Wölfe und andere Wildtiere am Niederrhein Wölfin Gloria und ihr Gefolge
Der Luchs wurde zur Mitte des 19. Jahrhunderts in Deutschland ausgerottet. Seit den 1950er Jahren wanderten Luchse über den Böhmerwald nach Deutschland ein, 2000 startete ein Auswilderungsprojekt im Harz. In Nordrhein-Westfalen wurden zuletzt 2014 einzelne Sichtungen von Luchsen im Sauerland und in der Eifel gemeldet. Es wird angenommen, dass sich der Luchs nur schwer wieder in sein ursprüngliches Verbreitungsgebiet vorarbeitet, weil er in der Regel keine „Inselkolonien“ außerhalb bestehender Luchsreviere gründet. Als scheues Tier vermeidet der Luchs Übergriffe auf den Menschen. Bevorzugte Beutetiere des Luchses sind nach Erfahrungswerten aus der Schweiz vor allem Rehe, aber auch Schafe und Ziegen, vor allem, wenn sie am Waldrand gehalten werden. In Deutschland darf der Luchs nicht bejagt werden.
Der Biber wurde bis zum Ende des 19. Jahrhunderts in Deutschland nahezu ausgerottet, nur an der Elbe konnte sich eine Population am Leben halten. Aus diesem Gebiet stammen Tiere, die Ende der 1990er am Niederrhein wieder ausgewildert wurden. Hier wird der Bestand auf rund 300 Exemplare geschätzt. Als Vegetarier ist der Biber für den Menschen nur indirekt gefährlich, denn durch seine „Landschaftsarchitektur“ greift er in die Forst- und Wasserwirtschaft ein und kann für örtliche Überschwemmungen sorgen. An wassernahen Getreidefeldern kann er für Fraßschäden sorgen. In Deutschland steht der Biber unter Naturschutz.
Der Seeadler wurde durch intensive Bejagung und durch das inzwischen verbotene Insektenschutzmittel DDT fast vollständig aus Deutschland verdrängt. Seit den 1970er Jahren erholt sich der Bestand auch in Deutschland wieder, seit wenigen Jahren sind einzelne Seeadler auch wieder am Niederrhein heimisch geworden, zum Beispiel auf der Bislicher Insel. Zu einem sehr großen Teil erbeuten Seeadler Fische, seltener Wasservögel und noch seltener Landtiere wie etwa Kaninchen. Der Seeadler gilt in Nordrhein-Westfalen als nicht gefährdet.
Die Wildkatze, nicht zu verwechseln mit verwilderten Hauskatzen, wurde bis zum 20. Jahrhundert in Nordrhein-Westfalen durch Zerstücklung ihres Lebensraumes in die Mittelgebirgsregionen zurückgedrängt. Ähnlich wie der Luchs bevorzugen Wildkatzen große Waldflächen, in denen sie auf die Jagd nach Nagetieren, manchmal auch nach Vögeln, gehen. In Deutschland steht die Wildkatze unter Naturschutz.
Das Mufflon war nie in Deutschland heimisch, wurde aber seit dem 16. Jahrhundert immer wieder als Jagdwild importiert. Deutschlandweit gibt es mehrere tausend Mufflons, der Bestand in Nordrhein-Westfalen wird auf 26 geschätzt. Sichtungen eines Mufflons gab es in der jüngsten Vergangenheit auch im Kreis Wesel. Der Vegetarier kann im Forst für starke Fraßschäden sorgen. Mufflons können in Deutschland gejagt werden.
Der Uhu war als Jagdfeind und aus Aberglauben deutschlandweit nahezu ausgerottet worden, ehe in den 1960er Jahren gezielte Schutzmaßnahmen ergriffen wurden. Rund 140 Uhu-Reviere wurden jüngst in Nordrhein-Westfalen gezählt, unter anderem in Schermbeck, Dinslaken, Issum und Kevelaer/Weeze. Trotz der zunehmenden Zahl an Uhus in Deutschland gilt er nach wie vor als gefährdete Art.
Das Wisent war noch im Mittelalter in großen Waldflächen allgegenwärtig, ehe es in Deutschland bis zum 18. Jahrhundert ausgerottet wurde. Die heute wild lebenden Exemplare gehen alle auf in Zoos und Gehegen in Polen gehaltene Wisente zurück. In NRW gibt es eine 2013 ausgewilderte Herde im Rothaargebirge, über eine Auswilderung bei Haltern und in der niederländischen Provinz Gelderland wird diskutiert. Für den Menschen wird das Wisent nur in der Brunftzeit oder bei geringer Distanz zu Muttertieren gefährlich.
Ob der Elch jemals den Niederrhein besiedelt hat, kann nicht mit Sicherheit gesagt werden. Ein Exemplar, das Kasimir getauft wurde, wanderte 1973 bis nach Dinslaken, wurde dort aber schon bald überfahren. Durch den Fall des Eisernen Vorhangs wurde die Wanderung der Elche aus Ost- nach Mitteleuropa vereinfacht. In Brandenburg und Bayern gilt der Waldbewohner, der für Fraßschäden an Bäumen sorgt, als heimische Tierart. Elche unterstehen in Deutschland dem Jagdrecht, genießen aber eine ganzjährige Schonzeit.
Der Fischotter galt in Deutschland als nahezu ausgestorben, ehe in den 1960er Jahren die Jagd auf Otter untersagt wurde. Der Fischräuber wurde wegen seines Pelzes gerne gejagt, außerdem hatte er als vermeintlicher „Lämmermörder“ einen schlechten Ruf – zu unrecht. In der Regel frisst der Fischotter neben Fischen unter anderem Enten, Mäuse, Kaninchen oder Frösche. In Nordrhein-Westfalen ist der Fischotter unter anderem im nördlichen Kreis Kleve und an der Issel heimisch.
Geier tauchten in den vergangenen Jahren immer häufiger als Sommergäste aus Spanien oder Südfrankreich in Zentraleuropa auf. In der niederländischen Provinz Gelderland etwa sind Gänsegeier nahezu regelmäßig zu Gast. Als Aasfresser genossen Geier natürlich nie ein hohes Ansehen. Dadurch, dass Tierkadaver in der Regel schnell beiseite geschafft werden, haben Geier in der Kulturlandschaft Niederrhein einen schweren Stand.
Der Rabe wurde, als Schädling geltend, bis auf wenige Regionen in Deutschland ausgerottet. Seit Mitte des 20. Jahrhunderts gibt es – auch in Nordrhein-Westfalen – zahlreiche Auswilderungen. Als vermeintlicher Jäger auf kleine Weidetiere genießt der Rabe immer noch einen schlechten Ruf. In der Regel ist der Rabe aber ein Aasfresser, der keine Säugetiere aktiv bejagt.
Der Braunbär kann im heutigen Nordrhein-Westfalen urkundlich bis ins 16. Jahrhundert nachgewiesen werden, danach ist das größte Landraubtier Europas von der NRW-Karte verschwunden. Der letzte wild lebende Braunbär in Deutschland wurde 2019 im Allgäu nachgewiesen und stammt vermutlich aus einer kleinen Population in Südtirol, wie einst auch Problembär Bruno, der 2006 durch Bayern streifte und dort erschossen wurde. Die damalige Debatte zeigte die Schwierigkeit eines Miteinanders von Mensch und Bär in Deutschland. Neben der Gefahr, die vom Bären auf Weidevieh ausgeht, sorgt auch die potenzielle Möglichkeit, einen Menschen zu töten, für eine geringe Akzeptanz von wild lebenden Bären in Deutschland.
Und zu guter Letzt: der Wolf. Über kein anderes Wildtier, dass sich früheren Lebensraum zurück erobert hat, ist am Niederrhein so exzessiv und kontrovers diskutiert worden. Als Räuber auf Weiden hat er sich – damals wie heute – keine Freunde gemacht. Gefährlich werden kann der Wolf auch dem Menschen. Eine Untersuchung von Wolfsangriffen auf den Menschen in Europa (ohne die ehemalige Sowjetunion) kommt zu dem Ergebnis, dass bei 50 Angriffen neun Fälle tödlich für den Menschen endeten. In den 50 Fällen war der Wolf 38-mal tollwütig. Die laufende Diskussion über einen möglichen Abschuss von Gloria ändert erstmal wenig an seinem derzeitigen Status. Denn der Wolf ist in Deutschland eine geschützte Art.