Ökologische Landwirtschaft Das Bioland-Zentrum liegt in Willich

Willich · Andrea und Andreas Binger führen den 700. Mitgliedsbetrieb im Bioland-Landesverband NRW. Zur feierlichen Überreichung der Urkunde reiste Landwirtschaftsministerin Ursula Heinen-Esser an.

 Ministerin Ursula Heinen-Esser (2.v.l.) kam zur Besichtigung des Hofes, als Joachim Koop, Bioland-Landesvorsitzender (links) der Familie Binger die Urkunde übergab.

Ministerin Ursula Heinen-Esser (2.v.l.) kam zur Besichtigung des Hofes, als Joachim Koop, Bioland-Landesvorsitzender (links) der Familie Binger die Urkunde übergab.

Foto: Norbert Prümen

„Ist das schön hier!“ Das Lob von Landwirtschaftsministerin Ursula Heinen-Esser freut die gesamte Familie Binger. Gerade ist man beim Rundgang über die Hofanlage am Bauerngartenbereich mit der angrenzenden Streuobstwiese und den freilaufenden Hühnern angekommen. „Wie man sieht, liegt uns das Nachhaltige generell am Herzen“, sagt Andreas Binger, der mit seiner Familie den Göbelshof führt. Und genau das ist auch der Punkt, der aus dem bislang konventionell bewirtschafteten Hof einen zukünftigen Bioland-Betrieb macht. Die Bingers sind der 700. Mitgliedsbetrieb im Bioland-Landesverband.

Daher reist zur Urkundenüberreichung durch Bioland-NRW-Geschäftsführer Jan Leifert sowie Vorstandsvorsitzender Joachim Koop auch die Ministerin an. „700 Bioland-Betriebe in NRW sind der Ausdruck einer sehr positiven Entwicklung. Dank der Landesförderung kann die Durststrecke der ersten zwei Jahre überbrückt werden. Das Wachstum ist aber durchaus ausbaufähig. In Süddeutschland ist es die doppelte Zahl an Betrieben. In NRW geht auch noch was“, sagt Koop bei der Urkundenüberreichung. Etwas, das Heinen-Esser nur bestätigen kann. Wobei Willich das Zentrum der Bioland-Betriebe im Kreis Viersen ist. Von den acht Bioland-Höfen liegen sechs Anlagen in Willich.

Der Göbelshof befindet sich seit über fünf Generationen im Familienbesitz. „Wir haben in jungen Jahren auch schon den Gedanken gehabt, ein Biobetrieb zu werden. Damals lag die Umstellung noch bei fünf Jahren, und die Förderung fehlte. Wir konnten das seinerzeit nicht leisten“, erzählen Christine und Max Binger beim Rundgang über die Hofanlage. Beim Stopp vor der Maschinenhalle informiert Andreas Binger darüber, dass der Maschinenpark umgerüstet werden muss. „Die Pflanzenschutzspritzanlage werde ich verkaufen, ich brauche sie nicht mehr. Sie können sie gerne haben“, bemerkt er mit Blick auf die Landwirtschaftsministerin, was ein allgemeines Lachen auslöst.

In der zweijährigen Umstellungsphase sieht es so aus, dass die Bingers statt bislang Kartoffeln und Zuckerrüben nun auf ihren 23,5 Hektar großen Flächen Futtergetreide, Kleegras und Ackerbohnen anbauen werden. Das erste Jahr erfolgt dabei nicht mit ökologischer Auslobung. Im zweiten Jahr wird von Umstellungsware gesprochen, wobei andere ökologisch zertifizierte Betriebe 30 Prozent von dieser Ware im eigenen Betrieb nutzen dürfen, was auch für die Bingers gilt. Offizieller Umstellungstag von konventionell auf Bio war auf dem Göbelshof der 30. Juni 2018. Schon jetzt ist der Familie klar, dass sie gerne mehr Pachtland dazunehmen würde. Auch die Hühnerhaltung, die derzeit bei 50 Hühnern liegt, soll ausgebaut werden. „Wir möchten später Bioland-Eier als auch entsprechende Kartoffeln anbieten“, blickt Andreas Binger in die Zukunft.

Aber nicht nur die Landwirtschaft trägt den Hof. Vor zwei Jahren eröffnete die Familie „Bingers kleine Scheune“, einen Hotelbetrieb mit sechs Zimmern und einer Ferienwohnung. „Der Hof war nur ein Nebenerwerbsbetrieb, und wir hatten überlegt, wie wir ihn als Vollerwerb nutzen und ihn damit komplett zu unserem Arbeitsplatz machen könnten“, sagt Andrea Binger. Dafür wurde die alte Scheune umgebaut und Frühstücksraum als auch Zimmer mit einem behaglichen Ambiente versehen. Das kommt bei den Gästen an: „Wir haben bereits viele Stammkunden“, freut sich Andrea Binger.

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