Stadt Willich Ältere Autofahrer wollen lernen

Stadt Willich · Das Autofahren fällt vielen Senioren nicht mehr so leicht wie in jüngeren Jahren. Die Begegnungsstätte der Caritas in Schiefbahn hat deshalb jetzt ein spezielles Trainingsprogramm für ältere Autofahrer angeboten.

 Fahrlehrer Horst Simon (Mitte) zeigt den Teilnehmern des Seminars, wie sich das Autofahren im Alter verändert und wie die Autofahrer darauf reagieren können.

Fahrlehrer Horst Simon (Mitte) zeigt den Teilnehmern des Seminars, wie sich das Autofahren im Alter verändert und wie die Autofahrer darauf reagieren können.

Manchmal könne er Kombinationsschilder am Straßenrand nicht mehr so schnell erfassen, sagt Wolfgang Schürmann. Und Margot Kathol hat festgestellt, dass ihre Augen und Ohren nicht mehr so gut seien wie früher. Der 68-Jährige und die 71-Jährige sind zwei von zwölf Teilnehmern am Trainingsprogramm für ältere Autofahrer, zu dem die Caritas-Begegnungsstätte Schiefbahn eingeladen hat. Geleitet wird der vierstündige kostenlose Kursus, der an zwei Vormittagen stattfindet, von Fahrlehrer Horst Simon und dessen Frau Christel von Tegelen-Simon.

Autofahren strengt an

Die beiden sind im selben Alter wie ihre Zuhörer. "Das Alter bringt Einschränkungen mit sich, die sich auch auf das Verhalten im Straßenverkehr auswirken", weiß die 68-jährige Christa von Tegelen-Simon. Der Blick über die Schulter falle nicht mehr so leicht, was beim Einparken und Abbiegen auffalle, Seh- und Hörvermögen würden schwächer, die Reaktionsfähigkeit verzögere sich. Außerdem ermüden Senioren schneller. Auch führen Unsicherheiten zu schlechterem Fahrverhalten. Dem kann Maritta Schürmann zustimmen: "Ich sehe viel mehr Gefahren als früher", sagt die 64-Jährige, "das macht das Autofahren oft sehr anstrengend."

Die Seminarleiter raten, sich selber genau zu beobachten. "Hohes Alter spricht nicht grundsätzlich gegen das Autofahren", stellt Simon klar. Wer aber öfter eine rote Ampel übersehe, aggressives Fahrverhalten bei sich feststelle oder merke, dass andere Autofahrer häufig hupen, der sollte das als Anzeichen für mangelnde Fahrtüchtigkeit werten und Konsequenzen ziehen. "Und wer nicht mehr schneller als 70 fahren möchte, der meidet eben die Autobahn und fährt Landstraße", gibt von Tegelen-Simon einen Tipp.

Außerdem spreche nichts dagegen, noch einmal ein paar Fahrstunden zu nehmen. "Das machen viele Witwen, die jahrelang auf dem Beifahrersitz saßen und jetzt wieder fahren müssen, um mobil zu bleiben", weiß Simon aus seiner Praxis als Fahrlehrer. Oft reichen dann schon ein paar Stunden, bei denen die wichtigsten Strecken, etwa zum Einkaufen oder zur Tochter einstudiert werden.

Fahrstunden gibt es beim Trainingsprogramm nicht, wohl aber viele Auffrischungen. "Deshalb bin ich gekommen", sagt Hans-Robert Holz, "ich wollte erfahren, was ich vergessen habe." Und so lernt der 70-Jährige noch einmal, dass er beim Auffahren auf die Autobahn den Standstreifen überfahren darf, wenn es vorher keine Möglichkeit gibt, einzuscheren. "Das wusste ich zum Beispiel nicht", sagt Holz. Auch das Schild mit dem grünen Abbiegepfeil nach rechts neben der roten Ampel ist einigen Teilnehmern nicht vertraut. "Sie halten an, vergewissern sich, dass links frei ist und dann dürfen Sie – unter Berücksichtigung eventuell querender Fußgänger oder Radfahrer - rechts abbiegen, selbst wenn die Ampel rot zeigt", erklärt Simon.

Anhand mehrerer Fotos werden verschiedene Verkehrssituationen durchgespielt: Wie verhalte ich mich in einem zweispurigen Kreisverkehr? Wie reagiere ich, wenn jemand dicht auffährt? Welche neuen Schilder gibt es, und was bedeuten sie? Diese Fragen sind auch für den ältesten Teilnehmer, Hans Berster, interessant. Als er die Führerscheinprüfung absolvierte, gab es nämlich kaum Autos auf der Straße, keine Kreisverkehre und nur wenige Ampeln: Das war 1956.

(WS03)
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