Wesel WTV muss das Springermeeting absagen
Wesel · Weseler TV darf das 20. Meeting am Pfingstwochenende nicht austragen. Der Deutsche Leichtathletik-Verband entzieht ihm die Genehmigung. Unter anderem gab es beim Thema Doping-Kontrolle Differenzen zwischen WTV und DLV.
Die E-Mail an den Weseler TV wurde vom Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV) am Mittwochabend um 19.11 Uhr abgeschickt. Manfred Frach, Leichtathletik-Abteilungsleiter des WTV, las sie gestern Morgen. Der höchst unerfreuliche Inhalt: Der WTV muss die 20. Auflage seines Springermeetings, das Pfingsten am Sonntag und Montag im Auestadion stattfinden sollte, absagen. Der DLV hat dem Verein die Genehmigung für die Jubiläums-Veranstaltung entzogen. "Aus unserer Sicht kann eine ordnungsgemäße Durchführung aufgrund Ihrer immer wieder verschleppten beziehungsweise nicht erfolgten Zuarbeit nicht mehr sichergestellt werden", heißt es in dem Schreiben von Manfred Mamontow, stellvertretender Direktor im Referat Veranstaltungsmanagement des DLV, an den Weseler TV.
Der Verband zog mit seiner knallharten Entscheidung den Schlussstrich unter schon länger andauernde Differenzen mit dem Verein. "Wir liegen seit Wochen im Clinch", sagte Frach. Er beschwerte sich über den "respektlosen Ton" in den Schreiben des Verbandes. Die zuständigen Herren in der DLV-Zentrale in Darmstadt klagten über die schwere Kommunikation mit dem WTV. Sie war auch deshalb so zäh, weil Frach, der beruflich viel unterwegs ist und in der vergangenen Woche in Seoul war, der einzige Ansprechpartner in Sachen Springermeeting für den DLV ist. Beim Abteilungsleiter liefen alle Anfragen auf.
Rolf Nitsch, Vorsitzender des Gesamtvereins, war nicht ins Thema involviert. Er wurde erst gestern auf den da nicht mehr zu ändernden Stand der Dinge gebracht, als er erfuhr, dass das Meeting nicht stattfinden darf. "Für den Verein ist das eine große Enttäuschung und ein negatives Ereignis. Wir müssen jetzt in Ruhe darüber reden, warum es so weit kommen konnte und der Gesamtvorstand nicht informiert war", sagte Nitsch.
Ein Grund für die Entscheidung des DLV ist, dass der als Verbandsaufsicht eingeteilte Stefan Wellenhöfer (Wiesbaden) trotz Aufforderung keine Informationen zur Veranstaltung (Zeitplan, Übernachtungsmöglichkeit) erhalten hat. Das wiederum verursachte bei Nitsch ungläubiges Staunen. "Das Meeting hätte zum 20. Mal stattgefunden. Deshalb könnte eine Verbandsaufsicht eigentlich wissen, wie es abläuft. Wegen so einer Lappalie lasse ich so eine Veranstaltung doch nicht platzen", sagte der Clubchef.
Doch das war wohl nur der Tropfen, der im Disput zwischen Weseler TV und dem Veranstaltungsmanagement des DLV das Fass zum Überlaufen brachte. "Es gab über bestimmte Abläufe unterschiedliche Vorstellungen. Doch wir haben zum Beispiel beim Thema Dopingkontrollen klare Regularien, die eingehalten werden müssen. Im Fußball gibt's nach zwei Gelben Karten einen Platzverweis. Wir haben dem WTV mehr als zwei Gelbe Karten gezeigt", sagte Manfred Mamotow.
Manfred Frach, Macher des Meetings, bei dem bislang Klasseleistungen die Regel waren, bemängelte, dass "der Verband sich nicht um die Belange der kleinen Clubs schert". So habe der DLV erst gewollt, dass ein Unternehmen aus Stuttgart die erforderlichen Dopingkontrollen in Wesel vornehmen soll. "Das hätte fast 2000 Euro unseres Etats von nur gut 5000 Euro verschlungen. Deshalb habe ich das abgelehnt und ein Dopinglabor aus Moers beauftragt", sagte Frach. Für ihn ist das vom DLV veranlasste Aus fürs Meeting "eine Retourkutsche dafür, dass ich eine Entscheidung des Verbandes kritisiert habe".
Ob der Weseler TV jetzt bereit ist, die 20. Auflage für Pfingsten 2015 anzugehen, steht in den Sternen. Manfred Frach ließ gestern offen, ob er sich für das Fortbestehen des Meetings engagieren möchte. Darüber will er sich erst nach der nächsten Leichtathletik-Großveranstaltung unterhalten, die der WTV ausrichtet. Am 14./15. Juni wird die Deutsche Junioren-Meisterschaft im Auestadion ausgetragen. Die Titelkämpfe, bei denen der DLV als Veranstalter auftritt, werden trotz der heftigen Disharmonien auf jeden Fall stattfinden. "Ich werde sehr wahrscheinlich aber einigen Abstand zu den Vertretern des Verbandes halten", sagte Frach.