei Mitgliedern des Segel- und Surfclubs Kempen, die Teile des Geländes am größeren See gepachtet haben und dort ihren Wassersport betreiben. Viele Vereinsmitglieder sind auch im Nabu aktiv und kümmern sich bei gemeinsamen Aktionen darum, das Gelände vom Müll zu säubern und Brutplätze für Wasservögel zu sichern.

Experten der Biologischen Station Krickenbecker Seen in Nettetal, deren Leiter Dr. Ansgar Reichmann mit seiner Familie in Kempen wohnt, fordern seit einigen Jahren, in dem abgetrennten kleineren Bereich der Kiesgrube ein Naturschutzgebiet für seltene Tierarten zu schaffen. Doch die Wildschwimmer machen diese Pläne in schöner Regelmäßigkeit zunichte, weil sie mit ihrem Lärm und Müll die Tiere verschrecken.

Zurück zu den betroffenen Anwohnern: Die Vergangenheit habe schon gezeigt, dass ein so großes Gewässer nicht komplett für die Bevölkerung abgesperrt werden könne, so Markus Stosiek. "Die Menschen haben das Bedürfnis bei schönem Wetter ans Wasser zu gehen und zwar alle und nicht nur die Mitglieder des Segel- und Surfclubs. Dies sollte auch allen Besuchern ermöglicht werden, aber nur unter bestimmten festgelegten Verhaltensregeln", meint er in seiner E-Mail vom April.

Und weiter: Die Verantwortlichen für diesen Zustand müssten sich zusammensetzen und hier eine Lösung finden. "So kann es hier nicht weitergehen. Der Sommer 2017 hat noch nicht begonnen und es muss sich hier dringend etwas ändern und zwar schnell, damit sich hier auch ein Biotop entwickeln kann und keine Müllhalde."

Stosiek bittet darum, dass sich endlich einmal die Verantwortlichen zusammensetzen und konstruktiv zusammenarbeiten und nach einer Lösung für dieses Problem suchen, "denn wie sich immer wieder zeigt, wird sich dieses ja nicht von selbst in Luft auflösen". Dem ist nichts hinzu zu fügen.

(RP)
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