Konrad-Duden-Realschule Was die Schulen jetzt brauchen

Wesel · Was kann eine Schule aus der ersten Welle der Corona-Pandemie lernen? Die Konrad-Duden-Realschule im Weseler Stadtteil Feldmark hofft vor allem auf PCs mit Kameras für Kinder und Lehrer.

 Duden-Realschulleiterin Heike Böken-Heinemann (2.v.l.) mit Konrektor Jens Mahn und den engagierten Eltern Bianca Teschke (2.v.r.) und Heidi Zeiner

Duden-Realschulleiterin Heike Böken-Heinemann (2.v.l.) mit Konrektor Jens Mahn und den engagierten Eltern Bianca Teschke (2.v.r.) und Heidi Zeiner

Foto: Klaus Nikolei

So etwas hat Heidi Zeiner noch nicht erlebt. Als ihre Tochter Hannah kürzlich zum ersten Mal seit mehreren Wochen wieder zu Weseler Konrad-Duden-Realschule durfte, war die Zwölfjährige bereits um kurz nach 6 Uhr gestriegelt und gespornt. Und auch ihr Frühstücksmüsli hatte die Schülerin der Klasse 5c bereits verputzt. „Unsere Hannah war schon vor den Hunden auf. Normalerweise muss man sie um 7 Uhr schütteln, damit sie aufsteht“, erzählt die stellvertretende Klassenpflegschaftsvorsitzende. „Ich habe gefragt, was los sei. Und Hannah sagte nur: ,Schulfreude’“.

Ähnliche Szenen dürften sich in vielen Familien abgespielt haben. Denn kaum ein Schüler hat in Zeiten von Corona und der damit verbundenen Zwangsschließung der Schulen nicht den Tag herbeigesehnt, endlich seine Freunde und Lehrer leibhaftig wiederzusehen. Nachdem die Schüler der Abschluss-Jahrgänge bereits seit dem 23. April beziehungsweise die Neuntklässler seit dem 11. Mai wieder regelmäßig zu Schule gehen, sind mittlerweile auch alle anderen Jahrgänge wenigsten einmal in der Woche in der Schule, wo sie in Kleingruppen unterrichtet werden.

Gelernt haben sie natürlich auch in den vergangenen Monaten – mit von den Lehrern zugemailten Aufgaben. Dass das digitale Lernen für alle Beteiligten – Kinder, Lehrer und Eltern – eine große Herausforderung war und noch immer ist, darüber sind sich diejenigen einig, die sich in der Konrad-Duden-Realschule zu einem Gespräch mit unserer Redaktion versammelt haben.

„Die vergangenen Wochen haben ganz klar gezeigt, dass die Schulen für digitales Lernen überhaupt nicht ausgestattet sind“, sagt beispielsweise Schulleiterin Heike Böken-Heinemann. Denn kein PC an ihrer Schule verfüge bislang über eine Kamera, so dass Videoschaltungen mit den Schülern überhaupt nicht möglich gewesen seien. „Es rächt sich jetzt, dass in der Vergangenheit zu wenig in die Bildung gesteckt wurde“, sagt auch Bianca Teschke, die Klassenpflegschaftsvorsitzende der 5c, in der ihre Tochter Charlotte unterrichtet wird. Böken-Heinmann und Teschke hoffen darauf, dass die Stadt Wesel die Sommerferien nutzen wird, um die Schulen und auch die Schüler mit den nötigen Geräten auszustatten, damit künftig das digitale Lernen leichter wird. Diese Hoffnung teilen auch der Konrektor der Schule, Jens Mahn, die Sozialarbeiterin Sonja Bordenheuer und Janina Weiermüller, die Klassenlehrerin der 5 c.

Weihermüller berichtet unter anderem davon, dass sie mit ihrem eigenen Endgerät jetzt, da der Präsenzunterricht wieder angefangen hat, längst nicht überall im Schulgebäude W-Lan habe. Die Arbeitsbelastung in den vergangenen Wochen sei neben dem Präsenzunterricht deutlich höher als sonst. „Täglich muss ich mindestens 30 Mails von Schüler beantworten, die Fragen im Zusammenhang mit den Wochenplänen haben.“

Bianca Teschke, die in einem „systemrelevanten Beruf“ als Verwaltungsmitarbeiterin in einem Weseler Pflegeheim tätig ist, berichtet davon, dass es für berufstätige Eltern anstrengend sei, die Kinder nach der Arbeit noch zu unterrichten. „Die Kinder nach einigen Wochen noch zu motivieren, fällt schwer. Das führt nicht selten zu Spannungen und schlechter Laune.“

Familien, in denen die Eltern zu Hause seien, hätten oft das Problem, dass sie ihren Kindern nicht helfen könnten, weil sie beispielsweise die Sprache nicht beherrschen oder ihnen die technischen Geräte für den digitalen Unterricht fehlen.

Längst nicht alle Schüler haben einen PC und einen Drucker zu Hause. Sozialarbeiterin Bordenheuer berichtet, dass sie zuletzt 20 Anträge an die Stadt gestellt habe, damit Kinder aus einkommensschwachen Familien aus einem speziellen Fonds die nötigen Geräte erhalten. Um herauszufinden, wer was genau benötigt, um beim digitalen Lernen nicht den Anschluss zu verlieren, hat sie zahlreiche Telefonate geführt. Und die 20 Inklusionskinder, die zieldifferent unterrichtet werden, wurden von ihr und der Sonderpädagogin mit ausreichend Aufgabenblättern versorgt.

Heike Böken-Heinemann hofft, dass die Stadt nach Absprache mit den Schulleitungen ein einheitliches System finden wird, mit dem alle Schulen künftig arbeiten können. Denn bekannte Messangerdienste oder Kommunikationsplattformen wie beispielsweise Whatsapp sind nicht rechtskonform. „Wir brauchen ein System, bei dem wir mit den Datenschutzbestimmungen und Urheberrechten auf der sicheren Seite sind“, sagt Jens Mahn.

Der Schule hat die Masse der Eltern in Zeiten der Corona-Krise übrigens ein gutes Zeugnis ausgestellt. Das ist das Ergebnis einer von Sonja Bordenheuer initiierten Fragebogenaktion. Gelobt worden seien unter anderem die vielen von Lehrern bereitgestellten und zum Teil selbst gedrehten und auch bei Youtube veröffentlichten Lernfilme sowie die Tatsache, dass die Lehrer für die Eltern und Kinder jederzeit erreichbar gewesen seien. Auf der Wunschliste der Befragten ganz oben stand mehr Unterricht in Form von Videokonferenzen.

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