Angelina Greupner aus Wesel Altenpflegerin: „Beruf gibt mir so viel“

Wesel · Kaum ein Beruf ist so krisensicher wie die Altenpflege. Die 20-jährige Angelina Greupner aus Wesel hat kürzlich ihre dreijährige Ausbildung abgeschlossen.

 Angelina Greupner, hier mit Ruth Ahrenbeck, macht die Arbeit mit älteren Menschen Freude .

Angelina Greupner, hier mit Ruth Ahrenbeck, macht die Arbeit mit älteren Menschen Freude .

Foto: Klaus Nikolei

Als Angelina Greupner vor einigen Jahren im Freundes- und Bekanntenkreis davon erzählt hat, dass sie gerne Altenpflegerin werden wolle, waren es vor allem die (älteren) Erwachsenen, die skeptisch waren. Und es fielen Kommentare wie „Da machst du Dir die Knochen kaputt“.

 Gabriele Pollok, Leiterin des Fachseminars für Altenpflege beim CJD-Berufsförderungszentrum

Gabriele Pollok, Leiterin des Fachseminars für Altenpflege beim CJD-Berufsförderungszentrum

Foto: Klaus Nikolei

Dass die Arbeit mit älteren, pflegebedürftigen Menschen weiß Gott nicht leicht ist, das war der mittlerweile 20-jährigen Weselerin spätestens während ihre Freiwilligen Sozialen Jahres (FSJ) klar, dass sie nach Abschluss ihrer Zeit in der Martini-Hauptschule im Obrighovener Pflegeheim Kiek in den Busch absolviert hat.

 Diese jungen Altenpflegerinnen und Altenpfleger haben kürzlich nach dreijähriger Ausbildung erfolgreich ihre Prüfungen abgeschlossen.

Diese jungen Altenpflegerinnen und Altenpfleger haben kürzlich nach dreijähriger Ausbildung erfolgreich ihre Prüfungen abgeschlossen.

Foto: CJD

In der Einrichtung, in der auch ihre Mutter tätig ist, allerdings im nichtpflegerischen Bereich, arbeitet Greupner seit wenigen Wochen als examinierte Altenpflegerin. Den Beruf von der Pike auf gelernt hat sie im Altenpflegeseminar des CJD-Berufsförderungszentrums an der Alten Delogstraße in Wesel, wo sie kürzlich zu den erfolgreichen Kursabsolventen gehört hat.

„Der Kontakt mit den alten Mensch und deren Dankbarkeit gibt mir persönlich viel“, sagt die couragierte junge Frau. Dass sie Schichtdienst hat und jedes zweite Wochenende arbeiten muss, macht ihr nicht viel aus: „Man gewöhnt sich daran.“ Dass es nicht jedermanns Sache ist, alte Menschen zu waschen, Verbände zu wechseln und sie beim Toilettengang zu begleiten, weiß Angelina Greupner. Aber auch daran gewöhnt man sich, sagt sie. „Das gehört nun mal zum Beruf dazu.“

Weil das Betriebsklima im Haus Kiek in den Busch so gut sei und auch viele Kollegen ihren Job gerne machen, kann sich die junge Frau vorstellen, längerfristig in dem Beruf zu arbeiten. Zumal es beste Aufstiegsmöglichkeiten gibt. „Nach drei Jahren in der Praxis kann man Pflegepädagogik an einer Fachhochschule studieren und später mal als Pflegedienstleitung auch in Kinder- und in Behindertenheime arbeiten.“

Gefragt nach den Verdienstmöglichkeiten, gibt Angelina Greupner bereitwillig Auskunft. 2900 brutto verdiene sie. Mit Zuschlägen fürs Wochenende komme sie auf mehr als 2000 Euro netto. Überstunden werden gutgeschrieben. Hört sich zunächst nicht so schlecht an. Doch das sieht die 20-Jährige ein wenig anders: „Eigentlich ist das viel zu wenig für diese doch körperlich und psychisch anstrengende Arbeit.“

 Die erfolgreichen Absolventen des einjährigen Altenpflegehelfer-Kurses haben das Ende ihrer Ausbildung gebührend gefeiert.

Die erfolgreichen Absolventen des einjährigen Altenpflegehelfer-Kurses haben das Ende ihrer Ausbildung gebührend gefeiert.

Foto: CJD

Mit dieser Meinung steht sie nicht alleine. Gabriele Pollok, Leiterin des Fachseminars für Altenpflege im CJD Berufsförderungszentrums, die unter anderem als Leiterin eines ambulanten Pflegedienstes reichlich Erfahrung in der Altenpflege gesammelt hat, ist überzeugt, dass die Gehälter in Zukunft steigen müssen, um den immer weiter steigenden Bedarf an examinierten Pflegekräften auch nur annähernd decken zu können. „Wenn die Berufe in der Pflege, die ab 2020 durch die generalisiert Ausbildung noch anspruchsvoller werden, nicht entsprechend bezahlt werden, werden die Probleme noch größer.“

Und sie nennt Zahlen, wonach im Jahr 2015 bundesweit gut 2500 Pfleger gefehlt haben, vier Jahre später aber schon 10.000. „Wo sollen die fehlenden Pflegekräfte nur herkommen?“ Auch müsse etwas gegen die Arbeitsbelastung getan werden.

In stationären Einrichtungen und bei ambulanten Pflegediensten sei es nicht selten, dass Mitarbeiter kaum noch an Wochenenden frei hätten und bis zu vier Wochen durcharbeiten müssten. „Unhaltbare Zustände sind das. Und nichts passiert“, beklagt Gabriele Pollok. Nötig wären geregelte Arbeits- und Pausenzeiten sowie genügend Freizeit.

Die Nachfrage nach den Kursen im CJD ist gut. Kürzlich haben 22 Frauen und Männer mit der dreijährigen Ausbildung zum examinierten Altenpfleger begonnen. Für eine einjährige Ausbildung zum examinierten Altenpflegehelfer haben sich 17 Interessenten entschieden.

Die meisten wurden von der Arbeitsagentur beziehungsweise vom Jobcenter ans CJD verwiesen. „Die meisten, die den Helfer-Kurs erfolgreich abschließen, wechseln danach in die dreijährige Ausbildung.“ Die Kursteilnehmer sind zwischen 17 und Mitte 50 – zwei Drittel davon Frauen.

Und welche Fähigkeiten sollten Bewerber mitbringen? Neben der schulischen Qualifikation (Hauptschulabschluss für den Pflegekurs, Fachoberschulreife für die dreijährige Ausbildung) sind Einfühlungsvermögen und ganz einfache Tugenden wie Zuverlässigkeit, Pünktlichkeit und Freundlichkeit wichtig, sagt Gabriele Pollok. Natürlich wäre es sinnvoll, wenn Bewerber schon ein Praktikum vorweisen könnten. „Doch das Problem ist, dass die Einrichtungen zwar Anleiter für die Praktikanten haben, doch diese wegen der Personalknappheit ganz normal in der Pflege eingesetzt werden – ein wahrer Teufelskreis.“

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