Wesel Millionen-Investition: Jugendhotel für Wesel geplant
Wesel · Der Internationale Bund will auf dem Fusternberg ein Jugendhotel mit 130 Plätzen errichten. Weil das Projekt vom Baufortschritt der Südumgehung abhängig ist, dürfte die Herberge nicht vor 2022 öffnen.
In der Zentrale des Internationalen Bundes (IB) in Frankfurt, einem bundesweit tätigen Dienstleister der Jugend- und Bildungsarbeit, ist kürzlich eine Grundsatzentscheidung gefallen: Demnach soll auf dem mehrere Tausend Quadratmeter großen Weseler IB-Gelände an der Schillwiese (siehe Text im Kasten) ein Jugendhotel mit 130 Plätzen entstehen. Weil noch nicht klar ist, ob der Verein selbst oder vielleicht ein Investor den Neubau errichtet, ist noch nicht klar, wie viele Millionen Euro das Projekt kosten wird. Ebenfalls noch nicht geklärt ist die Frage, ob der knapp 40 Jahre alte Werkstattbereich der Abteilung Berufliche Bildung, der seit 2014 nicht mehr existiert, umgebaut oder komplett abgerissen werden soll. Beschlossen ist hingegen, dass die alten Gewächshäuser weichen müssen.
Nur zu gerne hätte IB-Regionalleiterin Heidi Mohr-Scholmanns am Mittwoch zusammen mit Bürgermeisterin Ulrike Westkamp (SPD) vor Journalisten Pläne präsentiert, wie das Jugendhotel einmal aussehen könnte und wo es genau gebaut word. Doch weil Anfang des Jahres der Landesbetrieb Straßen NRW dem IB klar gemacht hat, dass er für den Bau der Südumgehung über den Fusternberg mehr Fläche zum Lagern benötigt als bislang gedacht, müssen die Pläne alle überarbeitet werden. „Wir waren schon mal deutlich weiter“, erklärte Mohr-Scholmanns gegenüber unserer Redaktion.
Weil das ehrgeizige IB-Projekt also direkt mit dem Baufortschritt der Südumgehung zusammenhängt, ist auch ungewiss, wann es tatsächlich startet. Mohr-Scholmanns und Westkamp gehen davon aus, dass es 2020 etwas wird. Die Bauzeit schätzt Martin Prior, Leiter des Fachbereichs Stadtentwicklung, „auf sicherlich zwei Jahre“.
Ulrike Westkamp lobt die Entscheidung des IB und freut sich auf das Jugendhotel, das eine Angebotslücke schließen soll, die bei der Erstellung des Tourismuskonzeptes für die Stadt zu Tage getreten ist. Zumal bekanntlich die Übernachtungsmöglichkeiten im ehemaligen Kanuheim am Lippehafen wegfallen sollen, wenn das Haus zum Lippe-Umweltzentrum umgebaut werden sollte. „Vor allem bei Veranstaltungen in der Niederrheinhalle, bei Sportevents in der Rundsporthalle oder im Auestadion, zu denen hunderte junge Leute anreisen, müssen die Gäste wegen fehlender Übernachtungsmöglichkeiten im unteren Preissegment bislang noch in andere Kommunen ausweichen“, so Westkamp. Durch das Jugendhotel wolle man ein attraktives Angebot schaffen und so auch die Kaufkraft in der Stadt halten.
Das Jugendhotel soll ausschließlich über Zwei- und Vierbett-Zimmer „von gehobenem Niveau“ (Mohr-Scholmanns) verfügen und für Interessenten aller Altersgruppen zugänglich sein. Nicht zuletzt auch für junge Erwachsene, die beim IB ein Freiwilliges Soziales Jahr absolvieren und während dieser Zeit an Seminaren teilnehmen müssen, die künftig verstärkt in Wesel stattfinden sollen.
Die Kosten pro Nacht werden deutlich unter denen eines normalen Hotelzimmers liegen, heißt es. Das Hotel, so die Planung, wird über Seminar- und Besprechungsräume, einen Fußballplatz, eine Art Sporthalle inklusive Kletterwand und eine Kantine verfügen. Eine Lärmschutzwand, die begrünt wird, soll Straßengeräusche minimieren. Von dem Millionen-Projekt nicht tangiert ist der Verwaltungsbau des IB-Jugendhilfeverbundes (30 Mitarbeiter), der 2017 sein 40-jähriges Bestehen feiert.
Als Vorsitzender des Ausschusses für Stadtmarketing meldete sich Norbert Meesters (SPD) zu Wort. „Das ist eine ganz tolle Sache, die ich sehr begrüße.“ Er verwies auch auf Synergien mit dem geplanten Lippe-Umweltzentrum und sprach von einem „touristischen Highlight“.
Auch CDU-Fraktionschef Jürgen Linz zeigt sich begeistert, zumal sich seine Partei seit Jahren für ein Jugendgästehaus eingesetzt und zahlreiche Anträge dazu verfasst habe. „Da wir auf der Homepage gelesen hatten, dass der IB auch Jugendgästehäuser bereits in anderen Bundesländern bewirtschaftet, hatten wir uns vor etwa fünf Monaten mit diesem in Verbindung gesetzt. Das sich der IB nun für Wesel als erstem Standort in NRW entschieden hat, freut uns sehr.“