Wesel Zuhörer vom Duo Con brio verzaubert

Wesel · Flüren: Elena Lebedeva und Olga Schonurowa gaben Sonntag umjubeltes Konzert in der Evangelischen Christuskirche

 Elena Lebedeva (l.) und Olga Schonurowa spielten vierhändig das wunderbare Programm mit dem Titel "Weiße Nächte".

Elena Lebedeva (l.) und Olga Schonurowa spielten vierhändig das wunderbare Programm mit dem Titel "Weiße Nächte".

Foto: PR

Die kleine feine Musikreihe der Evangelischen Kirchengemeinde Bislich-Diersfordt-Flüren, zu der in die ev. Christuskirche eingeladen wird, hat mit dem Konzert des Klavier-Duos Con brio am Sonntag die Hörer geradezu hingerissen.

Elena Lebedeva, seit 25 Jahren in Deutschland wirkend, und die etwa eine Generation jüngere Olga Schonurowa, die 2004 an der Folkwang-Musikhochschule Essen den ersten Preis beim Hochschulwettbewerb gewann und ihr Studium mit dem Konzertexamen abschloss, spielten vierhändig ein wunderbares Programm. "Weiße Nächte" hieß es, eine musikalische Darstellung der verwunschenen Nächte im Norden des eurasischen Kontinents, wo die Bewegungen der Sterne des Sonnensystems in den Wochen um die Sommersonnenwende am 21. Juni dafür sorgen, dass das Lebenslicht um Mitternacht nur kurz untergeht. Die Nächte werden nicht richtig dunkel, nur "weiß", schleierweiß. Diese Jahreszeit feiern die Menschen. Die hellen Nächte gibt es auch auf der Südhalbkugel, natürlich zur entgegen gesetzten Jahreszeit, ohne Feiern, weil dort keine menschlichen Siedlungen sind.

Die berühmten Weißen Nächte, sind gleichsam als Sommerjahreszeit des Nordens zu begreifen. Tschaikowsky hat ihnen in einem großen Stimmungsbild die schlüssige Klang-Gestalt gegeben. Vierhändig auf dem Flügel spielend, aus eigener Erfahrung interpretierend, brachten die beiden aus dem russischen Nachbarland stammenden Pianistinnen das Naturgeschehen authentisch nahe. Ebenso das steigende Licht des Maimonats, die Freude einer Bootsfahrt auf bewegten Wogen in der "Bacarolla" (Juni) und die Mühen und Freuden des Erntens im August. Davon erzählten auch Edvard Griegs Norwegische Tänze op. 35. Wildes Temperament durchbrach die eintönige Wartezeit des langen Winters, klärte sich zu klugem Innehalten während gemächlicher Drehertakte, steigerte sich dann zu lebensbejahendem Elan. Und doch lag ein leiser Schatten über der nördlichen Welt. Untilgbar, weil positiv charakterprägend für das von klugen Menschen erlebte Abbild des irdischen Lebens: Erspüren und Annehmen des großen Kreisens im Universum. Das leistet kein Wort, das ist nur zu ahnen im Widerhall der Sternenmelodie in menschlichen Klanggebilden.

Der Widerhall, man könnte auch sagen der Ur-Traum des Unbewussten, wehte auch in Tschaikowskys Ballettmusik aus "Dornröschen", in Gavrilins Sketches, um etliche Nuancen direkter in Isaak Schwarz' Filmmusik zum Streifen "Weiße Nächte", zu Recht aufrüttelnd in Griegs Peer-Gynt-Suite, in der die Verführung des Menschen in der Fremde thematisiert ist. Sehr diesseitig, mit tempogeladener Wucht und geschwinden Platzwechseln der Pianistinnen, doch immer zivilisiert gebändigt rauschten Boogies vorüber. Puh, da hetzte beim Zuhören der eigene Atem. Aber das Hören war immer intensiver geworden, der Zwischenapplaus erlosch - glücklicherweise. Greifbar war nur noch Konzentration. Und das beglückende Gefühl, in einer Gemeinschaft mit Gleichgesinnten zu hören, unter denen auch der Hirt, Pastor Winfried Junge, als Gleicher unter Gleichen saß.

Zwei Zugaben, und nach des Pastors persönlicher Bitte, die dritte: Gavrilins Tarantella. Stehende Ovationen als gebührender Dank für die Pianistinnen und die gastgebende Gemeinde.

(hb-)
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