Stadt Willich An der Niers sind die Biber wieder da

Stadt Willich · Am Nierssee und am renaturierten Bereich der Niers lebt eine Biberfamilie. Gesehen haben sie die Mitglieder der NABU-Gruppe Willich zwar noch nicht, aber die Fraßspuren sind unverkennbar.

 Markus Heines, der Biberbeauftragte des NABU für den Kreis Viersen, zeigt die typischen Fraßspuren des Bibers.

Markus Heines, der Biberbeauftragte des NABU für den Kreis Viersen, zeigt die typischen Fraßspuren des Bibers.

Foto: Wolfgang Kaiser

Der Anblick eines ange-nagten Baumes lässt Markus Heines sowie Monica und Jack Sandrock von der NABU-Gruppe Willich lächeln. Denn die Weide am Rand der renaturierten Niers hat nicht irgendein Reh oder ein Nutria angefressen, sondern ein Tier, das bislang in Willich nicht heimisch war: Die Fraßspuren stammen von Bibern. Tieren, die einst hier heimisch waren, aber durch den Menschen nahezu ausgerottet wurden. Das Fleisch wurde gegessen, das Fell war heiß begehrt und das Drüsensekret als Medizin gefragt. 1877 starb so der letzte Biber im Rheinland. 1981 startete die Wiederansiedlung der Tiere in der Nordeifel, nachdem in Bayern bereits 1966 Wiederansiedlungsprojekte gelaufen waren.

Vor einem Jahr kam der erste Hinweis darauf, dass möglicherweise Biber am Nierssee in Neersen leben. "Ich erhielt einen Anruf von einem Kollegen der Biologischen Station Krickenbecker Seen, der Fraßspuren gefunden hatte und mich bat, diese doch einmal anzuschauen", berichtet Heines. Eine Aufforderung, der der Biberbeauftragte des NABU für den Kreis Viersen gern nachkam. Heines konnte bestätigen, was vor ihm schon festgestellt worden war. Es handelte sich eindeutig um Biberspuren. Für den NABU Willich war diese Feststellung ein Grund zur Freude. "Bislang hatten wir in unserem Bereich noch nie einen Biber. Dass an der Schwalm welche leben, ist bekannt, aber am Nierssee gab es sie bislang nicht", sagt Jack Sandrock von der NABU-Gruppe Willich.

Doch es sollte noch besser kommen. Zu den Altspuren vom vergangenen Jahr sind neue dazu gekommen - und das nicht nur am See, sondern auch an der renaturierten Niers auf Willicher Gebiet. Monica und Jack Sandrock haben aktuell eine Kartierung erstellt, die die Fraßspuren an See und Flüsschen genau aufzeigt. "Alle drei Jahre wird in NRW flächendeckend eine solche Kartierung erstellt. In diesem Jahr ist es wieder so weit", informiert Heines, der in die Kartierung vertieft ist. Er selbst hat die Biber schon an der Schwalm in Aktion erlebt, aber an der Niers ist es bislang bei den Spuren geblieben. Er geht von einer Biberfamilie aus, zu der in der Regel vier bis fünf Tiere gehören.

Biber leben in Familienverbänden, die aus dem Elternpaar und zwei Generationen Jungtieren bestehen. Das weibliche Tier bringt nach einer Schwangerschaft von 100 Tagen in der Regel zwei bis drei Junge zur Welt. Erst im dritten Lebensjahr verlassen sie die eigene Familie. Die Jugendsterblichkeit bei den possierlichen Tieren ist dabei hoch. Nur die Hälfte der Jungen erreicht ein Alter von zwei Jahren. Uhus, Seeadler und Füchse reißen die Jungtiere, wenn sie den Kontakt zur Mutter verlieren. Biber sind nachtaktive Tiere. Den Tag verbringen sie in unterirdischen Bauten, wobei sie gern die Höhlen der Nutrias nutzen und entsprechend für sich ausbauen. "Biber sind wahre Baumeister und sehr nützlich. Sie schaffen durch ihre Bautätigkeiten Lebensräume für andere Tiere", informiert Heines.

Biber fördern die Artenvielfalt und sind für den Naturhaushalt von unschätzbarem Wert. Zu ihren Baukünsten gehören auch die sogenannten Biberburgen, wie die Dämme genannt werden, die Biber aus Stämmen, Zweigen, Erde und Steinen bauen. Mit diesen Stämmen regulieren sie den Wasserstand, sodass sich die Eingänge ihrer Baue immer unter Wasser befinden. Biber ernähren sich vegetarisch von krautigen Pflanzen. Im Winter stellen sich die Tiere auf Rinde und Zweige von Bäumen um. Daher erfolgt das Annagen von Weichholz, wozu unter anderem Pappeln und Weiden zählen. Da Biber nicht klettern können, fällen sie Bäume, um sie dann abzunagen. "Daher ist es auch so wichtig, dass Bäume, die von Bibern gefällt werden, liegen bleiben und nicht weggeräumt werden. Schließlich fressen sie dort weiter", erklärt Jack Sandrock.

(RP)
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