Kolumne Himmel & Erde Freiheit und Haltung

Wesel · Am 31. Oktober ist Reformationstag. 503 Jahre nach der Veröffentlichung der 95 Thesen des Augustinermönchs Martin Luther feiert die evangelische Kirche auch in diesem Jahr den Tag der Reformation.

Trotz der anhaltenden Corona-Pandemie werden am heutigen Samstag in vielen Kirchen Gottesdienste gefeiert, natürlich unter Beachtung der geltenden Schutzbestimmungen. Drei Jahre nach dem großen Reformationsjubiläum 2017 („500 Jahre Reformation“), erinnert die evangelische Kirche am heutigen Tag besonders an die bekannte Streitschrift Martin Luthers „Von der Freiheit eines Christenmenschen“, die 1520 erschienen ist. Das Werk zählt zu den sogenannten reformatorischen Hauptschriften Luthers und zu den bedeutendsten Publikationen der Reformationszeit.

 Superintendent Thomas Brödenfeld

Superintendent Thomas Brödenfeld

Foto: Malz, Ekkehart (ema)

Mit der „Freiheit eines Christenmenschen“ ist eine Freiheit gemeint, die sich denjenigen eröffnet, die glauben, dass sie durch Christus vor Gott gerechtfertigt sind. Wer das glaubt, sieht sich als von Gott gerechtfertigt oder anerkannt, ohne sich diese Rechtfertigung oder Anerkennung erst durch „gute Werke“ erarbeiten zu müssen. „Freiheit“ und „Haltung“ durchziehen diese Schrift Martin Luthers wie ein roter Faden. Das Bewusstsein der Freiheit, so Luthers Überzeugung, verändert die Einstellung des Christenmenschen nicht nur zu Gott, dem fortan mit Liebe anstatt mit Angst begegnet werden kann, sondern auch zu sich selbst und zu anderen. Aus dem Bewusstsein der Freiheit erwächst eine Haltung, die unabhängig ist und sich nur dem an Christus gebundenen Gewissen verpflichtet weiß.

Freiheit und Haltung waren in den Auseinandersetzungen zur Zeit der Reformation wichtig und sie sind es heute nicht weniger. Christen, egal, welcher Konfession, treten unerschrocken und erkennbar für Menschenrechte und Demokratie, für die Würde des Einzelnen und für die Freiheit ein. Wer sich im Glauben angenommen weiß, ist befreit und getröstet zugleich und übernimmt Verantwortung für sich und die Gemeinschaft. Auch daran wird der heutige Reformationstag erinnern.

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