Wesel Windräder fertig, Urteil fehlt

Wesel · Der Spruch des Verwaltungsgerichts Düsseldorf zu den Mega-Windmühlen in Büderich steht weiter aus, doch die Anlagen sind fast komplett. Klagende Naturschützer sind empört, dass in Vogel-Zone Fakten geschaffen werden.

Das Bild des Polderdorfs Büderich wird immer stärker von Windrädern – hier die sogenannte Anlage vier bei Gest – beherrscht.

Das Bild des Polderdorfs Büderich wird immer stärker von Windrädern – hier die sogenannte Anlage vier bei Gest – beherrscht.

Foto: ekkehart malz

In Büderich ist in diesen Tagen etwas zu beobachten, was Otto Normalniederrheiner im Traum nicht einfallen würde. Trotz weiterhin ausstehenden Urteils des Verwaltungsgerichts Düsseldorf zum Bau sind die beiden Mega-Mühlen des Investors SL Windenergie (Gladbeck) mittlerweile fast komplett fertig.

Die Nabenhöhe liegt bei 108 Meter, bis zur Blattspitze sind es 149 Meter. Damit bewegen sich die Anlagen in Größenordnung des großen Pfeilers der neuen Rheinbrücke, beherrschen Orts- und Landschaftsbild klar mit. Dass SL Windenergie der Betrieb untersagt wird, gilt nicht als unmöglich.

Nah am Naturschutzgebiet und . . .

"Unternehmerisches Risiko" nennt man es, wenn der Naturschutzbund (Nabu) sich mit seiner Klage durchsetzt und die Investition verloren geht. Dennoch ärgert sich Christian Chwallek, "dass Fakten geschaffen wurden". Der Ornithologe aus Alpen-Menzelen ist frisch als Beisitzer in den Nabu-Landesvorstand gewählt worden und Nachbar besagter Anlagen.

Bekanntlich macht der Nabu insbesondere den Vogelschutz (Gänse) als Argument gegen die Windräder geltend. Die Akte bei Gericht dürfte stattlich sein, denn nach RP-Informationen mussten beide Parteien immer wieder Unterlagen nachreichen und Stellungnahmen abgeben.

Chwallek erläutert, dass der Nabu zwar für regenerative Energie ist, diese per Windrad aber nicht so nah an Schutzgebieten gewonnen werden dürfe. Schon gar nicht, wenn sie wie hier von europaweiter Bedeutung seien. Nur 200 Meter Abstand zum Freizeitsee Menzelen, einem Schlafplatz der Gänse, seien einfach zu wenig.

Mut schöpft Chwallek unter anderem aus jüngsten Aussagen von Umweltstaatssekretär Udo Paschedag bei der Nabu-Landesdelegiertenkonferenz vor wenigen Tagen: Die Landesregierung wolle Schutzgebiete von Genehmigungen ausnehmen und habe Gutachten in Arbeit.

. . . nah an den Wohnhäusern

Mit Argusaugen wird der Bau der Windräder auch von Gegnern wie Hermann Norff und anderen Anwohnern beobachtet. Neben tödlichen Auswirkungen für die Tierwelt fürchten sie gesundheitliche Folgen für die Menschen (Schall, Schattenschlag etc.) und beklagen eine Verschandelung des Orts- und Landschaftsbildes.

Zu beiden aktuell gebauten Anlagen gab es Eilanträge des Naturschutzbundes auf Baustopp sowie weiterhin anhängige Klagen gegen ursprünglich genehmigte kleinere Anlagen. Das Gericht sah die Eilbedürftigkeit nicht.

Nun wartet alles auf das Urteil, das kein endgültiges sein dürfte. Ganz gleich, wer am Verwaltungsgericht Düsseldorf unterliegt, er wird mit sehr großer Wahrscheinlichkeit auch den nächsten Schritt machen und das Oberverwaltungsgericht Münster einschalten.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort