Wesel Zweite Lage wird zum Auslaufmodell

Wesel · Auffallend viele Leerstände im unteren Bereich der Kreuzstraße bereiten dem Einzelhandelsverband Sorge. Dessen Geschäftsführer rät dazu, dem Beispiel Dinslaken zu folgen. Dort präsentieren sich Künstler in ungenutzten Läden.

 Fast jedes zweite Ladenlokal auf der unteren Kreuzstraße gegenüber von Saturn steht derzeit leer. Der Standort teilt damit das Schicksal vieler Straßen in Randlagen. Eine Besserung der Situation ist aktuell nicht in Sicht.

Fast jedes zweite Ladenlokal auf der unteren Kreuzstraße gegenüber von Saturn steht derzeit leer. Der Standort teilt damit das Schicksal vieler Straßen in Randlagen. Eine Besserung der Situation ist aktuell nicht in Sicht.

Foto: Ekkehart Malz

Dass, wie berichtet, bei einer Kundenfrequenz-Zählung kürzlich auf der Hohen Straße 3410 Passanten pro Stunde notiert wurden und Wesel damit bundesweit bei den Städten unter 100 000 Einwohnern unter den Top fünf gelandet ist, mag viele verwundern. Auch wenn es hier und da zwischen Dom und Berliner Tor einige Leerstände gibt, entpuppt sich umgestaltete Fußgängerzone als Anziehungspunkt. Zumal es genügend Interessenten für die 1a-Lagen gibt. Völlig anders ist die Situation in den Randlagen. Der untere Bereich der Kreuzstraße beispielsweise. Mehr als die Hälfte der Ladenlokale auf der westlichen Straßenseite gegenüber von Saturn stehen leer. Teilweise schon mehr als ein Jahr.

"Dieser Teil der Kreuzstraße ist, so wie auch das Erdgeschoss der Dudelpassage, Wesels Problemzone", sagt Wilhelm Bommann, Geschäftsführer des Einzelhandelsverbandes Niederrhein mit Sitz in Moers, der erst kürzlich zusammen mit seiner Frau die Kreisstadt besucht hat.

Was aber tun, um die 1b-Lage über Händler attraktiver zu gestalten? "Wir müssen uns über Leerstandskaschierung unterhalten. Da gibt es unterschiedliche Modelle mit unterschiedlichem Qualitätsanspruch", sagt Bommann und verweist auf das Beispiel Dinslaken. Dort würden derzeit Künstler in verwaisten Ladenlokalen ausstellen - eine hochwertige Varante der Kaschierung. Alternativ, so sagt er, könnten Eigentümer Flächen kostenlos Vereinen und Organisationen zur Verfügung stellen, die auf sich oder auf bestimmte Veranstaltungen hinweisen. "Ganz wichtig ist dabei, dass jemand, dem die Vermieter vertrauen, die ganze Sache koordiniert." In Wesel fallen Bommann Citymanager Thomas Brocker ein ("Der kennt das Thema") oder Mitarbeiter des städtischen Wirtschaftsförderungsteams. Wilhelm Bommann hat keine Zweifel, dass man das Problem in Wesel nicht zuletzt auch mit Hilfe von bürgerlichem Engagement in den Griff bekommt. "Wer eine Historisches Rathausfassade errichten lässt, der schafft auch das."

Doch was, wenn dieses Instrument der Wiedervermietung nicht funktioniert in Zeiten des spürbar steigenden Internethandels und des demographischen Wandels? Ist es dann nicht sinnvoller, aus ehemaligen Läden Wohnungen, Arztpraxen oder Büros für Dienstleister zu machen? Oder sind einfach die Mieten nur zu hoch? "Nein", sagt Bommann, der davon spricht, dass die Mietpreise in 1b-Lagen in den vergangenen Jahren deutlich zurückgegangen seien. "Aber wenn ein Ladenlokal wirklich länger als ein Jahr nicht vermietet werden kann, sollten Eigentümer tatsächlich über einen Umbau nachdenken." Auch wenn Bommann für seinen ansteckenden Optimismus bekannt ist, gibt er sich keinen Illusionen hin, dass sich die Situation in Wesel Problemzonen in absehbarer Zeit nicht verbessern wird.

Keine Problemzone, aber keine 1a-Lage, ist auch die Korbmacherstraße. Dort wird es Mitte Juli einen neuen Leerstand gegeben. Denn die Modeboutique Crisba zieht's in die bestens frequentierte Hohe Straße - von 1b zu 1a.

(RP)
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