Stadt Willich Asylheim: Polizei sieht kaum Gefahren

Stadt Willich · Am kommenden Freitag ziehen die ersten Flüchtlinge ins ehemalige Katharinen-Hospital. Die Kreispolizei Viersen ist vorbereitet, sieht allerdings keine besondere Gefährdung der Bürger. Statistiken gibt es aber nicht.

 Die Arbeiten am ehemaligen Katharinen-Hospital sind noch nicht abgeschlossen. Die ersten Flüchtlinge können dennoch am Freitag einziehen.

Die Arbeiten am ehemaligen Katharinen-Hospital sind noch nicht abgeschlossen. Die ersten Flüchtlinge können dennoch am Freitag einziehen.

Foto: Stadt Willich

Der Tag, der von vielen Willichern mit Spannung, von nicht wenigen auch mit Sorge erwartet wird, rückt näher: Wohl am Freitag dieser Woche werden die ersten 50 Flüchtlinge in das ehemalige Katharinen-Hospital einziehen, das derzeit noch zu einer Notunterkunft umgebaut wird - letzte Arbeiten laufen. Das Datum bestätigte gestern ein Sprecher der Bezirksregierung Arnsberg, die in NRW für Flüchtlinge zuständig ist.

Während der "Arbeitskreis Fremde" und die Gemeinschaft der Gemeinden Willich sowie zahlreiche Bürger fest entschlossen sind, die Flüchtlinge herzlich willkommen zu heißen und ihnen ermöglichen wollen, nach ihrer mitunter traumatisierenden Flucht aus den Krisengebieten dieser Welt zur Ruhe zu kommen, äußert mancher Willicher deutliche Sorgen. Die Angst geht um, dass die Zahl der Straftaten in der Umgebung der Notunterkunft steigt - der eine sagt das hinter vorgehaltener Hand im Gespräch mit dem Nachbarn, der andere offen in den sozialen Netzwerken im Internet. Harald Moyses, Sprecher der Kreispolizeibehörde Viersen, versucht indes zu beruhigen: "Es gibt keine Erkenntnisse über eine besondere Gefährdung der Anwohner. Die Einrichtung wird von uns als unproblematisch betrachtet." Und er betont: "Es wäre unsinnig, davon auszugehen, dass Asylbewerber automatisch die Sicherheitslage für die Bevölkerung verschlechtern."

Gleichwohl habe es selbstverständlich Gespräche zwischen der Kreispolizei und der Bezirksregierung Arnsberg gegeben - und man stehe weiter in Kontakt. "Für den Kreis Viersen ist die Unterkunft in Willich mit über 200 Flüchtlingen natürlich eine herausragende Einrichtung. Landesweit gesehen, gibt es jedoch wesentlich größere", sagt Moyses. Man werde abwarten und "lageangepasst reagieren".

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Foto: dpa, jst fdt

Statistiken über Kriminalitätsraten in der Umgebung von Asylbewerberunterkünften gibt es auch beim Landeskriminalamt (LKA) nicht. Der Grund: "Die Flüchtlingsproblematik hat erst in den vergangenen Monaten gravierend zugenommen", sagt Frank Scheulen, Pressesprecher des LKA in Düsseldorf. Er kann nur mit allgemeinen Zahlen aus Statistiken dienen. So würden die meisten Straftaten von Deutschen begangen, 2013 habe der Anteil nicht deutscher Tatverdächtiger bei 26,6 Prozent gelegen. Ein Blick in die Statistik verrät jedoch auch, dass der Anteil der nicht Deutschen, die in NRW leben, bei lediglich knapp 11 Prozent liegt. Ohne Weiteres lässt dies aber auch keine Schlüsse zu, denn nicht alle nicht deutschen Tatverdächtigen leben auch in Deutschland. Und: "Weiterhin bleiben bei einem Vergleich zwischen Deutschen/Nichtdeutschen die zum Teil sehr großen strukturellen Unterschiede nach Alter, Lebensumständen und sozialer Lage unberücksichtigt", heißt es in der Kriminalstatistik NRW 2013.

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Foto: dpa, fg jhe

Zurück nach Willich: Nach wie vor fehlen Informationen, aus welchen Ländern die Flüchtlinge kommen, welchen Religionen oder ethnischen Gruppen sie angehören. Bedeutsam ist dies, da es auch unter den Flüchtlingen zu Konflikten kommen könnte. Doch die Herkunft der Menschen, so betonten Mitarbeiter der Bezirksregierung mehrfach, könne man nicht vorhersagen, man müsse von Tag zu Tag schauen, wie viele Flüchtlinge in den beiden Erstaufnahmeeinrichtungen in NRW (Dortmund und Bielefeld) ankommen und von dort weiterverteilt werden.

Gefahr für die Flüchtlinge selbst könnte auch durch fremdenfeindliche Übergriffe lauern, weshalb der Staatsschutz in Mönchengladbach eingeschaltet ist. Dieser wurde und wird in die Bewertung der Gefährdungslage einbezogen und würde tätig werden, falls sich etwa Hinweise auf geplante Übergriffe verdichten.

"Die Situation ist neu für uns, und wir werden sehen, was auf uns zukommt. Wir sind uns bewusst, dass es zu Problemen kommen kann, sehen jedoch keinen Grund zur Besorgnis", sagt Polizeisprecher Moyses. Und Bürger, die Sorgen oder Anliegen haben, sollten nicht zögern, sich unter der Telefonnummer 02162 377-0 an die Polizei zu wenden. "Wir werden dann versuchen, die Ängste und die objektive Sicherheitslage wieder in Einklang zu bringen", sagt Polizeisprecherin Antje Heymanns und nennt beispielsweise stärkere Polizeipräsenz oder Bürgerinformationsveranstaltungen als polizeiliche Maßnahmen.

(RP)
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