Wolfgang Mömken geht in den Ruhestand Grundschul-Leiter führt bald Bauaufsicht

Heute, am letzten Schultag, wird Wolfgang Mömken (64) in den Ruhestand verabschiedet. Weil sich niemand für die freie Stelle beworben hat, übernimmt Ruth Katernberg die Grundschule in der Feldmark kommissarisch.

 Im Offenen Ganztag hilft Wolfgang Mömken Kindern gerne bei den Hausaufgaben. Amin und Derssem (v.l.) profitieren.

Im Offenen Ganztag hilft Wolfgang Mömken Kindern gerne bei den Hausaufgaben. Amin und Derssem (v.l.) profitieren.

Foto: Klaus Nikolei

Seit knapp sieben Jahren ist Wolfgang Mömken nun Leiter der Grundschule in der Feldmark. Und eigentlich müsste er bis zum Eintritt ins gesetzliche Rentenalter noch zwölf Monate arbeiten. Doch schon jetzt wird er aus dem Schuldienst ausscheiden – mit nicht ganz 65. So hat er das mit seiner Frau abgesprochen, die kürzlich als Lehrerin in den Ruhestand getreten ist. Das bedeutet, dass sich Wolfgang Mömken am heutigen Freitag von seinen Kolleginnen und den knapp 340 Schülern verabschiedet wird.

 „Das Bild haben wir Ihnen zum Abschied gemalt“, sagen Leyla (8) und Djamil (7). „Für das tolle Bild werde ich einen Rahmen suchen“, sagt der scheidende Schulleiter hocherfreut.

„Das Bild haben wir Ihnen zum Abschied gemalt“, sagen Leyla (8) und Djamil (7). „Für das tolle Bild werde ich einen Rahmen suchen“, sagt der scheidende Schulleiter hocherfreut.

Foto: Klaus Nikolei

„Vielleicht singt man mir ein Liedchen – mehr weiß ich aber nicht. Das lasse ich auf mich zukommen.“ Sein Büro wird er allerdings erst Ende des Monats räumen. Denn in den Ruhestand tritt der Vater von drei erwachsenen Söhnen, der aus Voerde-Spellen stammt und dort auch heute lebt, erst am 1. August.

 „Mir hat der Beruf und die Arbeit mit Kindern immer Freude bereitet“: Wolfgang Mömken als junger Lehrer im Jahr 1982 bei einer Klassenfahrt.

„Mir hat der Beruf und die Arbeit mit Kindern immer Freude bereitet“: Wolfgang Mömken als junger Lehrer im Jahr 1982 bei einer Klassenfahrt.

Foto: kwn

Insgesamt 42 Jahre hat der Lehrer für Deutsch, Katholische Religion und Erdkunde an verschiedenen Grundschulen, im Weseler Berufskolleg und in der Dingdener Akademie Klausenhof Kinder und Jugendliche unterrichtet. Auch wenn es nicht immer leicht war, die Zahl der Aufgaben (Stichwort: Inklusion) stetig gewachsen ist, so zieht er doch ein positives Fazit. „Ich würde diesen schönen Beruf immer wieder ergreifen“, sagt er.

Eigentlich wollte er nach dem Abi­tur zur Bundeswehr und danach Fluglotse werden. Doch er wurde krank. Seinen Wehrdienst musste er nicht mehr ableisten. „Da habe ich mir im Krankenhaus Gedanken gemacht, was ich alternativ machen könnte. Und weil ich in unserer Kirchengemeinde in der Jugendarbeit tätig war, kam mir die Idee, Grundschullehrer zu werden.“ Studiert hat Wolfgang Mömken in Köln. „Eine wirklich schöne Zeit“, sagt er. Danach ging es zurück an den Niederrhein, wo er ab 1979 morgens einige Stunden in der Parkschule in Friedrichsfeld tätig war und ab Februar 1980 parallel nachmittags im Weseler Berufskolleg Jugendliche mit Zuwanderungshintergrund unterrichtet hat. In der Parkschule erhielt er dann 1982 seine erste volle Stelle als Klassenlehrer.

Erfahrung in der Schulleitung sammelte Mömken von 1988 bis 2004 in Voerde an der Pesta­lozzi-Grundschule. Dort war er als Konrektor tätig. Danach übernahm er die Leitung der Parkschule. Da diese auslief, wechselte er im September 2012 in die Feldmark, wo jede Menge Arbeit auf ihn gewartet hat. Unter anderem mussten die Grundschulen am Holzweg und am Mühlenweg mit den beiden Kollegien am Standort Holzweg zusammengeführt werden. Ein Neubau wurde errichtet, der Schulhof umgestaltet, ein Schulgarten angelegt. „Wir waren auch Schwerpunktschule für Kinder mit sonderpädagogischem Förderungsbedarf“, erinnert sich Mömken.

In Hochzeiten hatte die Schule vier Sonderpädagogen mit zusammen fast 100 Stunden. Dann kam das Thema Inklusion auf und Kinder mit Handicap sollten an praktisch allen Schulen unterrichtet werden. Das hatte Folgen. Heute, bedauert der scheidende Schulleiter, „gibt es nur noch eine Sonderpädagogin mit 16 Wochenstunden“. Er kritisiert, dass die Voraussetzungen für inklusiven Unterricht nicht stimmten. „Was nützen Stellen, wenn es nicht genügend Sonderpädagogen gibt.“ Auch bedauert er, dass es immer mehr Seiteneinsteiger und nicht genügend voll ausgebildete Lehrer gebe. Aber auch Lehrer, die bereit und in der Lage sind, eine Schule zu leiten, sind rar gesät.

Seine Stelle sei dreimal ausgeschrieben worden, weiß er. „Es gab aber keine Bewerbung.“ So kommt es, dass ab August Kollegin Ruth Katernberg die Feldmarker Grundschule kommissarisch leiten und die voraussichtlich 73 Erstklässler begrüßen wird.

Dass die Schule in absehbarer Zeit zu wenig Schüler haben könnte, kann er sich nicht vorstellen. Im Gegenteil: „Wenn im geplanten Hessenviertel gebaut wird, dürfte der Platz hier nicht reichen. Da wird sich die Stadt etwas einfallen lassen und wohl anbauen müssen.“

Langweilig wird es Mömken im Ruhestand sicher nicht. Einer der Söhne baut im großen elterlichen Garten ein Haus. „Und ich werde die Bauaufsicht übernehmen.“ Gartenarbeit und die Betreuung des sechs Monate alten Enkelkindes stehen ebenfalls auf dem Programm.

Abgesehen von Wandertouren – im September geht es zunächst in den Pfälzer Wald, dann ins Wallis (Schweiz) – möchte er 2020 nach Ghana reisen. Die katholische Kirchengemeinde St. Peter in Spellen hat in dem westafrikanischen Land eine Partnergemeinde. Dort war Mömken 2011 für zwei Wochen zu Gast. Nun plant er einen längeren Aufenthalt. Und er hat einen Plan: „Ich möchte aus einfachen Materialien einen Modellofen bauen, auf dem das Schulessen mit weniger Holz gekocht werden kann. Das möchte ich unglaublich gerne tun.“

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