Coronavirus Plötzliche Rückreise aus dem Urlaub

Anrath · Für Marga-Christa Treffer fand der Österreich-Urlaub ein unerwartetes Ende. Aus neun Tagen wurden zwei. Die Anratherin musste das Salzburger Land aufgrund der Vorgaben zu Corona verlassen.

 Unfreiwillig musste Marga-Christa Treffer vom Großarltal in Österreich Abschied nehmen.

Unfreiwillig musste Marga-Christa Treffer vom Großarltal in Österreich Abschied nehmen.

Foto: Lydia Gappmaier

Auf dem Handy von Marga-Christa Treffer ist gerade eine SMS von ihrer Freundin eingegangen: „Ich wünsche dir noch schöne Tage in Österreich, das Wetter soll ja schön werden“, ist dort zu lesen. Wehmütig schaut Marga-Christa Treffer auf den Text. Denn mit Urlaub ist nichts mehr: Die Anratherin, die ins Großarltal in Österreich gereist war, ist nach nur zwei Tagen Urlaub wieder daheim – und das unfreiwillig.

Aufgrund der Entscheidung der Landesregierung Salzburg vom 12. März ist das Ski-amadé-Gebiet, zu dem auch die Skischaukel Großarltal-Dorfgastein gehört, geschlossen worden. „Das war ein richtiger Schock, als ich am Freitagmorgen zum Frühstück herunterkam und die Pensionsinhaberin Lydia Gappmaier mir sagte, dass ich abreisen müsse“, erzählt Treffer. Seit 43 Jahren fährt sie jedes Jahr in den Wintersport nach Großarl, wo sie immer in der Pension Unterkofler wohnt. So auch jetzt.

Als sie am Mittwochmorgen in den Zug nach St. Johann im Pongau stieg, konnte noch niemand ahnen, wie sich die Situation durch die Ausbreitung des Coronavirus entwickeln würde. Es gab keine Reiseeinschränkungen für Österreich, zudem fuhr Treffer nicht in das besonders betroffene Gebiet in Tirol. „Ich habe mich sehr auf meinen Urlaub gefreut, zumal ich mit den Pensionsinhabern und deren Familie seit Jahrzehnten befreundet bin“, berichtet Treffer.

Nach einem schönen Urlaubstag und gemeinsamen Stunden mit den Familien Gappmaier und Unterkofler war Schluss. Der Freitag stand schon ganz im Zeichen der Abreise, da die Anratherin ihr Zugticket umtauschen musste, und das geht in Großarltal nicht. Die Anratherin telefonierte mit ihrem Reisebüro, das die Bahnfahrt organisiert hatte, und erfuhr, dass sie ihr Ticket für die Rückreise umschreiben musste. Dafür galt es, ins rund 25 Kilometer entfernte Bischofshofen zu fahren, wo sich ein Bahninformations-Center befindet. „Lydia hat mich dorthin gefahren und dort mit mir zusammen alles für die Rückfahrt geregelt“, sagt Treffer. Man sei im Infocenter sehr nett und hilfsbereit gewesen, lobt die Anratherin. Bis auf die neue Platzkarte für 3,50 Euro fielen keine weiteren Kosten an.

Gappmaier selbst hatte erst in den Abendstunden des 12. März erfahren, dass alles geschlossen wird. „Um 21.42 Uhr ging bei uns in der Pension die Nachricht von Landeshauptmann Wilfried Haslauer per WhatsApp ein, dass die Beherbergungsbetriebe schließen müssen“, berichtet die Großarlerin. „In Abstimmung mit Vertretern des Tourismus haben wir entschieden, dass die Seilbahnen am Sonntag, 15. März 2020, abends auf Basis des Epidemiegesetzes geschlossen werden. Ebenso werden alle Beherbergungsbetriebe mit Ablauf Montag, 16. März 2020, behördlich geschlossen“, hieß es in der Kurznachricht.

Um eine geordnete Abreise aus den Skigebieten zu ermöglichen, wurde der Termin auf den Montag gelegt. In der Nachricht wird von einer Entscheidung gesprochen, die nicht leicht gefallen sei. Leicht fiel es Gappmaier auch nicht, die Nachricht weiterzugeben, zumal es im Großarltal keinen Corona-Fall gab. „Nachdem die Fahrkarte geändert war, habe ich schweren Herzens angefangen, Koffer zu packen. Es gab noch ein gemütliches Abendessen, dann brachte mich Lydia am Samstagmorgen um kurz vor 7 Uhr zum Bahnhof in St. Johann“, sagt Treffer. Die Züge und auch die Bahnhöfe seien nicht so voll wie sonst gewesen, fügt sie an. Nun ist Treffer wieder in Anrath, wo sie selber, auch wenn sie keine Symptome zeigt, erst einmal daheim bleiben will. Auch einen Arzttermin in der übernächsten Woche will sie verschieben, um ganz auf der sicheren Seite zu sein. Etwas von ihr ist allerdings in Großarl geblieben – und das ist ihr großer Koffer. Denn dieser Koffer, den die Seniorin immer mit der Bahn vorausschickt, konnte nicht umgebucht werden. Der steht gepackt in der Pension Unterkofler und geht erst in der kommenden Woche, wenn der Urlaub eigentlich zu Ende gewesen wäre, ins heimische Anrath zurück.

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