Tönisvorst Als Missionarin auf Zeit ein Jahr in Indien

Tönisvorst · Nach dem Abitur hilft die 19-jährige Rebecca Kamps aus St. Tönis ein Jahr lang in einer Aids-Station im indischen Indore. aus. Sie nimmt an einem Programm der Steyler Missionare in Venlo teil. Ihre Reisekosten sicherten viele Spenden.

 Rebecca Kamps aus St. Tönis geht als Missionarin auf Zeit nach Indien und packt dafür ein Mosquito-Zelt ein.

Rebecca Kamps aus St. Tönis geht als Missionarin auf Zeit nach Indien und packt dafür ein Mosquito-Zelt ein.

Foto: W. KAISER

"Schon in der 9. Klasse hatte ich mir vorgenommen, mal ein Jahr in Ausland zu gehen, weg von der teilweise krassen Konsum- und Spaßgesellschaft, wollte irgendwann mal neue Kulturen und neue Blickwinkel kennenlernen", sagte Rebecca Kamps. Mittlerweile ist sie 19 Jahre alt, hat gerade mit 2,2 ihr Abi an der Krefelder Marienschule gemacht und hat schon längst das Visum beantragt. Denn am 26. August bringt sie der Flieger von Frankfurt nach Indien. Genauer gesagt nach Indore, wo Rebecca für ein Jahr eine sogenannte "Missionarin auf Zeit" ist.

Es ist ein Hilfsprogramm der Steyler Missionare. Ins Mutterhaus in Steyl, in einem kleinen, etwa 5000 Einwohner großen Stadtteil von Venlo, unternahm die 19-Jährige mit ihren Klassenkameraden der Oberstufe Anfang 2012 eine Exerzitienfahrt, lernte dabei vor allem Schwester Jolantha kennen und schätzen. Rebecca erzählt: "Sie stand mitten im Leben, war total weltoffen, interessierte sich für alles."

Auch das Klosterleben ("Dies hatte mit ständigem Beten und festen Ruhezeiten gar nichts zu tun") gefiel ihr. Als ihr dann das Programm "MissionarInnen auf Zeit" vorgestellt wurden, stand ihr Entschluss kurze Zeit später fest. Ein großes kirchliches Engagement hatte sie zwar nicht aufzuweisen, aber sie setzte sich in der Vergangenheit oft für Benachteiligte und für arme Länder ein.

Ende August beginnt sie ihre Arbeit in einer Aidsstation am Rand von Indore, gibt dort unter anderem Medikamente aus, kümmert sich über die Prävention oder um die Durchführung von HIV-Tests. Und was ihr noch wichtig ist: "Der normale Umgang mit den infizierten Menschen, die oft als Ausgestoßene behandelt werden." In insgesamt fünf Seminaren wurde sie für die Tour fit gemacht, hat auch einige Tage in der Aids-Hilfe Krefeld und in der Obdachlosenhilfe in Uerdingen gearbeitet. "Und ich habe mich riesig über die Zusage der Steyler Missionare gefreut", erzählt sie in ihrem Elternhaus an der Ludwig-Jahn-Straße.

Per mail ist sie bereits mit den Steyler Ordensschwestern Geeta und Josepha in Verbindung, bei denen sie in Indore leben wird. Ist solch eine Tour und der einjährige Aufenthalt nicht teuer? "Es gibt bei den Steyler Missionaren einen Solidaritätsfonds und einen Topf, aus dem dies größtenteils bezahlt wird", antwortet sie. Dennoch muss jeder Teilnehmer etwa 2000 Euro selbst aufbringen, beziehungsweise Sponsoren suchen. Und Rebecca, eine begeisterte Hobbyreiterin und Tennisspielerin, zeigte sich überwältigt von der erfahrenen Unterstützung. So fand beim Abschluss-Gottesdienst der Marienschule eine Kollekte für die Indien-Tour statt, kamen Einzelspenden von Mitgliedern ihres Krefelder Reit- und Fahrvereins Kühnen und vom Tennisclub Grün-Weiß St. Tönis dazu. Und bei einer kleinen Garten-Party zu Hause mit Freunden gab es auch noch einige Euros. "Etwa 700 Euro mussten meine Eltern noch aufbringen", meinte sie.

"Vor allem meine Mutter Dorothea musste kräftig schlucken, als sie von meiner einjährigen Abwesenheit erfuhr", erzählt sie weiter. Natürlich sei sie ein wenig traurig, so lange ihre Eltern, die Geschwister, Freunde und ihr Lieblingspferd, den zwölfjährigen Schimmel "Sharona", nicht zu sehen, aber dennoch freut sich sie sich über ihren Einsatz. Nach dem Jahr in Indien möchte sie im Semester 2014/15 ein Psychologie-Studium beginnen: "Meine Eltern haben eine Generalvollmacht bekommen, die entsprechenden Bewerbungen zu verschicken."

(wsc)
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