Wesel Gesamtschulstreit: Parteien ringen weiter

Wesel · Die Verwaltung begründet die Notwendigkeit einer weiteren Gesamtschule mit steigenden Schülerzahlen. Dieses Szenario ist aber neu. Noch 2014 war die Verwaltung von stark sinkenden Einwohnerzahlen ausgegangen.

 In die auslaufende Realschule Mitte soll die neue Gesamtschule ab Sommer 2019 einziehen. Vorausgesetzt, der Rat stimmt der Neugründung mehrheitlich zu.

In die auslaufende Realschule Mitte soll die neue Gesamtschule ab Sommer 2019 einziehen. Vorausgesetzt, der Rat stimmt der Neugründung mehrheitlich zu.

Foto: Kaufhof/KN/kwn

Die Debatte in Wesel um die geplante Einführung einer zweiten Gesamtschule wird weiter scharf geführt. Während die CDU inzwischen signalisiert, den Plänen der Verwaltung zustimmen zu wollen, hat nach der Fraktion Wir für Wesel (WfW) nun auch die Weseler FDP angekündigt, gegen die zweite Gesamtschule stimmen zu wollen. Die Mehrheit für eine zweite Gesamtschule dürfte mit dem Linksbündnis aus SPD, Grünen und Linken zusammen mit der CDU dennoch stehen. Wie unsere Redaktion erfuhr, war es großes Bestreben der Verwaltung, einen einmütigen Beschluss herbeizuführen. Es sollte auch ein Signal für die Eltern sein, dass die beiden Gymnasien, Andreas-Vesalius-Gymnasium und Konrad-Duden-Gymnasium, nichts zu befürchten haben. Daran äußert aber die FDP jetzt große Zweifel. Die CDU wiederum befindet sich in der misslichen Lage, als Mitglied einer großen Weseler Koalition eine Entscheidung verteidigen zu müssen, die sie eigentlich gar nicht herbeiführen wollte.

Die Verwaltung begründet die Notwendigkeit einer zweiten Gesamtschule mit steigenden Schülerzahlen. Die Zahl der Zehn- bis 15-Jährigen werde um fünf Prozent steigen in den nächsten Jahren. Noch 2014 war die Verwaltung allerdings von einer negativen Bevölkeerungsentwicklung – inklusive sinkender Schülerzahlen – ausgegangen, wie eine Auswertung auf der städtischen Internetseite zeigt. Für 2018 waren damals 59.600 Einwohner prognostiziert, tatsächlich liegt die Zahl derzeit bei rund 62.000, wie Dezernent Benien nun mitteilte.

Peter Berns, Fraktionschef der FDP, nennt den Plan einer zweiten Gesamtschule eine „ideologisch motivierte Lösung“; alternative Möglichkeiten seien erst gar nicht in Betracht gezogen worden. Die FDP sei weiter für die Gründung einer Sekundarschule, also einer Schule der Sekundarstufe I ohne Oberstufe. Eine solche würde die Gymnasien in ihrem Bestand nicht gefährden. „Den umgekehrten Weg, zunächst eine Gesamtschule zu gründen, die später bei mangelnden Oberstufenschülerzahlen auf eine Sekundarschule reduziert werden könnte, halten wir für falsch. Abgesehen davon, dass hier im Schnellverfahren Investitionskosten in Millionenhöhe produziert werden, reicht nach unserer Auffassung das Oberstufenangebot der vier weiterführenden Schulen in Wesel aus, um den Bedarf völlig zu decken“, argumentiert Berns.. Eine Zersplitterung der Oberstufen nütze niemandem, schon gar nicht der bestehenden Gesamtschule, meint Berns.

Die CDU wiederum vertraut nun auf die von der Verwaltung vorgelegten Zahlen, nach denen die Gymnasien nicht auf der Kippe stehen. „Die jetzt aufgestellten Prognosen lassen keine Probleme für unsere Schulen erkennen“, sagt CDU-Fraktionschef Jürgen Linz. Er verweist darauf, dass die Bezirksregierung klar die Gründung einer zweiten Gesamtschule empfiehlt, das Schulministerium wiederum auf die Bezirksregierung und die Entscheidungshoheit des Schulträgers verweist. Linz weist auch darauf hin, dass in Dinslaken die Sekundarschule zugunsten der Gründung einer zweiten Gesamtschule aufgelöst wird. All das habe die CDU bewogen, einer vom Linksbündnis geforderten Gesamtschule zuzustimmen. „Parteifreunde aus den umliegenden Gemeinden haben mir zudem ausschließlich von Problemen zum Thema Sekundarschule berichtet und abgeraten, diese Idee weiter zu verfolgen“, sagt Linz. „Mit dem Kompromisspapier stellen wir uns vor die Gymnasien und die Realschule.“ Linz verhehlt aber auch nicht, dass die CDU sich insbesondere vom NRW-Schulministerium, mit Yvonne Gebauer geführt von einer liberalen Ministerin, mehr Hinweise gewünscht hätte.

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