Weseler Wirtschaftsabend bei Lase Ratsarbeit wird ab Herbst 2020 digitalisiert

Wesel · Sechs Referenten informierten beim Weseler Wirtschaftsabend rund 120 Zuhörer darüber, wie sich die Arbeitswelt in Zukunft verändern wird und wie Unternehmen darauf reagieren sollten.

 Erhielten reichlich Beifall für ihre Vorträge (v.l.): Benedikt Schütz, Achim Klingberg, Julia Brouns, Christian Friedhoff, Tim Ridder, Ulrike Westkamp und Moderator Rainer Benien.

Erhielten reichlich Beifall für ihre Vorträge (v.l.): Benedikt Schütz, Achim Klingberg, Julia Brouns, Christian Friedhoff, Tim Ridder, Ulrike Westkamp und Moderator Rainer Benien.

Foto: Jordans

Im Herbst 2020 wird die Ratsarbeit in Wesel digitalisiert. Dann gehören beispielsweise zentimeterdicke Ausschussunterlagen der Vergangenheit an. Das hat Bürgermeisterin Ulrike Westkamp während des dritten Weseler Wirtschaftsabends angekündigt. Zu der Veranstaltung der Weselpartner (Zusammenschluss von 17 Unternehmen, der Stadt und Wesel Marketing) waren am Mittwochabend mehr als 120 Gäste in die Lagerhalle der Firma Lase an der Rudolf-Diesel-Straße gekommen, um dort von insgesamt sechs Referenten zu erfahren, wie sich die Arbeitswelt in den nächsten Jahren verändern wird und wie Unternehmen darauf reagieren sollten.

 Gut 120 Besucher kamen zum mittlerweile dritten Weseler Wirtschaftsabend ins Lager der Firma Lase.

Gut 120 Besucher kamen zum mittlerweile dritten Weseler Wirtschaftsabend ins Lager der Firma Lase.

Foto: Jordans

Ungewöhnlich: Alle Referenten hatten sich auf das ungewöhnliche Vortragsformat „Pecha Kucha“ eingelassen. Heißt: Für die Erläuterung von 20 Folien hatte jeder gut sechs Minuten Zeit.

„Die Digitalisierung wird unserer Leben rasant verändern. Das Potenzial ist noch lange nicht ausgeschöpft“, sagte Ulrike Westkamp, die nach der Begrüßung von Wesel-Marketing-Geschäftsführer Rainer Benien als Erste ans Mikro trat. Dass in der Verwaltung schon vieles online läuft, machte sie anhand mehrerer Beispiele deutlich. So könnten Medien in der Stadtbücherei online ausgeliehen werden. Knöllchen würden mit einer speziellen Handy-App erfasst, Firmen könnten Grundstücke über das Geoportal der Stadt in Augenschein nehmen. Aktuell arbeitet die Verwaltung an einem elektronischen Bezahlsystem. Außerdem soll die E-Government-Palette erweitert werden.

Anschließend informierte Lase-Chef und Hausherr Achim Klingberg über das Cubes-Projekt. Bis Sommer 2020 entsteht auf einer 6500 Quadratmeter großen Fläche neben Lase an der Rudolf-Diesel-Straße ein Gebäudekomplex aus fünf Würfel („Cubes“), die im Erdgeschoss miteinander verbunden sein werden und unter anderem Platz für ein öffentliches Restaurant bieten. Im ersten Obergeschoss werden zahlreiche offene Büros, Besprechungsräume und sogenannte Co-Working-Spaces entstehen. In denen können sich mehrere Jungunternehmer die Schreibtische teilen. Insgesamt 70 Arbeitsplätze sollen in den Neubauten geschaffen werden. Schon jetzt, so Klingberg, seien 50 Prozent der Flächen vermietet, 30 Prozent reserviert. Ein Pächter für das Restaurant werde noch gesucht.

Mehr als 130 Büroarbeitsplätze hat gerade der Weseler Chemiekonzern Altana geschaffen, um junge Mitarbeiter aus den Bereichen IT und Digitalisierung dauerhaft an sich zu binden. Über das Pilotprojekt informierte Tim Ridder im Detail.

Einen Einblick in die Denkweise der Generation Z (Jahrgänge 1995 bis 2010) gab Gründungsberaterin Julia Brouns. Vor allem für die gut ausgebildeten jungen Leute, die in den nächsten Jahren auf den Arbeitsmarkt drängen, spielten Freizeit, Freunde und Familie eine große Rolle. Spaß und Selbstentfaltung stünden im Vordergrund. Ihnen sei persönliche Kommunikation und Begegnung auf Augenhöhe wichtig. Anders als die Generationen vor ihnen würden sich die jungen Leute seltener emotional an ihren Arbeitgeber binden. Das habe zur Folge, dass sie bei einem besseren Angebot schnell weiterzögen. „Die Generation Z, der Struktur und Sicherheit wichtig ist, entscheidet sich gerne für technisch besser ausgestattete Unternehmen“, so Brouns. „Es bleibt spannend.“

Einen Ausblick in die digitalisierte Arbeitswelt der Medizin im Jahr 2030 gewährte Christian Friedhoff, Leiter Medizintechnik und IT bei Pro homine. Pflegeroboter und die digitale Patientenakte werden in zehn bis 15 Jahren ebenso etabliert sein, wie die neue Herzklappe aus dem 3D-Drucker. Das alles werde dazu beitragen, das Personal zu entlasten. Profitieren würden am Ende vor allem die Patienten.

Als Letzter trat Benedikt Schütz, Abteilungsleiter Digitale Transformation bei der Niederrheinischen Sparkasse Rhein-Lippe, ans Rednerpult und erklärte, wie sein Arbeitgeber auf die Herausforderungen der Zeit reagieren will. Unter anderem wird das Thema Internet-Filiale an Bedeutung zunehmen. Durch Automatisierung soll mehr Zeit für die Kundenberatung gewonnen werden. „Wir wollen die Organisation so aufstellen, dass wir schneller auf die sich verändernden Bedürfnisse der Kunden reagieren“, so Schütz. Er und seine fünf Vorredner freuten sich über viel Beifall der Zuhörer.

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