Stadt Willich Arbeitsmarkt: Der Nachwuchs hat's schwer

Stadt Willich · Besondere Probleme auf dem Arbeitsmarkt haben die Jugendlichen. Es gibt zu wenig Ausbildungsplätze. Wer einen bekommt, wird nicht automatisch übernommen. Von anderen Betrieben heißt es dann oft: Es fehlt die Berufserfahrung.

 Sie analysierten am Dienstag den Arbeitsmarkt (v.l.): Ingo Zielonkowsky (Agentur für Arbeit), Paul Neukirchen (Handwerkerschaft), Evelyn Schotten (Agentur) und Ralf Köpke (DGB).

Sie analysierten am Dienstag den Arbeitsmarkt (v.l.): Ingo Zielonkowsky (Agentur für Arbeit), Paul Neukirchen (Handwerkerschaft), Evelyn Schotten (Agentur) und Ralf Köpke (DGB).

Foto: agentur für arbeit

Grund zum Jubeln gab es nicht, als die Agentur für Arbeit Krefeld-Kreis Viersen gestern die Bilanz für 2013 zog und eine Prognose für 2014 abgab. Als besonderes Problem hat man die Jugendlichen ausgemacht, auf die man daher im laufenden Jahr besonderes Augenmerk wirft. Das Problem beginnt bei der Suche nach einer Lehrstelle und endet nach der Ausbildung, falls man nicht übernommen wird.

Zahl der Ausbildungsplätze ist rückläufig

Die Zahl der Ausbildungsplätze sei rückläufig, klagte gestern Evelyn Schotten, Geschäftsführerin operativ, der Arbeitsagentur. Diejenigen, die einen finden und ihre Lehre abschließen, sind längst nicht aus dem Schneider. Wer nicht übernommen wird, steht vor einem Problem: Er ist zwar einer von den Fachkräften, nach denen eigentlich gesucht wird, aber er hat keine Berufserfahrung: "Das ist bei den Unternehmen das Hauptargument. Das hat zur Folge, dass junges Potenzial brach liegt", sagt Schotten.

Aus Handwerkersicht betonte Paul Neukirchen, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft, dass die Ansprüche der Kunden an das Handwerk immer höher werden. Man bemühe sich, die Auszubildenden zu übernehmen, wann immer es gehe. Ein gewisses Niveau sei jedoch Voraussetzung: "Bei uns gab es im vergangenen Jahr keine Ehrung der Jahresbesten, weil keiner die erforderlichen Noten hatte."

Berufswahl soll immer früher Thema werden

Ingo Zielonkowsky, Leiter der Agentur für Arbeit, kündigte an, dass man sich noch intensiver mit dem Übergang von der Schule in den Beruf beschäftigen werde: "Die Berufswahl muss noch früher platziert werden. Die Schüler müssen richtig Lust auf Beruf und Spaß am Lernen haben."

Ralf Köpfe (DGB) beklagte aus Gewerkschaftssicht, dass sich viele Unternehmen aus ihrer sozialen Verantwortung stehlen: "Die Schere zwischen Angebot und Nachfrage bei den Lehrstellen geht immer weiter auseinander. Nur 20 Prozent der Betriebe bilden aus. Das ist dramatisch." Er appellierte an die Arbeitgeber, auch schwächeren Jugendlichen eine Chance zu geben: "Nur so wird es in Zukunft eine ausreichende Zahl von Fachkräften geben."

Aktuell kommen auf 100 Bewerber 60 Stellen. Eine Trendwende sei nicht erkennbar, sagte Zielonkowsky. Er appellierte aber auch an die Jugendlichen, nicht an einem bestimmten Traumberuf zu kleben und möglichst mobil zu sein: "Eine Ausbildung ist die beste Versicherung gegen Arbeitslosigkeit." Im Handwerk sei die Zahl der Lehrstellen stabil, steige regelmäßig sogar leicht an, sagte Neukirchen. Das Handwerk sei auch für Abiturienten eine echte Alternative zum Studium. Auf der anderen Seite blieben junge Menschen mit Hauptschulabschluss nicht auf der Strecke: "Sie müssen in Bewerbungsgesprächen überzeugen." So auch Zielonkowsky: "Viele Unternehmen lösen sich inzwischen von den reinen Schulnoten." Unbedingt empfehlenswert sei ein Praktikum, bei dem man den Betrieb kennenlernen und für sich selber die Werbetrommel rühren könne.

Ganz schwer auf dem Arbeitsmarkt haben es unqualifizierte Kräfte. Für sie gab es gestern den guten Rat, nicht die Flinte ins Korn zu werfen, sondern darüber nachzudenken, sich eventuell auch im höheren Alter um eine Ausbildungsstelle zu kümmern.

(RP)
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