Wesel Wesels Kliniken froh über ausländische Ärzte

Wesel · Dem Fachkräftemangel begegnen Evangelisches Krankenhaus und Marien-Hospital mit gezielter Suche im Ausland. Probleme bei der Verständigung zwischen Arzt und Patient sehen beide Häuser nicht.

 Die rumänische Ärztin Sabina Hudrea (26) arbeitet seit November 2012 in der Kardiologie des Marien-Hospitals. Sie stammt aus Brasov (Kronstadt) in Siebenbürgen, hatte Deutsch schon in Kindergarten und Schule und legte außerdem zwei Prüfungen am Goethe-Institut Bukarest ab.

Die rumänische Ärztin Sabina Hudrea (26) arbeitet seit November 2012 in der Kardiologie des Marien-Hospitals. Sie stammt aus Brasov (Kronstadt) in Siebenbürgen, hatte Deutsch schon in Kindergarten und Schule und legte außerdem zwei Prüfungen am Goethe-Institut Bukarest ab.

Foto: Ekkehart Malz

NRW-Gesundheitsministerin Barbara Steffens (Grüne) fordert bundesweit einheitliche Sprachtests für ausländische Ärzte. Arbeitsminister Guntram Schneider (SPD) hält es für gut, wenn mehr Patienten Englisch könnten (RP berichtete). Auch Wesels Kliniken haben hohe Ausländeranteile, aber Verständigungsprobleme zwischen Arzt und Patient sehen sie nicht.

Von "durchweg positiven Erfahrungen" sprechen Geschäftsführer Rainer Rabsahl und Personalleiter Marcus Rosenkranz vom Evangelischen Krankenhaus (EVK). "Die Staatsangehörigkeit sagt nichts über die Sprachbefähigung aus", sagt Rosenkranz. So gebe es Niederländer, die in Deutschland aufgewachsen sind, und kein Wort Niederländisch könnten. Neben 67 deutschen Ärzten gibt es am EVK 23 ausländische: jeweils sieben Niederländer und Rumänen, drei Polen sowie je eine Kraft aus Bulgarien, Kroatien, Lettland, der Slowakei, Spanien und Tschechien.

Das EVK geht übrigens vorbildlich mit etwaigen Defiziten um, war deshalb mehrfach schon von TV-Sendern gefragt und bekommt heute wieder Besuch vom ZDF. Denn freiwillig können alle Nicht-Muttersprachler montags den Sprachunterricht besuchen. Dazu kommt ein Lehrer der Akademie Klausenhof ins Haus.

Auch das Marien-Hospital Wesel (MHW) organisiert bei Bedarf Deutschkurse mit dem Klausenhof. Hier kommen von rund 100 Ärzten 30 bis 40 aus dem Ausland. Dabei stellen die Niederländer mit einem knappen Drittel die stärkste Gruppe. "Das freut uns sehr", sagt Sabine Seegers, Personalleiterin der Holding pro homine. "Wir sind als Ausbilder in Grenznähe sehr begehrt, weil die Weiterbildungsstellen in den Niederlanden knapp sind." In Deutschland hingegen könne jede ärztliche Assistentenstelle eine Weiterbildungsstelle sein. Hier hat jeder Chefarzt eine Weiterbildungsbefugnis, meist nicht nur für die medizinische Basisausbildung, sondern darüber hinaus auch für Spezialgebiete. EVK-Chef Rabsahl nennt den gleichen Grund für die Attraktivität seines Hauses für Niederländer.

Im Marien-Hospital bewerben sich zunehmend Ärzte aus dem Ausland (Italien, Rumänien, Griechenland, baltische Staaten, Ägypten, Jordanien, Tunesien), weil das deutsche Gesundheitssystem ein medizinisch-technisch hohes Niveau hat und die Vergütung stimmt. "Wir sind derzeit glücklicherweise in der Lage, unsere Arztstellen zu besetzen", so die Personalleiterin. Sie hofft, dass das so bleibt, denn klar sei: "Das Ausland wird uns weiterhin helfen müssen, den Fachkräftemangel auch in der Medizin zu beheben." Schon jetzt suchen das Marien-Hospital und das Evangelische Krankenhaus, unterstützt von darauf spezialisierten Agenturen, gezielt im Internet europaweit nach geeigneten Kräften.

(RP)
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