Kolumne „Himmel & Erde“ Bleiben Sie zuversichtlich!

Wesel · Ingo Zamperonis einprägsamer Satz am Ende der Tagesthemen lassen Kreisdechant Stefan Sühling immer aufhorchen. Was die Worte in ihm auslösen und warum sich Zuversicht lohnt.

Mit einem aufmunternden Lächeln fordert Ingo Zamperoni spät abends am Ende der Tagesthemen auf: „Bleiben Sie zuversichtlich!“ Nach mancher Sendung mit ihren, in der übergroßen Mehrzahl, beunruhigenden Nachrichten, klingt mir seine Aufforderung fast schon trotzig. In den vom ersten Corona-Lockdown gekennzeichneten Wochen, mit ihrer Unübersichtlichkeit und nun erst Recht, in der dunklen Jahreszeit mit den beängstigend rasant ansteigenden Covid-Erkrankungszahlen, empfinde ich Zamperonis Wunsch wie das sprichwörtliche Pfeifen im dunklen Keller.

 Stefan Sühling ist Pfarrer von St. Nikolaus Wesel und Kreisdechant des Kreisdekanats Wesel.

Stefan Sühling ist Pfarrer von St. Nikolaus Wesel und Kreisdechant des Kreisdekanats Wesel.

Foto: Fritz Schubert

Ist der Wunsch „Bleiben Sie zuversichtlich!“ am Ende nicht einfach naiv? Und ist die angesprochene Zuversicht nicht einfach nur fahrlässiger Optimismus angesichts fataler Aussichten?

In der Tat, blauäugiger Optimismus ist angesichts der aktuellen Lage unserer Welt nicht angezeigt: die Klima-Katastrophe ereignet sich ungebremst vor unser aller Augen, ohne das ernsthafte Initiativen zum Abbremsen unternommen würden; populistische Machthaber weltweit, ob in den USA oder in Russland, in Belarus, Brasilien oder der Türkei zerbröseln die demokratischen Errungenschaften der vergangenen Jahrzehnte in atemberaubendem Tempo – dabei treibt es dem Beobachter die Schreckstarre über den Verfall der Wahrhaftigkeit in Politik und öffentlichem Leben ins Gesicht.

Der Apostel Paulus lehrt mich, was Zuversicht ist: Mit der Hoffnung, dass es am Ende in Gottes Namen gut wird, die Welt anschauen. Zuversicht ist Hoffnung praktisch. Nicht immer ist das einfach, sich auf diese Hoffnungsperspektive einzulassen. Manches Mal muss ich wider die Erfahrung und rationales Urteil die Hoffnung wachhalten. Aber zuversichtlich sein lohnt sich. Zuversicht setzt auf das Licht am Ende des Tunnels, obwohl es noch nicht zu sehen ist und gibt damit Orientierung. Zuversicht sieht in der unscheinbaren Knospe schon die Blüte, die Frühlingsfarbe auf die toten Herbstzweige malt. Der Aufforderung Ingo Zamperonis, schließe ich mich gerne an und gleichzeitig auch ein, wenn ich sage: Bleiben wir zuversichtlich!

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