Streit um Radweg in Hamminkeln L 480: Stadt Hamminkeln plädiert für Radwegebau

Hamminkeln · Ist ein teurer Radweg durch den Wald für wenige Radfahrer nötig? Die CDU weist die Kritik des ADFC wegen der Kosten zurück und ist skeptisch. Die SPD ist dafür und hat einen Antrag gestellt, dem die Stadt folgen will.

 Links endet hier für Radler, die von Hamminkeln kommend mit der neuen Brücke (hinten) die Bahn überquert haben, zurzeit der L 480-Radweg. Eine schöne, aber längere Strecke führt über den Heuweg (r.) weiter.

Links endet hier für Radler, die von Hamminkeln kommend mit der neuen Brücke (hinten) die Bahn überquert haben, zurzeit der L 480-Radweg. Eine schöne, aber längere Strecke führt über den Heuweg (r.) weiter.

Foto: Klaus Nikolei

Die neue Brücke der Diersfordter Straße über die Bahngleise ragt hoch auf und wirkt ein bisschen verloren, wie sie da in der Gegend steht. Sie verschafft der Betuwelinie und ihren Zügen freie Bahn, indem sie den beschrankten Bahnübergang an der Diersfordter Straße (L 480) ersetzt. Zu den Häusern dort führt heute eine Sackgasse. Der millionenschwere Brückenneubau hat auch einen einseitigen Beidrichtungsradweg. Man sollte meinen, der hat Sinn im Radwegesystem und wird dementsprechend ausgeschildert. Auf Hamminkelner Seite passt das, vom dortigen Brückenanschkuss kommt man einfach ins Dorf. Richtung Bislich und durch den Diersfordter Wald gibt es keinen direkten Radeweg, aber auch nicht das radlerische Nichts. Ein beschaulicher Weg führt über den Heuweg durch den Wald, zu diesem fehlt die Beschilderung. Ist trotzdem ein neuer schneller Radweg an der L 480 nötig?

Um diese Frage dreht sich ein Disput, der spätestens am 14. November fortgesetzt wird, wenn sich der Planungsausschuss trifft. Die Hamminkelner SPD hat sich von den Weseler Genossen auf die Schiene setzen lassen und nun den schon in der Nachbarstadt beschlossenen Antrag gestellt, beim Landesverkehrsminister und beim Regionalverband Ruhr (RVR) vorstellig zu werden, um einen Lückenschluss des Radweges an der von viel Kieslastverkehr belasteten L 480 zwischen Diersfordt und Hamminkeln zu erreichen. Der ADFC ist als Radfahrlobby dafür, im ganz großen Stil geht es ihm um die „Verkehrswende“, im lokalen Bereich um eine Strecke, die Radverkehr von A nach B möglich macht. Die CDU verweist auf die bestehende, wirklich schöne Waldstrecke, die Touristen gerne nutzen und Berufsradpendler notgedrungen. Sie will kein Geld – die Rede ist von 700.000 Euro – für einen Neubau ausgeben, dessen Bedarf unklar ist und zu dem niemand sagt, wie viele Radler hier fahren werden.

ADFC und CDU beharken sich nun. Der ADFC bezweifelt die von der CDU genannten Kosten, Parteivorsitzender Norbert Neß hält dagegen. Er sagt: „Vorweg: Der ADFC macht als Lobbyist für Radverkehr einen prima Job. Die von uns genannten 700.000 Euro sind so berechnet: Das Land kalkuliert nach unseren Recherchen den Bau eines Kilometers Radweg grob – und ohne jede Besonderheiten – mit 200.000 Euro. Dies ergibt für die Gesamtstrecke von Diersfordt bis zur B 473, die etwa 3,5 Kilometer lang ist, die von uns genannte Summe.“

Nun kommt die Stadtverwaltung ins Spiel. Den Planungsausschuss lässt sie wissen, dass sie den Lückenschluss für sinnvoll hält, toppt aber die Kosten. Der Abschnitt zwischen der ehemaligen B 8 und dem Bahnübergang Diersfordt wird mit geschätzten Gesamtkosten von 950.000 Euro beziffert. Von der Bahn bis zur B 473 kalkuliere Straßen NRW weitere 675.000 Euro, das mache rund 1,6 Million Euro, sagt Neß.

In der noch aktuellen Radwege-Priorisierungsliste 2018 „erscheint bei der informellen Auflistung von Maßnahmen (ohne Priorität) der Radwegebau entlang der L 480 in zwei Abschnitten“, erklärt die Verwaltung den Stand. „Der Lückenschluss entlang der L 480 würde die Radwegverbindung deutlich direkter und damit schneller und attraktiver machen. Dies wäre die logische Fortführung des Radweges auf dem Brückenbauwerk“, sagt sie. Logik hin und her: Eine Bedarfszahl nennt sie nicht, die der radelnden Berufspendler dürfte auch nach Wegfall des Übergangs Kastanienstraße begrenzt sein, die der Touristen auf der Waldroute wesentlich höher. Beide Nutzungsarten lassen sich aber kaum unter einen Hut bringen. Im Planungsausschuss wird die Debatte die Klärung bringen müssen, ob ein gemeinsamer Antrag mit Wesel erfolgt. Oder mehr Fakten her müssen.

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