Wesel Wesel sucht Attraktivität

Wesel · "Wohnen–Demografie–Stadtentwicklung": Podiumsdiskussion. Die Stadt präsentiert selbstbewusst, was sich in Wesel bewegt. Der Weg zu mehr Attraktivität ist nicht zu Ende. Und: Bei konkreten Fragen wird oft abgewunken.

 Lebensmittel-Einkauf in der City: Die Kritik bleibt – die Abwiegelei auch.

Lebensmittel-Einkauf in der City: Die Kritik bleibt – die Abwiegelei auch.

Foto: Malz, Ekkehart

"Wohnen—Demografie—Stadtentwicklung": Podiumsdiskussion. Die Stadt präsentiert selbstbewusst, was sich in Wesel bewegt. Der Weg zu mehr Attraktivität ist nicht zu Ende. Und: Bei konkreten Fragen wird oft abgewunken.

 Der richtige Weg zur Aufwertung der City: Die Gewerbeimmobilie am Heuberg wird abgerissen, 20 Senioren-Wohnungen entstehen. Zehn sind schon verkauft.

Der richtige Weg zur Aufwertung der City: Die Gewerbeimmobilie am Heuberg wird abgerissen, 20 Senioren-Wohnungen entstehen. Zehn sind schon verkauft.

Foto: Malz, Ekkehart

Die schlechte Nachricht zuerst: Wieder hat eine Bürgerversammlung um die Zukunft der Stadt nur 40 Besucher gelockt, viele von ihnen aus Politik, Handel, Verbänden und Verwaltung, nur wenige aus der Bürgerschaft. Die gute Nachricht: Es entwickelte sich im Lutherhaus zum Thema "Wohnen-Demografie-Stadtentwicklung" eine qualitätsvolle Debatte in einer Drei-Stunden-Veranstaltung. Denn es gibt starke gesellschaftliche Kräfte in der Stadt, die Wesel angesichts des demografischen Wandels einen Attraktivitätsschub verpassen wollen, um Zuwanderungsgewinne in einer schrumpfenden Gesellschaft zu sichern. Die Themen:

 Der Kornmarkt: Wo sind die Attraktionen für junge Weseler?

Der Kornmarkt: Wo sind die Attraktionen für junge Weseler?

Foto: Malz, Ekkehart

AUFTAKT Torsten Bölting vom Landesbüro altengerechte Quartiere lieferte den fachlichen Unterbau, forderte die Abkehr von "tradierten Großstrukturen" beim Wohnungsbau und lobte den Bauverein für den zehn Millionen Euro schweren Umbau des Zitadellen-Quartiers. Bürgermeisterin Ulrike Westkamp, bestens präpariert, listete selbstbewusst die Veränderungen auf: Fußgängerzone, Bahnhof, Pendlerparkplatz, seit langem offene Pläne für Büderich und Bislich würden die Dörfer attraktiver machen. Sie hinterließ den Eindruck, dass die Stadt alles tue, und dort wo sie nicht so richtig vom Fleck kommt, andere zuständig seien.

FUSSGÄNGERZONE/CITY Lob gab es von Kaufhof-Geschäftsführerin Astrid Vogell für den Umbau. Westkamp lobte Fassaden- und Modernisierungsberatung durch ein vom Land gefördertes Projekt. Doch die 50er-Jahre-Architektur in der City mit fehlendem "Komfortgewinn" lässt sie ratlos: "Der unmittelbare Einfluss auf Eigentümer durch die Stadt ist gering. Der Prozess ist äußerst mühsam. Fassadenberater Heinrich Hendrix riet: "Investitionen, um Wohneinheiten in der Innenstadt über zwei oder drei Etagen zu erreichen, wären richtig." Ältere Leute, die Häuser im Außenbereich aufgeben, müssten so angelockt werden. Friedrich-Wilhelm Häfemeier (Sparkasse) ließ bei allem Lob durchblicken: "Es gibt gute Ansätze, sie müssen massiv weitergeführt werden. Es gibt viel aufzuholen, doch die große Initialzündung fehlt." Das Projekt, 20 seniorengerechte Einheiten am Heuberg (früher Küchen Budde und Getränke Weber, RP berichtete) zu bauen, sei der richtige Weg, zehn Einheiten schon verkauft. Westkamp plädierte für mehr sozialen Wohnungsbau.

EINKAUFEN Eine Flürenerin fragte, warum Ältere in die City ziehen sollten: "Es fehlen Lebensmittelhandel und kleine Geschäfte, da bin ich in Flüren mit kurzen Wegen besser dran. Viele meiner Bekannten wollen deshalb nicht in die Innenstadt." Westkamp beharrte darauf, dass die Lage insgesamt gut sei, verwies darauf, dass Discounter nicht kleine Geschäfte wollten.

GROSSER MARKT Häfemeier, selbst bekennender Markt-Einkäufer, findet: "Der Wochenmarkt ist ein echtes Juwel, ist dazu sozialer Treff. Das kann man weiterentwickeln." Max Trapp (ISG-Domviertel) sagte: "Der Große Markt hat sich entwickelt, aber der Turnaround ist noch nicht geschafft." Überhaupt sehe er die Stadt auf einer Gratwanderung, ob sie es schaffe, attraktiv zu bleiben im demografischen Wandel.

JUNGE INTERESSEN Kieferorthopäde Mirko van den Bruck (Kreuzstraße) vermisst eine Attraktivitäts-Strategie für junge Weseler. Zu viele junge Leute würden die Stadt verlassen. Immobilien-Kauffrau Christiane Berndsen (24) sieht ebenfalls Nachholbedarf: "Abends auszugehen, ist ein schwieriges Thema. Und Wesel hat wohl verschlafen, Hochschul-Bereiche zu bekommen. Kleve mit Rhein-Waal ist uns voraus."

(RP/jul)
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