Wesel Wohnstube mit Weseler Barock

Wesel · Gerd Berg (61) aus Büderich hat über Jahre ausrangierte Dinge zusammengetragen. Nun zeigt er Teile seiner Sammlung in der Apollo-Passage. Wer die Ausstellung "Zeitreise" besucht, betritt die Vergangenheit.

 Wie in einem Wohnzimmer, in dem die Zeit stehengeblieben ist: Der Büdericher Gerd Berg stellt seine Sammlung alter Möbel und Gebrauchsgegenstände in der Apollo-Passage aus.

Wie in einem Wohnzimmer, in dem die Zeit stehengeblieben ist: Der Büdericher Gerd Berg stellt seine Sammlung alter Möbel und Gebrauchsgegenstände in der Apollo-Passage aus.

Foto: Ekkehart Malz

Wenn die Erinnerungen kommen, dann wächst mit ihnen das Bedürfnis, sich mitzuteilen. Das erleben viele Besucher, die sich die Ausstellung "Zeitreise" in der Apollo-Passage anschauen. "Die Ausstellung ist eine richtige soziale Plattform geworden. Die Leute kommen nicht nur mit mir, sondern auch miteinander ins Gespräch", berichtet Gerd Berg. Der Büdericher freut sich über die positive Resonanz auf sein Angebot.

In jahrzehntelanger Sammlertätigkeit hat der 61-Jährige gemeinsam mit seiner Frau Annette Exponate aus der Weseler Geschichte zusammengetragen. Kinositze aus dem "Rex" am Rathaus, ein Fernseher der Marke "Weltblick" aus den 50er Jahren, Großmutters Radio und das obligatorische Bild vom röhrenden Hirsch über dem durchgesessenen Sofa. Eine Hansa-Tüte aus den 60er Jahren hängt gerahmt an der Wand. Auf dem Schränkchen darunter stapeln sich Groschenromane voller Kitschromantik nebst einer raren Ausgabe vom "Landser". Im Obergeschoss des Ladenlokals befindet sich das "Wohnzimmer". Die Sitzgruppe samt Käse-Igel und Salzgebäck hat jeder so oder so ähnlich ganz sicher schon mal gesehen.

"Viele Besucher kommen hier rein und sagen: Das sieht aus wie bei Onkel Hermann oder Tante Erna", erzählt Julia Richter schmunzelnd. Die Gründerin der Facebook-Gruppe "Du bist Weseler/Weselaner..." lernte Gerd Berg über das Internetportal kennen. Als sie ihn in seinem alten Bauernhof Baujahr 1820 besuchte, kam sie aus dem Kramen in Kindheitserinnerungen nicht mehr heraus. Schon bald war die Idee zur Ausstellung geboren.

Für Gerd Berg ist es das erste Mal, dass er der Öffentlichkeit einen Blick auf seine Schätze gewährt. "Ich kann hier nur einen Bruchteil der gesamten Sammlung zeigen", sagt der pensionierte Justizvollzugsbeamte. Als Kind hat er zwischen den Kriegstrümmern des ehemaligen Herzogschlosses an der Dimmerstraße gespielt.

Seine liebsten Stücke in der Ausstellung sind Originalzeichnungen aus der Hand des Weseler Künstlers Paul Hoevel. Zu ihm hat der Sammler auch eine familiäre Beziehung. "Er war in meine Tante verliebt", berichtet Berg. Zum Beweis holt er eine Zeichnung hervor, die der Künstler einer gewissen Gustel gewidmet hat. Aus dem Nachlass jener Tante stammt auch ein nicht geringer Teil der Ausstellungsexponate. Weitere Stücke haben die Bergs auf Trödelmärkten oder im Internet erworben.

Öffnungszeiten Zu sehen ist die Ausstellung noch bis zum Samstag, 27. Oktober, (Mo-Fr: 11-18 Uhr, Sa: 11-14 Uhr). Der Eintritt ist frei.

(RP/ac)
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