Zweiter Weltkrieg in Hamminkeln und Wesel Stilles Gedenken an die Luftlandung vor 76 Jahren
Hamminkeln/Wesel · Das Gedenken des Infernos, das Tausende das Leben kostete und den Zweiten Weltkrieg am Niederrhein beendete, muss wegen der Corona-Pandemie erneut im Stillen stattfinden. Heute vor 76 Jahren begann das vorbereitende Bombardement.
Während Wesel im Februar 2020 die 75. Wiederkehr seiner Zerstörung durch alliierte Bomber noch würdig begehen konnte, waren wenig später in Hamminkeln die traditionellen Veranstaltungen zum Rheinübergang und der Luftlandung schon nicht mehr möglich. Das Coronavirus bremste sie abrupt aus. Jetzt ist das nicht anders. Das Gedenken des Infernos, das Tausende das Leben kostete und den Zweiten Weltkrieg am Niederrhein beendete, muss erneut im Stillen stattfinden. Grund genug, die Ereignisse in Erinnerung zu rufen.
Heute vor 76 Jahren begann das vorbereitende Bombardement. Die ganze Nacht vom 23. auf den 24. März hindurch deckte die Artillerie der Alliierten von der linken Rheinseite aus die Gebiete am anderen Ufer mit einem Trommelfeuer ein. Der Höllenlärm trieb die Menschen in Bunker und Keller. Am frühlingshaften Samstag, 24. März 1945, setzte kurz vor 10 Uhr schlagartig Stille ein. Es war die Ruhe vor dem nächsten Sturm. In den folgenden Stunden waren die Felder und Wiesen zwischen Wesel und Hamminkeln Kriegsschauplatz Nummer eins.
Von Westen flogen 1702 Transportmaschinen ein. Sie klinkten 1326 Lastensegler aus, setzten zwei britische Brigaden und zwei US-Regimenter an Fallschirmen ab. Insgesamt waren es rund 21.000 Mann. Die Operation „Varsity“ – die größte jemals an einem Tag durchgeführte Luftlandeaktion – wurde begleitet von Bodentruppen, die an verschiedenen Stellen mit Amphibienfahrzeugen über den Rhein kamen. Der Widerstand der deutschen Truppen war heftig. Auf beiden Seiten waren vierstellige Opferzahlen zu beklagen.
Auch die Zivilbevölkerung hatte zu leiden. Ringenberg brannte. In Hamminkeln gingen vereinzelte Bauernhöfe, meist von deutschen Soldaten angezündet, in Flammen auf. Unter der Zivilbevölkerung gab es ein rundes Dutzend Opfer. Als eine Frau an der Bislicher Straße aus dem Fenster sah, wurde sie erschossen. Ein Mann in Eisenbahneruniform, der am Rickelsweg Scheiben seines Hauses abdichtete, ergab sich, wurde in der Leiste getroffen und verblutete, weil seiner Frau untersagt wurde, ihm zu helfen.
Britische Soldaten brachten Gefangene auf den Hof der evangelischen Volksschule. Die Männer wurden in der Friedenshalle eingesperrt, 250 Frauen und Kinder in der evangelischen Kirche. Auch in St. Mariä Himmelfahrt wurden 86 Menschen festgesetzt. Sonntag explodierte eine Granate an der evangelischen Kirche und durchschlug den Chorraum. Splitter töten drei Menschen. Montag entspannte sich die Lage. Die Menschen durften in ihre Häuser zurück. Für die Alliierten war der Weg frei Richtung Berlin.