Stadt Willich 330 Euro fürs Schiefbahner Dreieck

Stadt Willich · Rund 7,2 Millionen Euro will die Stadt für das neue Baugebiet in die Hand nehmen. 500.000 Euro Gewinn blieben übrig, wenn Grundstückskäufer 330 Euro pro Quadratmeter zahlen. Grüne und FDP bezweifeln das.

 Auf dieser Ackerfläche zwischen Korschenbroicher und Willicher Straße sollen 36 Ein- und vier Mehrfamilienhäuser entstehen.

Auf dieser Ackerfläche zwischen Korschenbroicher und Willicher Straße sollen 36 Ein- und vier Mehrfamilienhäuser entstehen.

Foto: Wolfgang Kaiser

330 Euro pro Quadratmeter - ist dieser Preis für die Grundstücke im bisher nach wie vor lediglich in der Planung befindlichen und von der Politik noch nicht beschlossenen Baugebiet "Schiefbahner Dreieck" realistisch oder nicht? Um diese Frage drehte sich die Diskussion im Planungsausschuss im Wesentlichen. Denn mit dem erzielbaren Quadratmeterpreis steht und fällt auch die Wirtschaftlichkeit des Neubaugebietes im Schiefbahner Norden. Grüne und FDP haben große Bedenken und sind nach wie vor gegen das Schiefbahner Dreieck.

Die Stadt hofft, am Ende mit einem Plus von rund einer halben Million Euro abzuschließen, wenn alle Grundstücke verkauft, alle Straßen und Bürgersteige gebaut, alle Kanäle verlegt sind und der große Kreisverkehr gebaut ist. Aber das klappt nur bei einem Verkaufspreis von 330 Euro pro Quadratmeter. Wären es im Schnitt nur 310 Euro, liefe es auf plus/minus Null hinaus.

Das Rechnungsprüfungsamt hatte auf Antrag des Stadtrates die Wirtschaftlichkeitsbetrachtung der Verwaltung zum Schiefbahner Dreieck genau unter die Lupe genommen. Das Fazit: "Ich habe selten so eine gute Kostenschätzung gesehen wie diese", sagte Olaf Schnödewind, Leiter des Rechnungsprüfungsamtes, jetzt im Ausschuss. Er gab jedoch zu: "Inwieweit ein Verkaufspreis von 330 Euro pro Quadratmeter realistisch ist, steht mir nicht zu zu beurteilen. Da muss ich den Fachleuten vertrauen." Unplausibel scheine ihm der Wert allerdings nicht zu sein.

Christian Winterbach (Grüne) wunderte sich jedoch darüber, dass CDU und SPD den Quadratmeterpreis von 330 Euro kritiklos hinnehmen. Schließlich habe der Gutachterausschuss für Grundstückswerte in anderen Teilen Schiefbahns einen wert von 230 Euro pro Quadratmeter ermittelt. Angesichts der Lage könne man beim Schiefbahner Dreieck nicht unbedingt von einem Filetstück sprechen. Er habe den Eindruck, dass man das Projekt "gesund gerechnet" habe. Hinzu kommt für die Grünen, dass das Schiefbahner Dreieck ursprünglich dazu gedacht gewesen sei, günstige Baugrundstücke für junge Willicher Familien zu schaffen. Davon könne nun keine Rede mehr sein. "Die Stadt ist jetzt der größte Preistreiber, denn der freie Markt wird nachziehen. Das kann nicht der richtige Weg sein", sagte Winterbach. Der Ausschussvorsitzende Christian Pakusch (CDU) entgegnete, dass solche Preise nicht nur in Willich verlangt würden.

Das Gelände, auf dem das Neubaugebiet entstehen soll und das bisher Ackerfläche ist, ist 38.782 Quadratmeter groß und wurde von der Stadt angekauft. Vermarktet werden sollen als Baugrundstücke 23.124 Quadratmeter, auf denen 36 Einfamilienhäuser und vier Mehrfamilienhäuser entstehen sollen. Für öffentliche Grünanlagen sind 2444 Quadratmeter vorgesehen, 8538 für Straßen und Bürgersteige, 1487 für eine vier Meter hohe und 311 Meter lange Lärmschutzwand zur Korschenbroicher Straße, 1705 Quadratmeter für eine eventuelle Verlängerung der Straßenbahn (zum Haltepunkt der diskutierten Regiobahn) sowie 1492 Quadratmeter für den Kreisverkehr. Dieser soll die Korschenbroicher Straße mit der Willicher Straße und der angedachten Nordumgehung nach Niederheide verbinden.

Die Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie zur Nordumgehung werden allerdings erst Anfang März vorgestellt - weshalb Grüne und FDP die Entscheidung darüber, ob im Planverfahren des Baugebietes der nächste Schritt gemacht werden soll, gern vertagt hätten. Mit der Mehrheit von CDU und SPD entschied sich der Ausschuss aber dafür, den Bebauungsplanentwurf öffentlich auszulegen. Bürger können sich dazu dann noch äußern. "Damit ist ja noch nichts in Stein gemeißelt. Und was die Machbarkeit einer Nordumgehung angeht, ist die CDU optimistisch", sagte Sascha Faßbender für seine Fraktion.

Enttäuscht zeigte sich Ralf Lück von der Bürgerinitiative "Verkehrsbelästigung Schiefbahner Norden": "Von allen Parteien wurde versprochen, dass vor der Bebauung des Schiefbahner Dreiecks zunächst das Verkehrsproblem gelöst werden soll. Aber die Entlastung ist noch nicht ansatzweise geklärt." Seine Initiative hatte sich im Vorfeld der Sitzung mit Fragen an den Planungsausschuss gewandt, auf deren Beantwortung Lück nun gespannt ist.

(RP)
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