Wesel Windradgegner feiern Sieg

Wesel · Das Oberverwaltungsgericht Münster hat die Klage auf Genehmigung eines Windrades in Ginderichswardt abgewiesen. Die Gegner der Anlagen sehen sich ebenso bestätigt wie die Stadt Wesel. Kippen noch mehr Räder ?

Bei den Windradgegnern auf der linken Rheinseite war die Stimmung gestern prächtig. Die Nachricht von der abgewiesenen Klage am Oberverwaltungsgericht (OVG) Münster ließ den Büdericher Hermann Norff Hoffnung schöpfen, dass außer dem Anlagenstandort 1 (Ginderichswardt) auch die bereits genehmigten Mühlen 4 (ebenfalls Ginderichswardt) und 6 (Meerfeld) neu zu bewerten sind. Norff, Sprecher der Bürgerinitiativen "Gegen den Windpark Büderich-Ginderich" und "Gegenwind" wandte sich gestern umgehend erneut an die Europäische Kommission. "In letzter Instanz muss gegebenenfalls der Europäische Gerichtshof entscheiden", sagte Norff. Voraussetzung wäre eine Klage, die Norff auch für wahrscheinlich hält.

Westkamp zufrieden

Kurz und knapp fiel die Reaktion der Stadt aus. "Das Ergebnis bestätigt unsere damalige Rechtsposition", sagte Bürgermeisterin Ulrike Westkamp zufrieden. Wesel war ursprünglich mit im (Nicht-)Genehmigungsboot und somit neben der Bezirksregierung auch beklagt worden. Im Laufe des jahrelangen Verfahrens wechselten die Zuständigkeiten. Die Klage gegen die Stadt wurde überraschend am vergangenen Donnerstag zurückgezogen.

Investor Klaus Schulze-Langenhorst (Gladbeck) von der Firma SL Windenergie reagierte gestern "enttäuscht, aber nicht überrascht". Zwar müsse noch die schriftliche Urteilsbegründung abgewartet werden, aber vors Bundesverwaltungsgericht werde er wohl nicht ziehen, sagte Schulze-Langenhorst. Eine Gefahr für die Windräder 4 und 6, die er mit 150 statt 133 Meter Höhe errichten will, sehe er aus dem OVG-Urteil nicht.

Das wiederum sehen die Windradgegner um Norff und ein Prozessbeobachter ganz anders. Wie berichtet, war der Vogelschutz ausschlaggebend für den Spruch der Münsteraner Richter. Gänsepapst Dr. Johan Mooij, Leiter der Biologischen Station im Kreis Wesel, hatte das Gutachten erstellt. Nötig geworden war dies, weil das Vogelschutzgebiet Unterer Niederrhein auf massiven Druck aus Brüssel weiter gefasst werden musste. So rückten die Grenzen näher an die geplanten Windrad-Standorte heran.

Fazit fürs OVG im Fall der Anlage 1: Gänse empfinden sie als Barriere, müssen kraftraubende Umwege zu Futterplätzen fliegen und nehmen zudem die durchs Ausweiten des Schutzgebietes nun nahen Fressstellen gar nicht an. Norff sieht dies auch beim Bau der Anlagen 4 und 6 gegeben. Nicht berücksichtigt sind bislang Probleme für Fledermäuse. Windradgegner glauben, dass der Kreis Wesel wegen der vom Investor geplanten Aufstockung eine Umweltverträglichkeitsprüfung mit öffentlicher Beteiligung machen muss.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort