Zuhause: Heute in Anrath Ein Fürsprecher für Anrath

Anrath · 1848 wurde der Bürgerverein Anrath gegründet. Damals wie heute setzt er sich für die Belange der Bürger ein.

 Ute Knabben und Marlies Pasch vom Bürgerverein zeigen ein Portät von Lorenz Schmitz, dem Begründer des Anrather Krankenhauses.

Ute Knabben und Marlies Pasch vom Bürgerverein zeigen ein Portät von Lorenz Schmitz, dem Begründer des Anrather Krankenhauses.

Foto: Wolfgang Kaiser

Das Wörtchen „Kooreschlaat“ hat Friedel Kluth in den vergangenen Tagen auf Trab gehalten. „Wir haben eine Mail erhalten, in der ein Bürger wissen wollte, was sich hinter diesem Wort verbirgt. Also sind wir auf die Suche gegangen“, sagt Marlies Pasch. Die Vorsitzende des Bürgervereins Anrath hat den Mundart-Fachmann aktiviert, und Kluth hat sich auf die Recherche begeben. Herausgekommen ist, dass es sich aller Wahrscheinlichkeit nach um einen Getreidesalat handelt.

Anfragen der unterschiedlichsten Art sind für den Bürgerverein nichts Ungewöhnliches. Aktuell beschäftigen den Verein auf Anregung einer Bürgerin die teilweise nicht mehr so schönen Blumenkübel in der Fußgängerzone. „Wir haben in diesem Fall bereits eine Begehung mit der Stadt durchgeführt und erste Ideen entwickelt, um die Beete wieder in einen attraktiven Zustand zu bringen“, sagt Geschäftsführerin Ute Knabben. „Von Bürgern für Bürger“ lautet das Motto des Vereins, der aber auch ansonsten mehr als aktiv ist. Filmabende, Lesungen, Mundart-Nachmittage und ein monatlich stattfindender Mundartstammtisch, Exkursionen, Führungen durch Anrath – wer in den Veranstaltungskalender des Bürgervereins schaut, der stößt auf eine Vielzahl von Aktivitäten.

Die Wurzeln des Bürgervereins reichen in die Mitte des 19. Jahrhunderts zurück. In dieser Zeit war die Bevölkerung mit der Obrigkeit unzufrieden. In etlichen Städten und Gemeinden bildeten sich daher Bürgervereine, die sich für die Belange des Volkes einsetzten. In Anrath war dies im Jahr 1848 ebenfalls der Fall. Der Verein war aktiv, bis es in den 30er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts zu einem allgemeinen Verbot kam. Nach dem Zweiten Weltkrieg geriet der Verein in Vergessenheit. Das änderte sich allerdings mit der kommunalen Neugliederung. „Die Bürger waren über die Zusammenlegung von Schiefbahn, Neersen, Willich und Anrath erschrocken. Man wollte mit Neersen und Vorst zusammengehen und hatte Sorge, gegenüber den anderen Stadtteilen benachteiligt zu werden“, berichtet Kluth.

Im Oktober 1970 nahm daher der Bürgerverein in Anrath wieder seine Arbeit auf. Die kommunale Neugliederung konnte nicht verhindert werden, wohl aber ein aufmerksames Auge auf Anrath und seine Belange gelegt werden. Neben diesem Bereich legte der Verein die weiteren Schwerpunkte seiner Arbeit auf die Förderung von Kunst und Kultur sowie die Pflege des Brauchtums. „Wir können heute zudem sagen, dass wir ein Stück Heimatgeschichte und Zeitgeschehen festhalten“, sagt Pasch und verweist auf die Digitalisierung von geschichtlichen Dokumenten und die Herausgabe der Heimatbücher, die seit 1978 Jahr für Jahr erfolgt.

Nicht nur die Vergangenheit findet sich in diesen Büchern wieder, sondern auch die Gegenwart. Ob der gerade laufende Umbau der Johannesschule, bei dem ein Rundgang durch die alte Schule gemacht und alles mittels Fotos festgehalten wurde, oder das 20-jährige Bestehen des Anrather Gymnasiums, alles findet seinen Platz in den Heimatbüchern. Wichtige Ereignisse werden auf diesem Weg für die Nachwelt dokumentiert. „Wir haben eine Vielzahl von Arbeitskreisen, in denen die unterschiedlichsten Themen behandelt werden. Alles zusammen ergibt unsere Vielfalt für Anrath“, sagt Knabben. Nachdem der Bürgerverein über die Jahre die unterschiedlichen Domizile nutzte – darunter einen Dachraum der Alleeschule und einen Raum im Anrather Rathaus –,  ist der Verein jetzt seit über drei Jahren in eigenen Räumlichkeiten am Kirchplatz 9–11 daheim.

Der Bürgerverein hat 350 Mitglieder. Eine Einzelmitgliedschaft kostet zehn Euro pro Jahr, Familien zahlen 15 Euro. Internet: www.buergerverein-anrath.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort